Herne. Nach dem Eklat ums Kopftuchverbot in einer Herner Klinik hat der Träger eine neue Kopfbedeckung entwickelt. Was Betroffene davon halten.

Nach dem Eklat um den Rausschmiss einer Kopftuch tragenden Praktikantin am Universitätsklinikum St. Marien Hospital in Eickel hat die St. Elisabeth-Gruppe einen Vorschlag für eine spezielle Kopfbedeckung als Teil der Arbeitskleidung gemacht. Der Fachschaftsrat Medizin der Ruhr-Uni Bochum begrüßt einerseits die Reaktion des Krankenhausträgers, Mitarbeiterinnen künftig das Tragen eines Kopftuchs während der Dienstzeit zu erlauben, äußert aber Zweifel am konkreten Vorschlag sowie Kritik am Vorgehen der Gruppe.

Ausgelöst worden ist die aktuelle Debatte am St. Marien Hospital in Eickel (im Bild).
Ausgelöst worden ist die aktuelle Debatte am St. Marien Hospital in Eickel (im Bild). © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

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Sie hätten den von der St. Elisabeth-Gruppe vorgelegten Entwurf einer Haar- und Ohrenbedeckung kurzfristig mit sechs betroffenen Studentinnen besprochen und dabei „eher negative Reaktionen erhalten“, berichtet der Fachschaftsrat in einer Pressemitteilung. Der Entwurf habe wenig damit zu tun, was sich die Studierenden unter einem Kopftuch vorstellten. „Aus unserer Sicht würde ein übliches rechteckiges Tuch aus einem elastischen Stoff, welches sich Mitarbeiterinnen selbst zurechtbinden und ins Kasack stecken können, absolut ausreichen“, so der Fachschaftsrat.

Fachschaftsrat Medizin ist irritiert über das Vorgehen der St. Elisabeth-Gruppe

Deutliche Kritik übt der Fachschaftsrat am Vorgehen der St. Elisabeth-Gruppe (SEG): Seit dem Beginn der Diskussion mit der SEG vor etwa einem dreiviertel Jahr hätten sie mehrmals den Vorschlag gemacht, zwischen betroffenen Studierenden sowie Ärztinnen und dem Herner Klinikträger zu vermitteln, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. „Wir sind irritiert darüber, dass der nun vorgelegte Entwurf weder mit Betroffenen noch mit VertreterInnen des Fachschaftsrates ausgearbeitet wurde“, so die Vertretung der Medizinstudierenden.

Dennoch begrüßten sie die Bemühungen der St. Elisabeth-Gruppe und „bitten ausdrücklich darum, im weiteren Verlauf der Planungen auch Betroffene mit einzubinden“. Nach weiterer Auswertungen will sich der Fachschaftsrat Medizin noch einmal äußern.

Nach deutlicher öffentlicher Kritik der Ruhr-Uni-Leitung in dieser Woche hatte die SEG am Freitag die spezielle Kopfbedeckung als „Lösung“ auf ihrer Homepage präsentiert. Mündliche Anfragen der WAZ zu diesem Thema wollte die Gruppe nicht beantworten. Bereits im Februar hatte das Bochumer Studierendenparlament in einem Brief die Rücknahme des Kopftuchverbots gefordert. Der Brief sei an Chefärztinnen und Chefärzte der Gruppe adressiert worden, weil man sich von der SEG-Geschäftsführung nicht ernst genommen fühle, hieß es damals. loc