Herne. Das Gospelprojekt-Ruhr hat eine neue Heimat gefunden: Gesungen, getanzt und trainiert wird jetzt in Herne in der Ruhrstadt-Arena.

Vom äußersten Westen ganz in den Osten der Stadt: Das Gospelprojekt-Ruhr ist umgezogen. Nachdem der Verein um Christa Merle für fast elf Jahre in der früheren Dannekampschule in Unser Fritz ein provisorisches Zuhause gefunden hatte, sind Gesang, Tanz und Sport jetzt in ihrem neuen Domizil in Börnig angekommen. Dort findet das Leben zwischen den großen Konzertevents zu Weihnachten, Ostern und im Sommer statt. Ein Besuch in der ehemaligen Ruhrstadt-Arena, die als „Gospelprojekt Ruhrstadt Arena“ zu neuem Leben erwacht.

Ferienprogramm für Spotlight-Kinder

Zweite Ferienwoche, gleich kommen die Ferien-Kinder zum „Summer Special“. 70 Jungen und Mädchen aus der Gesangsabteilung Spotlight des Gospelprojekts, die darauf brennen, endlich mal wieder Freunde zu treffen, zu singen und sich auszupowern. Mit Bus und Bahn werden sie von Ehrenamtlichen nach Börnig gebracht, wo zwei Jugendliche sie strahlend an der Tür begrüßen. „Wir zahlen auch das Busticket“, sagt Christa Merle, die die Arbeit des Gospelprojekts immer auch als „praktisch gelebte und erlebte Integration“ von Kindern aus allen Gesellschaftsschichten verstanden wissen möchte. „Die kommen hier schon singend an“, freut sich die Projektleiterin.

Aus der Ruhrstadt-Arena wird die Gospelprojekt-Ruhrstadtarena. Der Verein hat das Haus in den vergangenen Monaten peu à peu renoviert.
Aus der Ruhrstadt-Arena wird die Gospelprojekt-Ruhrstadtarena. Der Verein hat das Haus in den vergangenen Monaten peu à peu renoviert. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski


Eine Bietergemeinschaft aus Vereinsmitgliedern hatte im Juni 2019 die Ruhrstadt-Arena in Börnig ersteigert, nachdem der Traum vom einem eigenen neuen Gospel-Centrum jäh geplatzt war. Der Tengelmann-Gesellschafter und überzeugte Förderer des Gospelprojekts Karl-Erivan Haub war im April 2018 von einer Skiwanderung nicht zurückgekehrt - „mitten in den Vorbereitungen für unser Gospel-Centrum“, so Christa Merle, die Gründerin und Leiterin des Gospelprojekts. „Wir waren am Boden zerstört.“ Die Pläne mussten aufgegeben werden.

Dannekampschule bot keine Perspektive

Gleichzeitig war klar: Die marode Dannekampschule konnte der immer weiter wachsenden Gemeinschaft keine Perspektive bieten. Zu ihr gehören die 500 singenden Kinder aus der Gesangsabteilung Spotlight, die in Herne und Wanne in mittlerweile zwölf musikalisch unterversorgten Grundschulen die Freude an Musik und Bewegung entdecken, wie die Ballettschule GuiDance und die Sportabteilung CrossFit. Sie alle fassten mit an, als es darum ging, die Ruhrstadt-Arena zu übernehmen. Nach und nach wurden die Räume renoviert, hier einen Betonboden gegossen und dort aus einem Lagerraum ein Ballettstudio gezaubert, mit viel ehrenamtlicher Arbeit und professioneller Unterstützung. Bunte Lampen machten das Bistro zum Spotlight-Raum, und wo sich früher der Pokerverein traf, schraubt eine Mitarbeiterin gerade ein Sofa zusammen. Hier entsteht das „Café Wunderwerk“, unterstützt von Georg Haub, dem Bruder von Karl-Erivan Haub.

Bei der Renovierung der CrossFit-Halle: Mitstreiter des Gospelprojekt-Ruhr gießen einen Betonboden.
Bei der Renovierung der CrossFit-Halle: Mitstreiter des Gospelprojekt-Ruhr gießen einen Betonboden. © Unbekannt | Tiffany Bonin


In der Sporthalle werden bei den CrossFit-Leuten schon am Morgen Hanteln gestemmt. 2013 wurde die Abteilung von Christa Merles Tochter Julia Merle-Emmens und ihrem Mann Allan John Emmens aufgebaut und seitdem ständig vergrößert. Hier warten Rudergeräte, Ski- und Fahrradergometer neben einem Gerüst aus Ringen und Stangen auf 60 sportliche Kinder und 150 Erwachsene. Die Abteilung war die erste, die im Oktober 2019 in Börnig einzog. GuiDance, die Tanzabteilung folgte im Januar. Merles Schwiegertochter Tatiana Merle führt die Ballettschule mit 180 Mitgliedern seit 2010. In der Arena hat sie sich zwei Studios geschaffen.

Noch nicht am Ziel aller Träume

„Wir sind unendlich dankbar“ fasst Tiffany Bonin die Stimmung im Team zusammen. Nach den tropfenden Decken und verstopften Klos in der Dannekampschule sei jetzt endlich ein adäquater Rahmen gefunden, freut sich die Leiterin Organisation. Auch Christa Merle ist glücklich über die neuen Räume, „ein kleines kuscheliges Nest für die Kinder“, auch wenn nicht alle Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Größere Veranstaltungen wie die „Friday Lights“ etwa sind dort (noch) nicht erlaubt, und für Publikumskonzerte kommt die Arena ohnehin nicht in Frage. Das Kulturzentrum biete zwar optimale Bedingungen, sei aber nicht jederzeit nutzbar. So bleibt die Hoffnung auf eine Landesförderung, eine Anfrage sei gestellt, auch wenn es momentan nicht so aussehe, als passten die eigenen Vorstellungen in die Förderprogramme.

Und: Der Verein sucht dringend einen Sponsor, der kostenlos einen Lagerraum zur Verfügung stellt. Merle: „Wir brauchen etwa 150 Quadratmeter für Technik, Kostüme und Requisiten.“