Herne. Um Verunsicherung vorzubeugen, hat die Stadt Herne mitgeteilt, dass es keine Hinweise auf eine PCB-Belastung in einem Herner Betrieb gibt.
Das Corona-Virus verbreitet seit einigen Tagen viel Verunsicherung in der Bevölkerung. Damit nicht an einer anderen Stelle neue Verunsicherung um sich greift und um Gerüchten vorzubeugen, geht die Stadt Herne in einer anderen Angelegenheit in die Offensive und betont, dass es in Herne keine Anzeichen für eine Belastung mit PCB gibt.
Um diese Entwarnung einordnen zu können, muss man zunächst nach Ennepetal schauen. Dort sitzt das Unternehmen BIW. Das ist Zulieferer für eine Reihe von Produzenten aus der Autobranche. Die Produktpalette umfasst Schläuche und Formteile aus Silikon. Vor einiger Zeit wurden rund um das Werk flockenartige Stücke entdeckt, und stellte sich heraus, dass diese mit PCB belastet sind. Der Fall sorgte in Ennepetal für viel Unruhe, die Landesregierung fragte in allen Städten nach, ob es dort ebenfalls Unternehmen aus der Silikonbranche gibt, bei denen im Produktionsprozess PCB entstehen könnte.
Anderes Produktionsverfahren und andere Produktpalette
In Herne wurde die Verwaltung fündig. Die Silex GmbH gehört zu acht Unternehmen landesweit. Auch Silex stellt Schläuche und andere Teile aus Silikon her. Deshalb nahm die Stadt im Spätherbst vergangenen Jahres zum Unternehmen auf und führte dort einige Untersuchungen durch. Das Unternehmen habe sich dabei äußerst kooperativ und offen gezeigt, so Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs. Er nahm beim Pressegespräch am Mittwoch das Ergebnis vorweg und zog ein eindeutiges Fazit: „Herne ist nicht Ennepetal.“ Dafür sprächen ein wesentlich geringeres Produktionsvolumen, eine andere Produktpalette und andere Herstellungsverfahren.
Folgende Tests wurden durchgeführt: Bei vier Mitarbeitern, die unter den Aspekten von Arbeitsplatz und Alter ausgesucht worden waren, wurden Blutproben genommen. Diese Proben hätten keinerlei Auffälligkeiten ergeben, so Friedrichs.
Info-Hotline für Anwohner
Das Unternehmen sei für die Stadt bislang völlig unauffällig gewesen, so Dezernent Karlheinz Friedrichs. Es unterliege auch nicht dem Bundesimmissionsschutzgesetz.
Die Stadt wird gemeinsam mit dem LANUV über die Ergebnisse des Löwenzahntests informieren, sobald sie vorliegen. Darüber hinaus hat die Stadt eine Informationsnummer für Anwohner zum Thema geschaltet. Sie ist ab sofort unter 02323-16 30 06 zu erreichen.
Landesamt für Umwelt wird einen Löwenzahntest durchführen
Außerdem habe man das direkte Umfeld des Betriebs an der Werderstraße mit einer Drohne beflogen. Flocken wie in Ennepetal seien dabei nicht festgestellt worden. Luftmessungen innerhalb der Firmengebäude, die Silex habe durchführen lassen, hätten ebenfalls gezeigt, dass PCB-Richtwerte dort eingehalten werden. Sowohl direkt an der Produktionsstelle als auch zentral in der Werkhalle seien die Parameter unauffällig gewesen. Trotzdem habe die Firma intern zusätzliche Reinigungs- und Schutzmaßnahmen für die Mitarbeitenden angeordnet, um die Werte noch weiter abzusenken. Messungen auf PCB habe Silex bereits auch an den Abluftkaminen der Produktionshalle durchführen lassen. Die Vorab-Ergebnisse des beauftragten Labors lägen vor und würden nun von Seiten des Landes geprüft. Erst danach sei eine fachliche Einordnung möglich.
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Darüber hinaus sind weitere Untersuchungen in Vorbereitung. Das Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) werde eine sogenannte Löwenzahnuntersuchung durchführen. Der Löwenzahn ist besonders gut geeignet, um PCB-Belastungen sichtbar zu machen. Da die Vegetationsperiode noch nicht begonnen habe, beginnt der Test erst Ende des Monats. Erste Ergebnisse würden dann Ende April vorliegen.
Da bislang alle Tests unauffällig verlaufen seien, laufe die Produktion ganz normal weiter.