Herne. Die Coronakrise zieht den öffentlichen Nahverkehr arg in Mitleidenschaft. Das gilt auch für die HCR. Ein anderer Dienstleister leidet ebenso.
Die Coronakrise zieht auch den öffentlichen Nahverkehr arg in Mitleidenschaft. Fahrgastzahlen und Ticketeinnahmen sind auf Grund der weitreichenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens eingebrochen. Auf der anderen Seite laufen die Kosten weiter. Das gilt auch für die HCR. Eine andere Branche des Personenverkehrs ist ebenso hart getroffen.
HCR rechnet mit Verlusten von rund 10.000 Euro am Tag
Die HCR hat auf Grundlage der ersten Tage im Monat eine Prognose für April erstellt. Das Ergebnis: Das Unternehmen rechnet mit Verlusten von rund 10.000 Euro - pro Tag. „Wir beobachten die Situation täglich“, so HCR-Sprecher Dirk Rogalla im Telefonat mit der Herner WAZ-Redaktion. Eine Beobachtung: Es gebe etwa 80 Prozent weniger Fahrgäste in diesen Tagen, allerdings bedeute das nicht 80 Prozent weniger Einnahmen, weil viele Kunden - zum Beispiel Schüler oder Auszubildende - Abos hätten.
Die HCR hat längst auf die veränderten Bedingungen reagiert und den Samstagsfahrplan mit einigen Ergänzungen in Kraft gesetzt. Die Ergänzungen betreffen zum Beispiel Frühfahrten. Nachdem dabei volle Busse festgestellt worden waren, habe man gegengesteuert, um die Abstandsregeln einhalten zu können so, Rogalla.
Kurzarbeit sei bei der HCR kein Thema, im Moment würden die Fahrer Überstunden abbauen. Zwar gebe es zur Zeit einen leicht erhöhten Krankenstand, doch das bringe den Fahrbetrieb keinesfalls in Gefahr. Eine positive Auswirkung dieser Situation gebe es: Da die Straßen insgesamt leerer seien, seien die Busse noch pünktlicher als ohnehin schon.
Die Einnahmeverluste würden übrigens keinen Einfluss auf die neuen Busse haben, die im Laufe des Jahres auf den Straßen rollen. Diese seien bestellt und würden dementsprechend in die Flotte integriert.
Taxi-Unternehmen berichten von Umsatzeinbrüchen von bis zu 80 Prozent
Ein anderes Segment in der Personenbeförderung sind die Taxis. Auch diese Unternehmen leiden. Die befragten Herner Betriebe berichten übereinstimmend von Umsatzeinbrüchen von bis zu 80 Prozent. Kein Wunder, es finden keine Abendveranstaltungen mehr statt, nach denen sich Menschen mit dem Taxi nach Hause fahren lassen. Auch wegen des Abstandsgebots sind viele Menschen vorsichtig geworden.
Yüksel Can, Inhaber des Wanne-Eickeler Taxi-Expresses hat von seinen neun Mitarbeitern fünf in die Kurzarbeit geschickt, von den vier Fahrzeugen hat er zwei abgemeldet, um die Kosten für die Versicherung zu sparen.
Bernd Bußmann, mit mehr als zehn Fahrzeugen und rund 50 Mitarbeitern einer der großen Betriebe in der Stadt, spricht ebenfalls von Einbrüchen bis zu 80 Prozent im Privatkundenbereich. Darüber hinaus seien Fahrten für Schulen oder Krankenhäuser weggefallen, immerhin habe er Verträge mit der Deutschen Bahn und mit Laboren.
Auch Serkan Kocaöz, Inhaber von Taxi Junker, hat einen Dauervertrag mit einem Unternehmen. Doch da dessen Mitarbeiter auch auf Grund der Coronakrise zurzeit nicht arbeiten, fallen diese Fahrten weg - und ein Monatsumsatz von bis zu 3000 Euro. Auch Kocaöz hat einen Teil seiner Fahrzeuge stillgelegt und Kurzarbeit angemeldet.
Land hat die Betriebspflicht für Taxis ausgesetzt
Taxi-Unternehmen stehen in der momentanen Situation vor zwei Problemen: Für sie besteht die sogenannte Betriebspflicht, das heißt: Fahrzeuge müssen eigentlich rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Schon in der Vergangenheit gab es Zeiten, in denen die Nachfrage gleich null war, dies hat sich nun verschärft. Und: Wer sein Fahrzeug stilllegt, dem droht eigentlich der Entzug der Konzession. Die waren in der Vergangenheit immer begehrt. Es gab mehr Anfragen als die Stadt Konzessionen vergeben hatte.
Stadt und Land haben inzwischen auf die Lage reagiert. Das NRW-Verkehrsministerium hat die Betriebspflicht ausgesetzt, die Stadt hat auf Anfrage der WAZ mitgeteilt, dass die Konzession nicht verloren gehe, wenn ein Taxi-Unternehmer einen Wagen abmelde.