Herne. Die erhöhten PCB-Werte sorgen im Umfeld der Herner Firma Silex für Unruhe. Warum es aber erst 2021 neue Erkenntnisse geben wird.

Erhöhte PCB-Werte im Umfeld der Horsthauser Firma Silex haben bei Anwohnern große Ängste und Empörung ausgelöst. Inzwischen zeichnet sich die Gründung einer Bürgerinitiative ab. Auf das Ergebnis einer vom Land eingeleiteten weiteren Untersuchung müssen die Betroffenen allerdings bis 2021 warten.

Nach einer sogenannten Löwenzahn-Untersuchung hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) im Juni empfohlen, einige selbst angebaute Gemüsesorten im Silex-Umfeld nicht mehr zu verzehren. Grund: Die ermittelten Werte des krebserregenden Stoffes PCB liegen dort zum Teil deutlich über dem sogenannten Orientierungswert (einen Grenzwert gibt es nicht). Eine weitere Analyse über die Schadstoffgehalte in Grünkohl soll nun weitere Aufschlüsse bringen.

Sechs Messpunkte für Grünkohl

In den vergangenen Wochen sei an sechs Messpunkten Grünkohl ausgesät worden, berichtet LANUV-Sprecher Wilhelm Deitermann auf Anfrage der WAZ. Die Pflanzen würde im November geerntet. „Der Untersuchungsbericht wird im Frühjahr 2021 vorliegen“, so der Behördensprecher.

Auch auf die Ergebnisse der im März vorgenommenen Löwenzahn-Analyse mussten Anwohner lange warten: Nicht wie angekündigt im April, sondern erst im Juni verkündete das Land das Ergebnis und sprach die Verzehrempfehlung aus. Die Analysen hätten Corona-bedingt etwas länger gedauert, da kurzfristig nicht ausreichend Laborkapazitäten zur Verfügung gestanden hätten, so Deitermann.

Stadt hatte zunächst Entwarnung gegeben

Im März 2020 hatte die Stadt Herne zunächst Entwarnung gegeben. Es gebe keine Anzeichen für eine Belastung mit PCB, hatte Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs damals nach ersten eigenen Recherchen berichtet. Die Stadt ist damals aktiv geworden, nachdem in Ennepetal im Umfeld eines Automobilzulieferers erhöhte PCB-Werte ermittelt worden waren.

Der jetzt vorliegende schriftliche LANUV-Untersuchungsbericht zum Löwenzahn-Screening in Herne spricht allerdings eine andere Sprache. An zwei der vier Messpunkte seien unerwartet hohe und in bestimmten PCB-Verbindungen sogar höhere Belastungen als in Ennepetal ermittelt worden, heißt es. Dies gelte vor allem für den Messpunkt am Neubaugebiet Werderstraße. Es sei davon auszugehen, so das LANUV, dass die Grünkohluntersuchung noch deutlich höhere Gehalte ergeben könnte.

Linke-Ratsfrau stößt Treffen der Anwohner an

Umwelt-Aktivistin und Linke-Ratsfrau Klaudia Scholz - hier 2019 bei einem Termin der Herner Friedensinitiative - organisierte ein Treffen von Silex-Anwohnern.
Umwelt-Aktivistin und Linke-Ratsfrau Klaudia Scholz - hier 2019 bei einem Termin der Herner Friedensinitiative - organisierte ein Treffen von Silex-Anwohnern. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser


Auf Initiative der Linke-Stadtverordneten Klaudia Scholz haben sich in der vergangenen Woche rund 30 Anwohner getroffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Die Gründung einer Bürgerinitiative wird nicht ausgeschlossen. Und auch die Politik befasst sich in Kürze mit dem Thema: Für die Sitzung des Umweltausschusses am Dienstag hat die Linkspartei einen an die Stadt adressierten umfangreichen Fragenkatalog vorgelegt.

Dass bei dem Löwenzahnscreening PCB-Werte von 2,3 bis 16 Mikrogramm (pro Kilogramm Frischmasse) gemessen worden seien, sei angesichts des Orientierungswertes von 1,7 Mikrogramm alarmierend, so die Linke. Die Fraktion will unter anderem wissen, ob weitere Untersuchungen geplant seien, wie Silex die im Juni verkündete Reduzierung des PCB-Ausstoßes um ein Drittel erreicht habe und ob über PCB-Analysen auch im Umfeld der Suez-Anlage an der Südstraße nachgedacht werde.


Die Sitzung des Umweltausschusses beginnt am Dienstag um 16 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses, Friedrich-Ebert-Platz 2.