Herne. Die Schulen in Herne erhalten vom Land Geld für 11.500 weitere mobile Endgeräte. Die Stadt spricht trotzdem von einem „vergifteten Geschenk“.

5,8 Millionen Euro will das Land der Stadt Herne noch in diesem Jahr für den Kauf von weiteren mobilen Endgeräten zur Verfügung stellen. „Das ist richtig gut“, sagt Schuldezernent Andreas Merkendorf zur WAZ. Weniger gut – um es vorsichtig auszudrücken – findet er den Umstand, dass die Hilfe des Landes mit der Überweisung des Geldes beendet sei. Er spricht gegenüber der WAZ deshalb von einem „vergifteten Geschenk“.

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Zum Hintergrund: Das Land hat für die Kommunen zwei Fördermaßnahmen auf den Weg gebracht, damit Schülerinnen und Schüler in Kürze mit mobilen Endgeräten, also Laptops oder Tablets, ausgestattet werden können. Nach über 4000 Endgeräten, die nach dem Beginn der Corona-Pandemie für Herner Schulen bestellt wurden, sollen nun rund 11.550 weitere folgen. Das Land will sie zu 100 Prozent finanzieren, eine Beteiligung der Stadt ist nicht nötig. Pro Endgerät steht laut Stadt ein Betrag in Höhe von maximal 500 Euro – inklusive der Inbetriebnahme sowie des erforderlichen Zubehörs – zur Verfügung.

Herne: Endgeräte sind eine „große Chance“, sorgen aber für „Ewigkeitslasten“

Schuldezernent Merkendorf betont zunächst das Positive. Die Millionen-Investition sei gewaltig, und die Ausstattung mit weiteren digitalen Endgeräten stelle einen wichtigen Baustein bei der Digitalisierung der Herner Schulen dar. Perspektivisch erhalte durch die Finanzspritze jeder der rund 19.000 Schülerinnen und Schüler dadurch ein mobiles Endgerät. Sie seien somit „eine große Chance“. Er beklagt aber zugleich die „Ewigkeitslasten“, die der Stadt damit aufgebürdet werden.

Bund und Land machen sich „einen schlanken Fuß“: Schuldezernent Andreas Merkendorf.
Bund und Land machen sich „einen schlanken Fuß“: Schuldezernent Andreas Merkendorf. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Denn: Durch die Digitalisierung entstünden jährliche Folgekosten – auch die seien gewaltig. Aufgebaut werden müsse unter anderem ein IT-Support, bei dem die Schulen beziehungsweise die Schülerinnen und Schüler Hilfe bekommen, wenn sie Fragen rund um die Endgeräte oder Soft- beziehungsweise Hardware-Probleme haben. Auch müssten die Laptops oder Tablets eingerichtet, gewartet und repariert werden sowie schließlich ersetzt, wenn es nötig sei. Die Stadt beziffert die Kosten hierfür jährlich auf einen hohen einstelligen Millionenbereich. Bisher, klagt Merkendorf, hätten sich weder das Land noch der Bund zu einer weiteren finanziellen Unterstützung der Kommunen für diese Kosten bereit erklärt: „Sie machen sich einen schlanken Fuß.“

Politik berät über die Pläne des Landes

Die Millionen für die Endgeräte seien deshalb „ein riesiger ungedeckter Scheck“. Merkendorf fordert nun, dass die Kommunen nach der Überweisung des Geldes für die Endgeräte weiter unterstützt werden. Sollten Bund und Land die Digitalisierung der Schulen jedoch allein als kommunale Aufgabe begreifen, seien angesichts der Haushaltslage „kaum lösbare finanzielle Herausforderungen“ die Folge. Diese Warnung richtet sich nicht zuletzt auch an die Politik in Herne. Sie berät in den kommenden Wochen über die geplante Förderung. Den ersten Aufschlag macht dabei der Schulausschuss am Donnerstag, 20. Januar (16 Uhr, Volkshaus Röhlinghausen, Am Alten Hof 28), anschließend werden unter anderem auch die Bezirksvertretungen beteiligt. Das letzte Wort hat dann der Rat Mitte März.

Und wenn dieser grünes Licht gibt? Dann sollen die Endgeräte bestellt werden, sagt Heike Wegner von der städtischen Stabsstelle „Digitaloffensive Schule“. Die anderen Kommunen, die ebenfalls von den Fördertöpfen profitieren, machten das aber auch. Deshalb könne es etwas dauern, bis die Geräte auch in Herne ankommen. Sie rechnet mit einer gestaffelten Auslieferung und setzt darauf, dass die erste Lieferung noch in diesem Jahr verteilt werden kann. Orientieren will sich die Stadt laut Wegner dabei an den Bedarfen der Schulen. Angeschafft werden sollen in der Regel Tablets, aber auch Laptops können bestellt werden.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Bislang rund 4200 Endgeräte an Schulen geliefert

Im vergangenen Jahr wurden zunächst 824 Dell-Laptops für Herner Schulen gekauft. Das Geld stellte die Stadt mit Zustimmung des Rates 2020, nach Beginn der Corona-Pandemie, zur Verfügung.

Aus einem Fördertopf floss anschließend Geld für weitere 3460 Endgeräte für Schülerinnen und Schüler sowie für 1606 Geräte für Lehrerinnen und Lehrer.