Herne. Die Drogenszene in Wanne-Mitte bekommt eine Anlaufstelle: Die Stadt Herne will die Abhängigen in einer Ex-Kneipe unterbringen und dort beraten.

Die Drogenszene in Wanne-Eickel soll in der ehemaligen Gaststätte Warsteiner Stuben an der Freisenstraße 22 unterkommen. Diesen Vorschlag hat die Stadt Herne der Politik unterbreitet. Seit Jahren halten sich Suchtkranke, aber auch obdachlose und psychisch kranke Menschen in einem Unterstand im Postpark sowie auf dem benachbarten Buschmannshof auf. In der neuen Anlaufstelle sollen die Menschen auch betreut werden.

Die Szene in Wanne-Mitte, gelegen in direkter Nachbarschaft zum Hauptbahnhof Wanne-Eickel, sorgt seit vielen Jahren für Kritik. Bürgerinnen und Bürger, aber auch Geschäftsleute sowie Politikerinnen und Politiker stoßen sich an den Menschen, die sich dort aufhalten und offen Alkohol und andere Drogen konsumieren. Ein Streetworker kümmert sich seit 2020 um die Gruppe und hat schon viele Abhängige in eine stationäre Entgiftung vermittelt. Ziel war es aber seit Jahren, eine zentrale Anlaufstelle zu finden – damit sich die Szene nicht mehr mitten in der Stadt in der Öffentlichkeit aufhält, aber auch, damit sie dort Hilfe erhält. Nachdem mehrere Vorstöße für einen Treffpunkt gescheitert waren, sollen es nun die Warsteiner Stuben werden.

In die ehemalige Gaststätte Warsteiner Stuben soll die neue Anlaufstelle einziehen.
In die ehemalige Gaststätte Warsteiner Stuben soll die neue Anlaufstelle einziehen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Herne: Gäste sollen an Arbeit herangeführt werden

Bei dem Projekt, so teilte die Stadt Herne der Politik in der Beschlussvorlage mit, sollen mehrere Träger mit ins Boot. Beteiligen wollen sich demnach Kadesch, die gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung der Jugend- und Suchtkranken-Hilfe Herne, das Jobcenter Herne, die Gesellschaft freie Sozialarbeit und das St. Marienhospitals Eickel. Sie wollen in der ehemaligen Gaststätte eine Kontakt- und Anlaufstelle mit Cafébetrieb aufbauen und die Abhängigen und Kranken an die Bereiche Arbeit, Beschäftigung und Qualifizierung heranführen.

Zentrales Element der zunächst auf zwei Jahren angelegten Maßnahme ist es laut Stadt, eine Tagesstruktur für die Besucherinnen und Besucher aufzubauen. Dazu sollen sie stundenweise beschäftigt werden. Kadesch habe beim Jobcenter dazu einen Antrag auf Förderung einer Arbeitsgelegenheit für die Besuchenden gestellt, diese sollen dann in dem Café arbeiten, aber auch für Verschönerungs- und Reinigungsaktionen etwa im Postpark oder in der Fußgängerzone eingesetzt werden. Außerdem sollen die Gäste dort pädagogisch begleitet werden, sprich: Sie sollen durch eine soziale und medizinische Versorgung stabilisiert sowie an Angebote im Suchthilfesystem herangeführt werden, heißt es weiter. Die Stadt mietet die Räume an und will für die Anlaufstelle eine zusätzliche pädagogische Fachkraft mit einer halben Stelle einrichten.

Ausschussvorsitzender: Kein Verdrängungsprozess

Spricht von einer „sehr guten Lösung“: Patrick Steinbach, Vorsitzender des Sozialausschusses in Herne.
Spricht von einer „sehr guten Lösung“: Patrick Steinbach, Vorsitzender des Sozialausschusses in Herne. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Patrick Steinbach, Vorsitzender des Sozialausschusses, spricht von einer „sehr guten Lösung“, die nun gefunden worden sei. Die bisherige Situation mit dem Unterstand im Postpark sei „unsäglich“, kritisiert der SPD-Ratsherr gegenüber der WAZ. Er begrüßt, dass nun ein Treffpunkt mit Café eingerichtet werden soll, in dem sich die Menschen nicht nur im Warmen aufhalten können, sondern in dem sie auch betreut und aufgebaut werden. Die potenziellen Kooperationspartner, lobt Steinbach, brächten eine große Erfahrung mit, darunter auch Kadesch. Wichtig sei, dass kein Verdrängungsprozess beschlossen werden soll, sondern ein echtes Hilfsangebot.

Dass es noch Stolpersteine gibt, will Steinbach nicht verhehlen. Ins Boot geholt werden müssten nun die Nachbarinnen und Nachbarn der künftigen Anlaufstelle: „Wir müssen mit den Bürgern reden.“ Auch müsse die Szene dafür gewonnen werden, dass sie das neue Angebot auch nutze: „Die Menschen werden nicht alle freiwillig kommen.“ Helfen könne dabei auch der Streetworker, meint Steinbach. Er leiste eine sehr gut Arbeit.

Ziel müsse es am Ende auch sein, dass der Unterstand im Postpark verschwindet: „Das war immer der Wunsch der Bevölkerung.“

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Sozialausschuss diskutiert über die Pläne

In den vergangenen Jahren war unter anderem die Nutzung einer ehemaligen Trinkhalle an der Berliner Straße/Hauptstraße als neue Anlaufstelle im Gespräch, ebenso der Bau eines Containers neben dem Unterstand. Umgesetzt wurde aber keiner der Vorschläge – auch wegen Bedenken der Vermieter.

Über die Pläne für die Anlaufstelle in den ehemaligen Warsteiner Stuben spricht der Sozialausschuss am Mittwoch, 18. Mai, im Rathaus Herne (Ratssaal). Das Gremium stimmt anschließend darüber ab. Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 16 Uhr.