Herne. In Herne hat ein Corona-Testzentrum nun 24 Stunden geöffnet. Was treibt die Menschen nachts dorthin? Die WAZ hat nachgeschaut.

Auf dem Cranger Kirmesplatz in Herne können sich Menschen seit dem vergangenen Wochenende jetzt Tag und Nacht auf das Coronavirus testen lassen. Dieses Angebot wird von vielen genutzt, das zeigt ein Besuch der WAZ vor Ort.

„Vor einer Stunde hat mich eine Freundin angerufen und gesagt, dass sie positiv auf Corona getestet wurde“, sagt Ina Schmugge, sichtlich in Sorge. Sie mache sich große Sorgen, sich angesteckt zu haben und vielleicht ihre Liebsten anzustecken, erklärt die 48-Jährige – „obwohl ich Abstand gehalten und Maske getragen habe“. Sie wartet nun in ihrem Auto im Drive-in Testzentrum am Cranger Kirmesplatz auf ihr Corona-Testergebnis – um halb elf am Abend. Sie wolle jetzt Gewissheit und nicht erst am nächsten Tag – „sonst hätte ich mir bis morgen früh Sorgen gemacht.“

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Herne: DJ brauchte kurzfristig ein offizielles Testzertifikat

Zähne zusammenbeißen: Jovanie Kemmogne besuchte das Testzentrum, weil er seit zwei Tagen Erkältungssymptome hatte.
Zähne zusammenbeißen: Jovanie Kemmogne besuchte das Testzentrum, weil er seit zwei Tagen Erkältungssymptome hatte. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Auch Jovanie Kemmogne möchte kurz vor Mitternacht Gewissheit haben: „Ich habe seit zwei Tagen starke Erkältungssymptome und Sorge, ob es Corona ist“, berichtet der 26-Jährige. Ein DJ aus Herten wiederum ist aus beruflichen Gründen hier: „Dass die hier 24 Stunden geöffnet haben, rettet mir jetzt echt den Abend“, freut sich der 27-Jährige, „ich lege nämlich ab drei Uhr auf einem Streaming-Festival in Gelsenkirchen auf – aber dafür benötige ich ein offizielles Testzertifikat.“ Diese Info habe er nur leider zuvor überlesen, aber ohne das Zertifikat gebe es für ihn keinen Gig.

Der Bedarf für das Angebot sei für die Betreiber keine Überraschung: „Abends nach den Öffnungszeiten sind immer wieder Personen zu uns gekommen und fragten, ob sie nicht doch noch getestet werden können“, erzählt Enrico La Placa vom Testzentrum. „Den Bedarf haben wir gesehen, aber dass unser Angebot so gut angenommen wird – damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Geschäftsführer Klaus Möllmann. Rund 110 Personen ließen sich allein von Freitag auf Samstag außerhalb der üblichen Öffnungszeichen von Corona-Testzentren auf das Coronavirus testen. In der zweiten Nacht seien sogar noch mehr Menschen gekommen, sagt er. Die meisten kämen aber bis Mitternacht oder in den frühen Morgenstunden, etwa Krankenschwester auf dem Weg zur Arbeit oder vom Dienst nach Hause. Das könne aber auch mit der Ausgangsbeschränkung zusammenhängen, die am Freitag in Kraft trat, fügt Mitarbeiter La Placa an.

Veränderungen auf dem Gelände geplant

Es werde jetzt insgesamt deutlich mehr getestet, meint Mitarbeiterin Nicole Cichon: „Die Akzeptanz fürs Testen ist mittlerweile da.“ Wichtig sei auch, dass die „Siebfunktion“ funktioniere, fügt Enrico La Placa an: „Einige, die positiv getestet wurden, hatten keine oder kaum Symptome – ohne den Test hätten sie sicherlich weitere Menschen angesteckt.“ Aufgrund der großen Nachfrage werde das Testzentrum auf dem Cranger Kirmesplatz weiter ausgebaut, berichtet er, „zum Beispiel wird hier in Kürze ein Container für Verwaltungsaufgaben aufgestellt.“ Auch bei der Testorganisation seien Veränderungen geplant: „Wir arbeiten sonst tagsüber zwei- und abends einspurig, in etwa zwei Wochen möchten wir hier erstmals dreispurig arbeiten.“

Für sein zweites Testzentrum am Westring plant Inhaber Klaus Möllmann keine Veränderungen der Öffnungszeiten; ein 24-Stunden-Angebot dieser Art pro Stadt reiche aus. Vielleicht aber werde er diesen Service in einer anderen Stadt anbieten. Das 24-Stunden-Angebot in Herne soll so lange bestehen bleiben, wie es angenommen werde.

>> WEITERE INFORMATIONEN:

Klaus und Nina Möllmann betreiben in Herne die Testzentren am Cranger Kirmesplatz und am Westring, außerdem gibt es eine weitere Teststation in Essen. Auch in Unternehmen führt Möllmann Corona-Tests durch. Anmeldung: www.test-herne.de.

Der Bürgertest ist kostenlos – egal ob man ihn tagsüber oder nachts durchführen lässt. Der PCR-Test kostet am Kirmesplatz und am Westring pro Person 109,54 Euro. Im Testzentrum am Kirmesplatz gibt es einen speziellen Corona-Test für Kinder, der im vorderen Bereich der Nase durchgeführt wird – hinterher gibt es eine kleine Belohnung.