Heiligenhaus. Heinz-Peter Schreven ist seit vielen Jahren ehrenamtlich Stellvertreter des Bürgermeisters. Nun ist er 70 Jahre alt geworden. Ein Porträt.

Wenn nicht gerade eine Pandemie das Leben lahm legt, dann ist immer viel Gewusel bei den Schrevens: Vier Kinder, sechs Enkelkinder – und wenn Heinz-Peter Schreven seine Frühlingssuppe kocht, sind alle glücklich. Der langjährige erste und nun zweite stellvertretende Bürgermeister ist kürzlich 70 Jahre alt geworden. Und freut sich, auch im Ruhestand Kindern das Entdecken näher zu bringen.

Glücklich steht Heinz-Peter Schreven mit seiner Frau Christa in seinem Garten. Vor drei Jahren sind sie umgezogen aus der Heide in den Panoramagarten, „wir waren total glücklich, dass eins unserer Kinder das Elternhaus übernommen hat“, freut sich Schreven. Und sehr glücklich sind sie auch hier, „altersgerecht“, lacht Christa Schreven. Das brauchen die beiden fitten Senioren zwar noch nicht, sie wandern viel, fahren Fahrrad – und haben natürlich die Enkel, die sie jung halten, „aber man muss natürlich weiter denken, dass es irgendwann nicht mehr so ist“, so Christa Schreven.

Ehepaar lernt sich über den RCDS kennen

Christa und Heinz-Peter Schreven in ihrem Garten.
Christa und Heinz-Peter Schreven in ihrem Garten. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Kinder haben immer eine große Rolle im Leben des Lehrer-Ehepaars gespielt. Nicht nur wurden sie schnell Mama und Papa, sondern lernten sich im Pädagogikstudium in Aachen kennen. „Ich war neu in der Stadt, da nahm mich eine Bekannte mit zu einem Treffen des RCDS. Doch der Vorsitzende musste erst erlauben, dass sie dabei sein darf“, erinnert Christa Schreven sich mit strahlenden Augen zurück. Das war dann ihr Heinz-Peter – der nichts dagegen hatte, dass sie dem Treffen des Rings christlich-demokratischer Studierender beiwohnte. Für beide war es Liebe auf den ersten Blick, „tolle Frau“, waren seine ersten Gedanken, „der isses“ ihre.

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Das war 1972, es folgte eine kirchliche Verlobung und 1975 die Hochzeit und später das erste Kind, Stefan. Mit Martina, Susanne und Katharina folgten dann noch drei Mädels. „Es war toll, aber wir waren beide ja berufstätig, das war schon eine Herausforderung“, berichtet Heinz-Peter Schreven. Ein Kindermädchen unterstützte das Ehepaar. „Bei uns war immer was los, nicht alles immer ganz einfach, aber das ist ja normal“, freut sich Schreven, dass die Kinder auch heute noch so toll harmonieren. „Wenn einer Hilfe braucht, sind die anderen sofort da.“ Natürlich gebe auch mal Krach: „Ich habe immer Musik gespielt, und weiß, zur Harmonie gehört auch Disharmonie, das ist ein Dreiklang. Da gibt es auch mal einen Akkord, der schräg ist, den muss man dann auflösen und weiterspielen.“

Erfahrung bei der Marine prägte

Ob ihm in der Erziehung seine Ausbildung als Lehrer geholfen hat? „Eher die Erfahrungen, die ich in Flensburg bei der Marine sammelte“, lacht er. Hier habe er vor allem gelernt, Rücksicht aufeinander zu nehmen, „und jeden anzunehmen, wie er ist. Da haben wir mit acht komplett unterschiedlichen Menschen zusammen in einem Zimmer gewohnt, alle acht Stunden Wechselschicht, da muss man lernen, zu schlafen, während andere Karten spielen oder sonst was“, so Schreven. Seine Kinder hätten immer bewundert, dass er tief und fest schlafen könne, obwohl sie Krach machten.

Setzt sich für die Umweltbildung ein: Heinz-Peter Schreven (r.).
Setzt sich für die Umweltbildung ein: Heinz-Peter Schreven (r.). © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Viel erlebt hat Heinz-Peter Schreven in seinem Leben. Groß geworden ist in einem Möbel- und Dekorations-Geschäftshaushalt in Süchteln im Kreis Viersen. „Da war immer viel los, wir haben mit den Mitarbeitern zusammen Mittag gegessen“, erinnert er sich. Dann starb der Vater plötzlich, als Schreven gerade einmal zehn Jahre alt war. Ein schwerer Schlag: Die Motivation in der Schule sank, also beschloss man gemeinschaftlich, dass Schreven nach Cuxhafen zieht. Hier lebte der beste Freund seines Vaters, ein katholischer Militärpfarrer. „Ich wäre einfach untergegangen in dem Unternehmenshaushalt. Hier wurde ich sehr behütet von meinem Ziehvater erzogen, eine tolle Zeit“, erinnert er sich gerne zurück.

