Herne. Der Herner Bernhard Swierzy lag 107 Tage auf der Intensivstation, viele Wochen wurde er beatmet. Nun ist er wieder zuhause. Wie es ihm jetzt geht.
Bernhard Swierzy ist ein Kämpfer: 107 Tage lag der Herner mit einer Corona-Infektion auf der Intensivstation. Etwa acht Wochen davon musste er künstlich beatmet werden. Das alles hat er überstanden und ist nun wieder zuhause. Für seine Familie ist das „ein Wunder“.
Doch von vorne: Ende Dezember erkrankt seine Frau an Corona. Die Symptome sind nur sehr schwach, „so wie bei einer leichten Grippe“, sagt sie. Bernhard Swierzy wird als Kontaktperson getestet: negativ. Doch nach einigen Tagen bekommt auch er Symptome. „Ich habe mich einfach schlapp gefühlt, wollte nicht mehr essen, nicht mehr trinken“, erinnert er sich zurück. Ein zweiter Test bestätigt: Auch er hat sich mit dem Coronavirus infiziert.
Einige Tage hält er es zuhause aus, doch irgendwann ist er so schwach, dass er ins Krankenhaus gebracht werden muss. Zehn Tage verbringt er im St. Anna Hospital in Wanne, bis sich sein Zustand in der Nacht des 13. Januar so sehr verschlechtert, dass er ins Marien Hospital in Herne verlegt werden muss. Dort angekommen, wird er auf der Intensivstation ins Koma versetzt und wird mit der sogenannten „ECMO“ künstlich beatmet. „An diese Tage kann ich mich gar nicht mehr erinnern“, sagt er. Knapp sechs Wochen bleibt er an dem ECMO-Gerät angeschlossen. „Eigentlich sollte das schon nach zwei Wochen beendet werden – aber da hat sich sein Zustand noch einmal verschlechtert“, sagt seine Tochter Katharina Kramer.
Ärzte hatten Herner bereits aufgegeben
Dass er es trotzdem schaffen wird, davon ist die Tochter von Anfang an überzeugt. „Die Ärzte hatten schon keine Hoffnung mehr“, sagt sie. „Aber ich habe sie nie aufgegeben.“ Als die Ärzte und die Familie merken, dass er wieder zu sich kommt, glauben sie an ein Wunder. „Es war ein langsamer Prozess. Er war nicht von heute auf morgen wieder ansprechbar.“ Was er als Erstes nach dem Koma wahrgenommen hat, weiß er heute nicht mehr. Die ersten Worte, die er gesagt hat, waren „Hallo“ und „Aua“, berichtet die Tochter.
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Während der gesamten Zeit lebt die Ehefrau bei ihrer Tochter, beide befinden sich zurzeit in therapeutischer Behandlung. „Die Zeit war unfassbar anstrengend für uns alle.“ Bei jedem Anruf vom Krankenhaus sei sie vom Schlimmsten ausgegangen, erzählt die Tochter. Auch jetzt bekomme sie noch immer einen hohen Puls, wenn sie am Krankenhaus vorbeifahre.
Denn dort wird er nicht nur beatmet und liegt im Koma – auch die Nieren und die Leber versagen, er bekommt einen Herpes auf der Lunge und fängt an, „aus allen Öffnungen“ zu bluten. „In der Zeit haben wir nur funktioniert“, sagt Kramer. Nach dem Krankenhaus kommt er für sieben Wochen in eine Reha in Paderborn. Nach der langen Zeit sieht sich die Familie wieder, „ich konnte seinen Anblick kaum ertragen“, sagt sie.
Herner hatte 30 Jahre bei Entsorgung Herne gearbeitet
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Seit Anfang Juni ist Bernhard Swierzy jetzt wieder zuhause. Seine Frau, die als Pflegerin arbeitet, kümmert sich in der Wohnung in Wanne um ihn. Über 30 Jahre hat er bei Entsorgung Herne gearbeitet. Die Unterstützung, die er von seinen Kollegen erhalten hat, rührt den 65-Jährigen zu Tränen. „Alle haben an mich gedacht“, sagt er. Auch ehemalige Kollegen von der Firma Steinmacher haben an ihn gedacht und ihm Karten und Blumen geschickt.
Die Unterstützung durch seinen Hausarzt Dr. Kwiring und das Team der Intensivstation des Marien Hospitals rund um Oberarzt Dr. Christian Draese habe ihn ebenfalls durch die schwere Zeit getragen. Sie hätten „hervorragende“ Arbeit geleistet und alles für die Familie möglich gemacht, sagt Katharina Kramer. „Ich möchte mich bei allen ganz herzlich bedanken, am liebsten würde ich alle umarmen“, sagt Swierzy mit Tränen in den Augen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass er im Koma mitbekommen hat, dass alle für ihn gehofft und gebetet haben“, sagt die Tochter. „Dadurch hat er die Kraft bekommen, das alles durchzustehen.“
Nun hofft die Familie, dass es Schritt für Schritt bergauf geht. „Für meinen Vater geht es zu langsam, aber er hat schon so große Fortschritte gemacht“, betont sie. Konnte er sich nach dem Koma nicht alleine aufrecht im Rollstuhl halten, sitzt er mittlerweile lachend im Wohnzimmer, darf wieder Nahrung zu sich nehmen und kann sogar alleine auf die Toilette gehen. „Und bald“, sagt er, „bald mache ich einen Fallschirmsprung.“
>>>ECMO ersetzt Lungenfunktion
Die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ersetzt die Lungenfunktion für Patienten, die auch mit maschineller Unterstützung nicht mehr selbstständig atmen können.
Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers durch eine Membran gepumpt und dort mit Sauerstoff angereichert sowie von Kohlendioxid befreit.