Heiligenhaus. Im Notdienst sind die Heiligenhauser Apotheken auch nachts für ihre Patienten da. Aber nicht jeder Kunde ist ein Notfall. Was Apotheker Kurioses erleben.
Der Kopf brummt, die Nase ist zu, das Fieber setzt ein. Doch die Apotheken haben zu. Damit eine Versorgung rund um die Uhr gewährleistet ist, wechseln sich die ortsansässigen Apotheken daher mit einem Notdienst ab, der 24 Stunden erreichbar ist. Doch nicht immer werden im Notdienst Produkte gekauft, die Kundinnen oder Kunden dringend für eine schnelle Besserung benötigen.
„Früher, als wir noch farbige Lippenstifte im Sortiment hatten, kamen Frauen auch schon mal abends zur Apotheke, um einen Lippenstift zu kaufen, bevor sie ausgingen“, erinnert sich Astrid Rüngeler-Janski. Auch heute „kommen Kunden noch für Hautlotion“, ja auch abends oder nachts. Elf bis 13 Notdienste pro Jahr muss die Löwenapotheke besetzen. Dann ist ein Apotheker oder eine Apothekerin immer verfügbar, egal um welche Uhrzeit.
Notdienst der Apotheken in Heiligenhaus wird größtenteils wertgeschätzt
„Ab 20 Uhr abends wird die Notfallpauschale von 2,50 Euro fällig“, nicht sonderlich viel, wenn man die Kosten von einem Installateur oder einem Schlüsseldienst im Notdienst vergleicht, eine recht „niedrige Hemmschwelle“ also, wenn man überlegt, ob man den Notdienst einer Apotheke aufsuchen soll.
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Doch die Apothekerin weiß: „Die meisten kommen wirklich als Notfall.“ Sei es, weil sie ein Rezept von einem Notarzt erhalten haben, oder aber weil sie selbst dringend ein Medikament gegen Beschwerden benötigen. „Was ein Notfall ist, liegt aber natürlich immer im Auge des Betrachters. Während der eine für ein Nasenspray auch nachts aufsteht, weil es ihn so einschränkt, dass er keine Luft mehr bekommt, kann der andere noch bis zum nächsten Morgen warten.“ 80 bis 90 Prozent aller Patienten haben aber auch „akute Sachen“. Das „obligatorische Nasenspray“, es begleitet auch Doris Blendowski von der Eulen-Apotheke in Heiligenhaus und der Apotheke am Berg in Velbert in nahezu jedem Notdienst.
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„Aber die meisten sind froh, wenn nachts und besonders am Wochenende jemand zu erreichen ist“, weiß sie zu berichten. Auch sie bestätigt, dass die meisten Patienten wirklich akuten Bedarf haben, weil ein Medikament daheim gerade mal ausgegangen ist. Was sie aber ärgert ist, wenn Kunden Wartezeiten vermeiden wollen und dann „um sechs Uhr morgens ihr Rezept einlösen möchten.“ Auch regelmäßig und neben dem Nasenspray ein absoluter Notdienstklassiker: „Der Anruf, ob wir Notdienst haben“. Aber einfach den Hörer daneben legen, das geht natürlich nicht, dafür gibt es ja den Notdienst. „Manchmal kommen dann auch kuriose Anrufe. Nachts um zwei Uhr beispielsweise“, da wurde Doris Blendowski geweckt: „Wir sitzen hier gerade zusammen und fragen uns, wie Magnesium wirkt“, berichtet die Apothekerin. „Da weiß man dann nicht, ob man lachen oder weinen soll.“
- Welche Apotheke aktuell in Heiligenhaus oder den umliegenden Städten Notdienst hat, ist täglich aktualisiert hier zu finden.
Auch Pflegeprodukte geben Heiligenhauser Apotheker im Notdienst ab
So oder so, im Notfall sind sie da. Und auch, wenn es keiner ist. Eine Abgabe von Beauty-Produkten verweigert Astrid Rüngeler-Janski von der Löwenapotheke nie. „Wenn ich schon mal die Notfallklappe aufgemacht habe, dann verkaufe ich auch eine Pflegelotion“, sagt sie. „Wenn mit dem Wunsch aber nachts um 3 Uhr jemand kommt, würde ich schon eine Diskussion beginnen.“ Bis 0 Uhr sei das alles aber kein Problem.
Eine Nacht, in der sich die Apothekerin mal ohne Störung im Bereitschaftszimmer schlafen legen kann, ist allerdings äußerst selten. „Im normalen Ablauf kommen ein oder zwei Patienten“, sagt sie. Samstags und sonntags gebe es zudem häufiger Notfälle.
Ein Produkt, nachdem die Apotheker im Notdienst immer wieder gefragt werden, „ist Babynahrung“, bei jedem zweiten bis dritten Notdienst sei das sogar der Fall. Aber: „Das haben wir gar nicht im Angebot.“ Während ein Notdienst unter der Woche in der Regel ruhiger verlaufe als am Wochenende, kann Rüngeler auch noch andere Erfahrungen teilen. „Zur Fußball-EM war es beispielsweise super ruhig“ und auch an Silvester hatte sie Dienst und erinnert sich: „Bis 19 Uhr hatte ich jede Menge zu tun, danach war es sehr ruhig.“ Dennoch empfiehlt die Apothekerin - eben für den Notfall - die klassischen Medikamente immer zu Hause zu haben.