Herne. Die Herner Sparkasse schließt drei weitere Geschäftsstellen. Mit weiteren Maßnahmen versucht sie, der schwierigen Geschäftslage entgegenzuwirken.
Die nicht enden wollende Niedrigzinsphase, die immer schnellere Digitalisierung: Die Zeiten bleiben schwierig für die Herner Sparkasse. Deshalb macht sie erneut Einschnitte in ihrem Filialnetz. Darüber hinaus wagt sie aber auch den Schritt in ganz neue Geschäftsfelder.
Wie die Sparkasse mitteilt, wird die Filiale Holthausen an der Castroper Straße 270 in die nahe gelegene Geschäftsstelle Sodingen an der Mont-Cenis-Straße 267a integriert. Die Kunden des Standortes Holsterhausen, Bielefelder Straße 123, werden zukünftig – je nach individueller Präferenz – in der Geschäftsstelle Eickel am Eickeler Markt 3a/b oder in der Hauptstelle am Berliner Platz 1 betreut. Ebenfalls in der Zentrale fänden künftig auch die Kunden der Geschäftsstelle Baukau an der Germanenstraße 77 ihre Ansprechpartner.
Mitarbeiter werden in anderen Filialen eingesetzt
Die 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der drei betroffenen Standorte würden zur Stärkung der Teams in den umliegenden Geschäftsstellen eingesetzt, so dass die Kunden trotz Filialzusammenlegung größtenteils ihren gewohnten Ansprechpartner behalten werden, heißt es. Ein konkreter Zeitplan für die Neuausrichtung des Geschäftsstellennetzes werde zurzeit erarbeitet und abgestimmt. Nach der Schließung der drei Filialen habe die Herner Sparkasse noch acht Geschäftsstellen und damit ein deutlich dichteres Netz als alle Mitbewerber.
Vorstands-Chef Antonio Blanquez hatte bereits vor einigen Tagen im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion beschrieben, vor welchen Herausforderungen die Herner Sparkasse steht - und wie sie ihnen begegnen will. So geht Blanquez davon aus, dass die Niedrigzinsphase noch eine Dekade anhalten werde, darunter werde die Ertragslage deutlich leiden. Finanzieller Druck komme auch aus anderer Richtung: regulatorische Anforderungen. Dahinter verbergen sich Gerichtsurteile, etwa zu Bankgebühren. Hier müsse die Sparkasse die Ansprüche der Kunden befriedigen. Und erst vor wenigen Tagen erging ein Urteil, dass die nordrhein-westfälischen Sparkassen für Steuerrückforderungen aufkommen müssen, die durch illegale Cum-Ex-Geschäfte der zerschlagenen WestLB entstanden sind. Das werde auch bis nach Herne durchschlagen.
Vorstands-Chef: Haben jeden Stein umgedreht, um die Ertragslage zu verbessern
Deshalb habe man „jeden Stein umgedreht“, um zu schauen, wie man die Ertragslage verbessern könne. Das Ergebnis sei ein ganzer Blumenstrauß an Maßnahmen. So sei die Sparkasse in offene Immobilienfonds eingestiegen. Dieses Engagement bedeute zwar ein erhöhtes Risiko, aber eben auch bis zu vier Prozent Rendite. Die seien seien sonst schwer zu erzielen. Im Kreditgeschäft widme man sich verstärkt großen Kreditwünschen von mehr als zehn Millionen Euro. Die Herner Sparkasse habe auch schon Kredite von rund 70 Millionen Euro mit anderen Instituten koordiniert.
Dass die Herner Sparkasse in das Geschäftsfeld der Immobilien strebt, offenbarte sich bereits vor wenigen Wochen, als die Pläne für die Wohnbebauung auf dem ehemaligen Fußballplatz an der Reichsstraße in Eickel präsentiert wurden. Dort tritt die Herner Sparkasse gemeinsam mit der Schwerter Sparkasse als Investor auf, beide nehmen jeweils rund 20 Millionen Euro in die Hand.
Einstieg ins Wohnimmobiliengeschäft mit Projekt an der Reichsstraße
Blanquez: „Wir beraten die Kunden bei der Immobilienfinanzierung, deshalb haben wir gesagt, dass wir das auch selbst machen können.“ Die Sparkasse Schwerte habe bereits Erfahrung auf diesem Gebiet, deshalb sei sie ein guter Partner, von dem man viel lernen könne. Die Herner Sparkasse sei auch für weitere Projekte in diesem Bereich offen, wenn sich die Gelegenheit böte auch in Nachbarstädten. Mit dem Einstieg bei der HGW hat die Sparkasse bereits ein zweites Standbein im Wohnimmobiliengeschäft.
Die Rahmenbedingungen führten dazu, dass der Ertrag leide, so Antonio Blanquez, doch dies bereite keine Sorgen. Die Herner Sparkasse sei im Verbandsgebiet Westfalen-Lippe eine der eigenkapitalstärksten. „Wir können eine Durststrecke überstehen“, so Blanquez. Allerdings sei schon jetzt abzusehen, dass es in den nächsten vier bis fünf Jahren keine Ausschüttungen an die Stadt geben könne. Inwieweit sich dies mit dem Einstieg bei der HGW noch ändert, muss die Zukunft zeigen. Ungefährdet sei der öffentliche Auftrag der Sparkassen, das heißt: Dinge wie Spenden oder Sponsoring würden unverändert weitergeführt.
>>> FILIALNETZ WURDE BEREITS AUSGEDÜNNT
■ Die Sparkasse hat bereits vor einiger Zeit damit begonnen, das Filialnetz umzubauen.
■ Die Geschäftsstellen in Eickel, Sodingen und Horsthausen wurden in sogenannte SB-Kassen umgerüstet, in denen es kein Bargeld mehr am Schalter gibt.
■ Bereits geschlossen wurde die Filialen in Elpeshof und gegenüber vom Herner Bahnhof.
■ Im Zuge der Revitalisierung der Wanne Innenstadt soll in einigen Jahren die Geschäftsstelle am Buschmannshof mit jener in Wanne-Nord auf halber Strecke verschmolzen werden.