Herne. Die Politik lobt die Arbeit des Streetworkers in der Drogenszene in Wanne-Mitte. Nun darf er weitermachen. Was er bislang erreicht hat.
Der Streetworker, der sich in Wanne-Mitte um die Drogenszene kümmert, kann weitermachen. Das hat die Politik beschlossen. Sie lobt die Arbeit des Streetworkers Fabian Rybak, der rund um den Buschmannshof und den Postpark in kurzer Zeit schon viel erreicht habe. Seine befristete Stelle wird deshalb fortgeführt, zunächst für zwei weitere Jahre.
Zum Hintergrund: Weil es seit Jahren von Bürgerinnen und Bürgern, aber auch aus der Politik und von Geschäftsleuten Kritik an der Drogenszene in Wanne-Mitte gibt, beschloss die Politik 2019, dass sich ein Streetworker um die Abhängigen kümmern soll. Eingerichtet wurde eine halbe Stelle für 2020 und 2021, die Kosten teilen sich Stadt und Diakonie. Der Neue soll sich um die Männer und Frauen kümmern, die sich einen Steinwurf vom Hauptbahnhof Wanne-Eickel entfernt treffen oder Drogen aller Art konsumieren.
Herne: 21 Abhängige wurden in stationäre Entgiftung vermittelt
Die Arbeit des Mannes habe ausgerechnet zum Start der Pandemie begonnen, sagte Pia Plattner, die städtische Sucht- und Psychiatriekoordinatorin, am Dienstag im Volkshaus Röhlinghausen. Dort zog sie gegenüber dem Sozialausschuss eine Bilanz der bisherigen Suchthilfemaßnahme. Und diese sei äußert positiv: Auch wenn der Streetworker wegen Corona zunächst „nicht voll durchgestartet“ sei, so habe er schon viel erreichen können bei den Menschen, die sich vor allem auf dem Buschmannshof, aber auch in ihrem Unterstand im Postpark aufhalten. Darüber hinaus sei er aber auch in weiteren öffentlichen Bereichen unterwegs gewesen, etwa an der Landgrafenstraße, am Solbad oder am Kanal nahe dem Kirmesplatz.
Konkret: Der Sozialarbeiter Rybak habe 21 Abhängige in eine stationäre Entgiftungsbehandlung vermitteln können. Zum Teil seien dabei mehrere stationäre Behandlungen nötig gewesen, um zumindest eine kurzfristige Abstinenz zu erreichen. Sieben Klienten, berichtete Plattner, seien in eine stationäre Entgiftungs- und anschließend in eine Entwöhnungsbehandlung vermittelt worden. Die Menschen seien nach abgeschlossener Entwöhnung dann in eine andere Stadt umgezogen.
50 Prozent der Abhängigen leiden an Depressionen
Auch interessant
Der Streetworker habe es auch geschafft, die Abhängigen und ihre Probleme kennen zu lernen. Eine Begleiterscheinung des jahrelangen Drogenkonsums, so die Erkenntnis aus der Arbeit, seien psychische Erkrankungen, meistens Depressionen: Etwa 50 Prozent der Menschen aus der Szene habe angegeben, darunter zu leiden. Nicht zuletzt habe sich der Streetworker mit Kooperationspartnerinnen und -partnern vernetzen sowie Anwohnerinnen, Anwohner und Geschäftsleute kennen lernen können. So habe er sich schnell in das kommunale Hilfsnetzwerk integriert und kooperiere nun unter anderem mit dem Sozialen Dienst der Justiz, den Einrichtungen der Drogensubstitution, der Notunterkunft Buschkamp, dem Jobcenter, der Polizei, den Krankenhäusern, dem Amtsgericht oder den Apotheken.
Die Stadt schlug dem Sozialausschuss vor, das „zugehende Suchthilfeangebot“, sprich: die halbe Stelle fortzuführen, weiter befristet für die Dauer von zwei Jahren. Dadurch, so die Begründung, soll der Hilfebedarf der Menschen vor Ort noch konkreter erfasst und die Anbindung an die Hilfesysteme stabilisiert werden. Überzeugen musste Suchtkoordinatorin Pia Plattner die Ausschussmitglieder nicht, sie gaben einstimmig grünes Licht. Sie sei „mehr als angetan“ von der bisherigen Arbeit, sagte etwa CDU-Ratsfrau Bettina Szelag. Die 35.000 Euro für die halbe Stelle sei „gut investiertes Geld“.
Ähnlich äußerte sich Theres Boneberger (SPD). „Hellauf begeistert“ zeigte sich auch Mirco Szymislik (Grüne) von der Arbeit des Streetworkers: „Das ist ein riesengroßer Erfolg“. Noch besser wäre es, wenn der Streetworker eine ganze Stelle bekäme, fügte er an. Wie Stadtsprecher Christoph Hüsken zur WAZ sagt, wird der von der Diakonie eingesetzte Sozialarbeiter Rybak „nach hiesigem Kenntnisstand“ die Aufgabe weiter betreuen.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Noch keine eigenen Räume
Die Bemühungen um eigene Räume für die Suchtkranken sind noch nicht von Erfolg gekrönt. Ziel ist, eine Wohnung oder ein Ladenlokal für die Abhängigen zu finden, weil der Anlaufpunkt im Postpark den Menschen nur ein Dach über dem Kopf bietet.
Zuletzt im Gespräch war auch die Nutzung einer ehemaligen Trinkhalle an der Berliner Straße/Hauptstraße, ebenso der Bau eines Containers neben dem Unterstand. Umgesetzt werden konnte noch keiner der Vorschläge – auch wegen Bedenken der Vermieter.