Herne. Die Zahl der Flüchtlinge, die in städtischen Unterkünften untergebracht sind, sinkt weiter. So sieht die aktuelle Situation in Herne aus.
Fünf Jahre ist es her, dass die Flüchtlingszahlen in Deutschland explodierten. Immer mehr Menschen kamen ins Land, Hunderte auch nach Herne. Wie haben sich die Zahlen seitdem entwickelt? Wie leben die Menschen heute in unserer Stadt und wo gibt es noch Probleme? In den nächsten Wochen werden wir über das Thema in einer Serie berichten. In der ersten Folge werfen wir einen Blick auf die Entwicklungen der Zahlen in den letzten fünf Jahren.
Eine kurze Rückschau: Als Frank Dudda, frischgebackener Oberbürgermeister, im Herbst 2015 seinen Posten als Rathauschef antrat, hatte die „Flüchtlingswelle“ gerade ihren Höhepunkt erreicht. Immer mehr Notlager richtete die Stadtverwaltung ein, darunter in vielen Sporthallen, ja sogar eine Zeltstadt auf einem Ascheplatz im Sportpark Wanne-Süd war aus dem Boden gestampft worden. „Die Flüchtlingswelle überschwemmt uns alle, man kann das nicht anders sagen“, stellte Hernes Sozialdezernent Johannes Chudziak damals fest.
Situation hat sich in Herne beruhigt
Mittlerweile habe sich die Situation beruhigt, sagt Christian Matzko, kommissarischer Leiter des Fachbereichs Soziales. „Wir sind sehr gut mit unseren Einrichtungen aufgestellt.“ Bis 2016 sei alles noch recht chaotisch abgelaufen, „weil wir ja alle von der Situation überrascht worden sind“. In diesem Jahr rechne er, wenn nichts Außergewöhnliches mehr passiere, nicht mehr damit, dass Herne viele Flüchtlinge aufnehmen werde. Nach dem Verteilungsschlüssel des Landes NRW liege Herne derzeit schon 10 Prozent über der Quote, die die Stadt erfüllen müsse. „Jetzt wären erst einmal andere Städte dran, die die Quote noch nicht erfüllen.“
Gesamtzahl
Lebten 2015 noch 721 Menschen in städtischen Unterkünften, so seien es in diesem Jahr noch 400, erklärt Matzko. Er betont jedoch, dass es sich bei dieser Zahl nicht um die gesamte Anzahl der Flüchtlinge handele, die nach Herne gekommen seien oder hier gelebt hätten. „Es gibt mehrere Möglichkeiten für Flüchtlinge, ihren Wohnsitz in Herne zu finden. Nicht alle werden dabei von der Verwaltung statistisch wahrgenommen, weil sie beispielsweise nicht untergebracht werden müssen und/ oder keine Leistungen beziehen.“
Status
In Herne lebten derzeit 595 Asylbewerber (Stand 31. Dezember 2019). Hierbei handele es sich um Personen, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Diese Zahl sei also nichtdeckungsgleich mit der Anzahl der in Herne lebenden Flüchtlinge, stellt Matzko klar. Zudem wohnten aktuell 346 geduldete Personen in der Stadt. 2019 habe es 63 Abschiebungen gegeben, 19 Personen seien freiwillig ausgereist.
Herkunft
Die Menschen, die derzeit in städtischen Unterkünften wohnen, kämen aus mehr als 30 verschiedenen Nationen, so Matzko. Die größte Gruppe stelle Guinea (76), gefolgt von Syrien (32), Irak (27), Iran (26), Nigeria (24), Aserbaidschan (22) und Eritrea (19).
Kinder und Jugendliche
Seit Ende 2018 ist die Zahl der unbegleiteten Minderjährigen deutlich zurückgegangen. Seit November 2015 wurden in Herne insgesamt 680 von ihnen versorgt. Momentan seien es noch 44, geht aus einem Bericht der Stadt hervor. In den Kitas würden derzeit 323 geflüchtete Kinder betreut. Das seien laut Stadt 26,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Unterbringung
Laut Matzko stünden noch fünf Flüchtlingsunterkünfte für etwa 700 Menschen in Herne zur Verfügung (Ackerstraße, 415 Plätze; Auguststraße, 35 Plätze; Dorstener Straße, 100 Plätze; Sedanstraße, 31 Plätze; Zechenring, 120 Plätze). In den Jahren 2015 bis 2016 habe es zusätzlich noch Belegwohnungen für eine Kapazität von 336 Personen gegeben, die 2017 aufgegeben wurden. Außerdem habe bis Anfang 2018 die Containeranlage Südstraße für die Unterbringung von rund 400 Personen zur Verfügung gestanden. Weitere Unterbringungen erfolgten zwischenzeitig in der städtischen Obdachlosenunterkunft. Ein großer Teil der Flüchtlinge sei in den letzten Jahren in private Wohnungen gezogen. Seit 2015 seien über 1200 Auszüge aus den städtischen Unterkünften erfolgt, berichtet Matzko.
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