Herne. In der Vergangenheit hat es zahlreiche Beschwerden über Geschäftspraktiken in Herner Vodafone-Läden gegeben. Nun gab es harte Konsequenzen.

Ärger mit Handyverträgen zählen zu den Klassikern, wenn die Verbraucherzentrale ihre Jahresberichte vorstellt. Die Herner WAZ hatte bereits vor vier Jahren über vermehrte Beschwerden von Kunden berichtet. Damals stand neben Unitymedia bereits das Unternehmen Vodafone im Mittelpunkt. Ganz offensichtlich ist das Problem zurückgekehrt - und hat diesmal zu einschneidenden Konsequenzen geführt.

Wer vor dem Vodafone-Laden an der Bahnhofstraße 9c steht, schaut auf einen Zettel mit der Aufschrift „vorübergehend geschlossen“. Dass diese Schließung nicht früher aufgefallen ist, mag am Lockdown gelegen haben, der Grund ist ein ganz anderer. Vodafone habe sich bereits im vergangenen Herbst von dem Vertriebspartner getrennt, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Darüber hinaus habe Vodafone Strafanzeige gestellt. 15 konkrete Kundenfälle seien angezeigt worden, diese würden nun von der Staatsanwaltschaft in Essen bearbeitet.

Schon 2017 hatte es zahlreiche Beschwerden gegeben

Der Betreiber in Herne hat auch Vodafone-Läden in Gladbeck und Gelsenkirchen geführt - Vodafone machte auch diese dicht und erstattete ebenfalls Strafanzeigen.

Zum Herner Fall äußert sich Vodafone so: „Wir haben die Beschwerden 2017 zum Anlass genommen, um mit dem damaligen Franchisenehmer intensive Gespräche zu führen.“ Dabei seien Maßnahmen vereinbart worden, die zunächst zu einem sauberen Geschäft und zu einer Steigerung der Kundenzufriedenheit geführt hätten. Die Verkaufsstrategie des Franchisenehmers habe sich aber in den Monaten vor der Schließung wieder negativ verändert und in einzelnen Fällen nicht mehr der Vodafone-Philosophie eines ehrlichen Geschäfts entsprochen. „Letztendlich musste wir uns daher im Herbst 2020 von diesem Vertriebspartner trennen.“

Diese Aussage überrascht insofern, als dass Vodafone 2017 auf Anfrage der Herner WAZ noch mitgeteilt hatte, dass man falsche Beratungen nicht erkennen könne. Es gebe Testkäufe und hauseigene Kontrollen. Auffälligkeiten seien nicht zu erkennen.

Auch das Geschäft an der Hauptstraße in Wanne ist geschlossen

Doch der Laden an der Bahnhofstraße ist nicht der einzige, den Vodafone geschlossen hat. Auch das Geschäft an der Hauptstraße 234 ist dicht. Auch dort habe man Auffälligkeiten feststellen müssen, die ebenfalls umgehend eine Kündigung und eine Strafanzeige zur Folge gehabt hätten. Eine Suche nach dem Betreiber führt zu einem Unternehmen mit Sitz in Herne, das auch Vodafone-Läden in Dinslaken, Dorsten, und Marl führt. Und auch für diese Läden hat Vodafone die Partnerschaft gekündigt.

Inwieweit System hinter diesen Unregelmäßigkeiten steckten könnte, dazu äußert sich Vodafone nicht. Ein Grund für mögliche krumme Geschäfte könnte sein, dass der Telekommunikationsmarkt in Deutschland sehr hart umkämpft ist, so hat rein rechnerisch jeder Deutsche mehr als ein Handy. Hinzu kommt, dass Vodafone selbst nur rund 200 Shops betreibt, der weitaus größere Teil (rund 1400) sind Partneragenturen, die auf Provisionen angewiesen sind.

Das könnte zu unsauberen Geschäften verführen. Diese werde man nicht dulden, heißt es von Vodafone: „Im Vertrieb ist für Vodafone ein ehrliches, sauberes und nachhaltiges Geschäft entscheidend.“ Mit jedem Kunden solle nur dann ein Vertrag abgeschlossen werden, wenn er dieses Produkt bewusst haben und nutzen möchte. Untergeschobene Verträge würden auf keinem Vertriebsweg geduldet. Vodafone sei zunächst Opfer: Wenn ein Vertriebspartner einen nicht gewünschten Kundenvertrag bei Vodafone einreiche, wolle er meist unberechtigte Provisionen von Vodafone kassieren und eventuell obendrein ein teures Smartphone für sich zur Seite schaffen.

Vodafone: Wir gehen jedem Hinweis auf Unregelmäßigkeiten nach

Vodafone gehe jedem Hinweis auf Unregelmäßigkeiten nach. Für jeden Einzelfall werde sofort eine Stellungnahme des jeweiligen Vertriebspartners eingefordert. Ebenso würden bei der Auftragsbearbeitung die eingereichten Verträge intensiv angeschaut, bei denen Zweifel an der Plausibilität bestünden. Zudem würden stichprobenartig Zufriedenheitsanrufe bei den Neukunden durchgeführt. Wenn sich herausstelle, dass ein Vertriebspartner gegen die klaren Vodafone-Richtlinien verstoßen habe und eine Produktbestellung ausgelöst habe, die von dem Kunden definitiv nicht gewollt sei, so gehe das Unternehmen gegen diesen Vertriebspartner rigoros vor.

>>> DAS SAGT DIE HERNER VERBRAUCHERZENTRALE

■ Beim Vertragsabschluss im Laden gebe es einige Stolpersteine, so Veronika Hensing, Leiterin der Herner Verbraucherzentrale.

■ Im Shop gibt es kein Widerrufsrecht - die Unterschrift ist bindend!

Mündliche Nebenabreden sind schwer bis gar nicht zu beweisen - man benötigt alle angeblichen Zusagen unbedingt schriftlich.

■ Oft werden die Verträge über ein kleines Tablet unterschrieben, so dass man den Vertragsinhalt erst im Nachhinein sieht, das birgt natürlich immense Gefahren

■ Für den Vertragswilligen ist es sehr schwierig, verschiedene Vertragsbestandteile auseinander zu halten. Es stelle sich die Frage, ob dies nicht auch Methode hat, um einerseits die Verträge intransparent und andererseits schwer vergleichbar mit anderen Anbietern zu gestalten.