Herne. Der durchschnittliche Bezirksverordnete ist in Herne 52 Jahre alt und männlich. In der SPD Herne-Mitte geben zwei junge Frauen den Ton an.

Man tritt Melissa Arnold und Amelie Menges nicht zu nahe, wenn man sie in Herne als Exotinnen bezeichnet. Denn: Die beiden Parteimitglieder sind a) weiblich, b) jung und vor allem c) führen künftig die SPD-Bezirksfraktion in Herne-Mitte. In der konstituierenden Sitzung am Donnerstag, 12. November, feiern sie Premiere.

Durchschnittsalter 52,0 Jahre, Frauenanteil 17,8 Prozent

Peter Bornfelder ist Melissa Arnolds Vorgänger an der SPD-Fraktionsspitze. Er soll in der ersten Sitzung des Bezirks Herne-Mitte zum Bezirksbürgermeister gewählt werden.
Peter Bornfelder ist Melissa Arnolds Vorgänger an der SPD-Fraktionsspitze. Er soll in der ersten Sitzung des Bezirks Herne-Mitte zum Bezirksbürgermeister gewählt werden. © Unbekannt | SPD



Melissa Arnold (31) ist nach nur rund dreijähriger Zugehörigkeit zur Bezirksvertretung als Nachfolgerin von Peter Bornfelder zur neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt worden, Amelie Menges (26) ist von den Genossen sogar als Neuling zur stellvertretenden Vorsitzenden gekürt worden. Zur besseren Einordnung: Das Durchschnittsalter in allen vier Bezirkvertretungen liegt aktuell bei 52,0 Jahren, der Frauenanteil bei gerade mal 17,8 Prozent.

Bammel vor dieser Herausforderung hätten sie nicht, erklärt das Genossinnen-Duo im Gespräch mit der WAZ. Vielleicht auch deshalb, weil es für sie alltäglich ist, sich in vermeintlichen Männerdomänen zu behaupten. Melissa Arnold - sie ist übrigens die Tochter von SPD-Ratsfrau Gabriele Przybyl - arbeitet als IT-Projektleiterin in einem großen Dortmunder Unternehmen. Und Amelie Menges promoviert aktuell an der Technischen Universität Dortmund in Mathematik.

Offen für alle Bürgeranliegen

Dass von dieser ungewöhnlichen Wahl in der SPD auch ein Signal ausgeht, ist Menges durchaus bewusst. „Es ist wichtig, dass mehr junge Frauen solche Ämter übernehmen“, sagt Menges. Noch viel zu häufig würden sie in Parteien („nicht nur in der SPD“) nicht ernst genommen. Deshalb habe sie auch nicht lange nachdenken müssen, als in ihrem Ortsverein Herne-Mitte eine Kandidatur für die Bezirksvertretung herangetragen worden sei.


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Auf „junge“ Themen wollen sie im Bezirk aber nicht reduzieren lassen. „Wir sind offen für alle Bürgeranliegen“, sagt Melissa Arnold. Und ihre eigenen Anliegen? Die Aufwertung von Spielplätzen benennt die 31-Jährige als Beispiel. Und Handlungsbedarf sieht sie auch für die neue Fahrradstraße Bochumer Straße: Dort sollte über „andere Regelungen“ nachgedacht werden. Sehr positiv findet Arnold, dass Herne-Mitte und allen anderen Bezirke künftig über ein eigenes Budget verfügen sollen - so ist es im Eckpunktepapier von Rot-Schwarz festgelegt.


Die konstituierende Sitzung beginnt am Donnerstag, 12. November, um 16 Uhr im Rathaus Herne (großer Sitzungssaal).