Herne. Am Freitagabend um 22 Uhr ist in Herne die Ausgangssperre in Kraft getreten. Die WAZ hat sich umgesehen, ob sich die Menschen daran halten.

Seit Freitagabend um 22 Uhr gilt in Herne die Ausgangsbeschränkung. Oberbürgermeister Frank Dudda nannte sie eine „Ultima Ratio“ – die Entscheidung dazu „ist uns nicht leicht gefallen.“ Die Maßnahme folge der Bundesnotbremse und sei aufgrund der hohen Inzidenz in Herne nötig, um die dritte Corona-Welle zu brechen.

Doch jede Maßnahme greift nur, wenn sie von den Bürgern akzeptiert und mitgetragen wird – halten sich die Herner an die Ausgangssperre? Die WAZ hat sich im Stadtgebiet umgesehen.

Herne: Straßen sind nach Beginn der Ausgangsbeschränkung leer

Der Park an der Künstlerzeche Unser Fritz – eigentlich dafür bekannt, dass sich dort abends häufig Gruppen von Jugendlichen aufhalten – ist menschenleer, nur ein paar Kaninchen sind unterwegs. Am Kanal joggt Mücahid Yusuf Karademir gegen 23 Uhr entlang. „Ich bin Moslem und jogge gerade nach dem Fastenbrechen – wir haben nämlich Ramadan“, erzählt er.

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Wege zur Religionsausübung sowie bis Mitternacht alleine zu joggen sind auch während der aktuellen Maßnahme erlaubt. Nicht gemeinsam mit einem Freund zu sporteln, sei für ihn aber gewöhnungsbedürftig, so Karademir. „Mir fehlt das soziale Leben schon sehr, aber die Ausgangssperre ist wichtig, ich finde sogar, sie hätte schon längst beschlossen werden sollen.“

Die Busse fahren normal weiter – bloß ohne Fahrgäste

Auf der Rathausstraße ist ein einziger Mann mit seinem Hund unterwegs und auch am Busbahnhof Am Buschmannshof ist nichts los. Ein Mann in Arbeitshose überquert den Platz und steigt in einen Bus – der Weg zur Arbeit und zurück ist auch weiterhin erlaubt.

Die Busse fahren - wie hier am Buschmannshof - trotz der Ausgangsbeschränkung weiter nach Plan - aber fast komplett ohne Fahrgäste.
Die Busse fahren - wie hier am Buschmannshof - trotz der Ausgangsbeschränkung weiter nach Plan - aber fast komplett ohne Fahrgäste. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Ansonsten sind die einfahrenden Busse und Straßenbahnen leer. Diesen Eindruck bestätigt auch der Busfahrer der Linie 323 der WAZ: „Wir fahren zwar ganz normal unsere Schicht weiter – aber seit 22 Uhr ist hier praktisch kein Mensch mehr unterwegs.“

Polizei und Ordnungsdienst sind unterwegs

Ab Mitternacht ist fast niemand mehr auf den Straßen zu sehen – völlig egal, wo man sich umschaut: Ob in Wanne-Eickel, auf der Gneisenaustraße oder der Blücherstraße im Feldherrenviertel: Alles wirkt verlassen. Auch auf der Bahnhofstraße ist bis auf zwei Polizisten im Streifenwagen kein Herner unterwegs.

Doch auf Höhe der Kreuzkirche gerät dann gegen ein Uhr doch noch ein Fußgänger ins Blickfeld – auf die freundliche Nachfrage, ob er wisse, dass eine Ausgangsbeschränkung gelte, reagiert er frostig: „Das Gesetz tritt heute in Kraft, aber die Maßnahmen dazu starten erst morgen, das können Sie auf der Webseite der Stadt nachlesen!“

Stadt lobt Disziplin der Bürger

Das stimmt natürlich nicht – die Maßnahme gilt seit Freitagabend und das steht auch so auf der Homepage der Stadt. Wichtig jedoch: Es gilt eine Ausgangsbeschränkung, keine Ausgangssperre, betont Stadtsprecher Christoph Hüsken. „Eine Ausgangssperre ist strikter, wir appellieren mit der Beschränkung an die Bürger, die Maßnahmen mitzutragen.“

Und das hat offenbar sehr gut geklappt. „Von unserer Seite würden wir den Hernern für die erste Nacht mit Ausgangsbeschränkung eine Eins mit Sternchen geben“, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch. Die Herner hätten sich nämlich überaus diszipliniert an die Vorgaben gehalten. „Es wurden keinerlei Verwarnungen ausgesprochen, lediglich ein paar wenige Hinweise wurden gegeben“, ergänzt sie.

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>>> AUSGANGSBESCHRÄNKUNG SEIT FREITAGABEND

• Die Ausgangsbeschränkung ist am Freitag in Kraft getreten und endet in der Nacht von Montag auf Dienstag um Mitternacht. Es ist verboten, sich zwischen 22 Uhr und 5 Uhr im öffentlichen Raum zu bewegen.

Ausnahmen gelten für Wege zum Arzt oder zum Krankenhaus, außerdem ist der Weg zur Religionsausübung oder zur Arbeit und wieder zurück erlaubt, genauso wie das Ausführen von Hunden. Zwischen 22 Uhr und Mitternacht ist zudem das alleinige Joggen erlaubt.

Stadt und Polizei arbeiten zusammen um das Einhalten der Maßnahme zu kontrollieren, am Montag berät der Krisenstab über eine Verlängerung der Verordnung. Informationen: www.herne.de/corona