Herne. . In Herne sind am Freitag 50 Flüchtlinge aus 13 Ländern eingetroffen – 40 weniger als zunächst erwartet. Ehrenamtler und Wachdienst im Einsatz.

Kurz vor 17 Uhr trafen am Freitag die von der Bezirksregierung Arnsberg zugeteilten Asylbewerber an der Görresschule in Röhlinghausen ein. Statt der erwarteten 90 haben zunächst nur 50 Flüchtlinge in der provisorischen Erstaufnahmeeinrichtung an der Edmund-Weber-Straße Quartier bezogen.

Am Dienstag rechnet die Stadt mit bis zu 100 weiteren Asylbewerbern. Zwischen zwei und vier Wochen sollen die Menschen in der seit den Sommerferien leer stehenden Schule leben, so auch gestern der Stand. Anschließend sollen sie von Arnsberg auf andere NRW-Einrichtungen verteilt werden.

Aus 13 Ländern kommen die 50 Asylbewerber; 43 sind männlich, sieben weiblich. Kinder sind nicht in dieser ersten von der Bezirksregierung zugewiesenen Gruppe. Der jüngste Flüchtling ist 16 Jahre alt, der bzw. die älteste 54.

Praktisch über Nacht musste die Stadt die Schule sowie die auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelegene Turnhalle (mit Sanitäranlagen) herrichten. Wie berichtet, hatte die Bezirksregierung am Donnerstagmorgen um die kurzfristige Aufnahme der Menschen gebeten. Um die Brandschutzbestimmungen zu erfüllen, musste die Stadt am Haus sogar noch mehrere Gerüste als Fluchtwege anbringen.

Letzte Hand legten die Helfer in den Klassenzimmern an, bevor die Flüchtlinge eintrafen.
Letzte Hand legten die Helfer in den Klassenzimmern an, bevor die Flüchtlinge eintrafen. © Thomas Schmidt/Stadt Herne

„Die Flüchtlinge werden zunächst vom Deutschen Roten Kreuz verpflegt“, berichtet Stadtsprecher Christoph Hüsken. Ab dem 23. Februar übernehme ein privates Unternehmen diese Aufgabe. Bis dahin müsse man bei der Verpflegung noch einige Tage überbrücken. Neben dem DRK sind für die ersten Tage auch Ehrenamtler von THW, Maltesern und Feuerwehr im Einsatz - so wie es auch schon im September 2014 in der Sporthalle der Gesamtschule Wanne-Eickel der Fall war.

Mit der Sicherung des Geländes hat die Stadt einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt. Wer für diese Aufgabe sowie für die (Sozial-)Betreuung nach Abzug der Ehrenamtler verantwortlich sein wird, ist nicht bekannt. Von der dafür zuständigen Bezirksregierung gab es dazu auf Anfrage keine Antwort.

Vor Ort waren am Freitag auch Vertreter der SPD Röhlinghausen. „Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß“, sagte Ortsvereins-Chef und Ratsherr Hendrik Bollmann. Er führte dies nicht zuletzt auf die neuerlich „Ad-hoc-Aktion“ der Verantwortlichen im Land zurück. Doch auch an der Stadt übte Bollmann (leise) Kritik: Man müsse sich künftig Gedanken darüber machen, wie man bei so kurzfristigen Zuweisungen „eine Informationskette“ aufbauen könne. Bollmann erfuhr beispielsweise nur durch Zufall von der Aufnahme der Flüchtlinge, die betroffenen Sportvereine sogar übers Radio.

Vereine müssen weichen

Sechs Sportvereine sowie Gruppen einer evangelischen Kirchengemeinde und eines Kindergartens sind von der Schließung der Turnhalle der Görresschule betroffen. Die Stadt braucht die dortigen Sanitäranlagen für die Flüchtlinge; außerdem sollen in der Halle „soziale Angebote“ durchgeführt werden, heißt es. Zum Vergleich: In der im Herbst 2014 kurzfristig zur Flüchtlingsunterkunft umgebauten Halle im Sportpark Eickel mussten noch 17 Vereine weichen.

Warum hat die Stadt die Görresschule nicht schon 2014 genutzt? Das sei aufgrund des damals noch in der Schule befindlichen Mobiliars nicht möglich gewesen, so Stadtsprecher Christoph Hüsken.

„Die jetzige Lösung ist besser. Deutlich weniger Vereine sind betroffen“, sagt Stadtsportbund-Vorsitzender Hans Peter Karpinski und lobt die Stadt. Er und Vereinsvertreter hatten 2014 die Entscheidung für den Sportpark Eickel in Frage gestellt.

Aus den diesmal betroffenen Vereinen gibt es neben großem Verständnis für die Flüchtlingsaufnahme auch Kritik – an der Informationspolitik der Stadt. Am späten Donnerstagnachmittag habe sie die Nachricht aus dem Radio erfahren, so Elfi Heinemann (TV Röhlinghausen). Die Aufregung unter Mitgliedern sei groß. Eine am Freitagabend für rund 50 Kinder geplante Karnevalsfeier in der Turnhalle fiel ins Wasser.

Zur Info:

24 der Herne zugewiesenen Asylbewerber kommen aus dem Kosovo, sechs aus Albanien, vier aus Nigeria und drei aus ­Syrien.

Die weiteren Herkunftsländer: Irak, Libanon, Serbien und Sri Lanka (jeweils zwei) sowie jeweils Ghana, Marokko, Algerien, China und Demokratische Republik Kongo (jeweils einer).