Als Schüler das Experimentieren geliebt

Karneval findet Schreven toll, hier mit Bürgermeister Michael Beck. Schreven hat sich immer aktiv an Zügen beteiligt, ob in Heiligenhaus oder in Ratingen.
Karneval findet Schreven toll, hier mit Bürgermeister Michael Beck. Schreven hat sich immer aktiv an Zügen beteiligt, ob in Heiligenhaus oder in Ratingen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Der Pfarrer lernte später eine Frau kennen und lieben, beendete seinen Dienst und gemeinsam zogen sie nach Koblenz. Kurze Zeit verbrachte Schreven dann wieder im Elternhaus, um in Dülken sein Abitur zu machen. „Durch meine Umzüge war ich der erste Schüler in NRW, der Biologie als Hauptfach hatte“, berichtet er. Alle Freiheiten habe er hier gehabt, konnte viel experimentieren – ein Grundstein sei hier gelegt worden für seine spätere Berufswahl. „Ich hatte Glück mit meinen Lehrern, eine tolle Schulzeit.“ Mathe, Bio und Geographie sollte es dann werden, Informatik kam später dazu. „Mir macht es eine unglaubliche Freude, Kindern das Entdecken näher zu bringen, ihnen nicht bereits alles zu erzählen, sondern sie zu ermuntern, selber etwas herausfinden zu wollen“, beschreibt er seine Lehrerphilosophie.

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Nach Heiligenhaus kam er durch sein Bezirksseminar, das damals noch in den jetzigen Räumen des Umweltbildungszentrums stattfand. Das Ehepaar Schreven war kurz nach der Hochzeit nach Essen gezogen, seine Frau hatte schon eine Anstellung an der Grundschule Schulstraße, als er ins Referendariat ging. „Ich wollte das auf einer Schule in der Nähe des Seminars machen, und die nächste Schule war damals die Hauptschule am Nordring.“ Das klappte – und die Schrevens blieben in Heiligenhaus. „Es ist so schön hier, man hat vor der Haustür so viele Möglichkeiten und die Stadt hat sich auch erheblich weiterentwickelt in den letzten Jahren.“

Wlan schon Anfang der 2000er

An der Hauptschule habe er gerne gearbeitet, dort schon PC-Räume angeschafft, aber dann war die Zeit gekommen, wo die Zukunft der Schulform infrage gestellt wurde. Da wechselte Schreven zur Grundschule, 20 Jahre war er Leiter der Johann-Peter-Melchior-Schule in Ratingen. „Kinder sind was ganz Tolles. Man muss sie neugierig machen, dass sie selber ihre Stärken entdecken können und ihnen aufzuzeigen, wie viele Möglichkeiten sie haben. Ich konnte hier viel gestalten“, blickt er gerne zurück. Zum Beispiel eine vom Förderverein selber getragene Übermittagsbetreuung oder die Einrichtung von hochkarätigen Computerräumen mit Unterstützung von Hewlett Packard. Über die derzeitigen Digitalisierungsfortschritte an den Schulen kann er nur müde lächeln: „Unsere Grundschule verfügte 2004 schon über Wlan und Smartboards.“

Am Abend der Kommunalwahl 2020: Schreven (r.), hier mit Ralf Herre, Ulf Kruse und Manfred Gries (v.l.).
Am Abend der Kommunalwahl 2020: Schreven (r.), hier mit Ralf Herre, Ulf Kruse und Manfred Gries (v.l.). © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

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Schreven engagiert sich in der Heiligenhauser Umweltbildungshilfe, der Bürgerwald liegt ihm sehr am Herzen. Ansonsten engagiert er sich für den VVH, ist Mitglied in verschiedenen Vereinen wie den Heimatklängen, der Caritas und natürlich der CDU. „Ich hatte ein sehr bewegtes, ein sehr reiches Leben, auf das ich zurückblicken darf“, sagt Schreven mit Blick auf die vielen Karten, die zu seinem 70. eingetrudelt sind. Ein ganz besonderes Ständchen gab es von seiner CDU und Bürgermeister Michael Beck, die auf dem Panoramaradweg vor seinem Garten Grüße überbracht hatten. Konkrete Pläne habe er nicht, die Neugier, die begleitet ihn aber auch künftig durchs Leben, sei es Privat bei Reisen nach Cuxhaven, in den Harz oder beim Skifahren, auf Fahrrad- oder Wandertouren mit Freunden, oder als Opa. Das ist sein größtes Hobby. „Selber vorleben und neugierig machen“, sei da seine Devise: „Seid das Salz der Erde, gebt Geschmack.“

Schreven in der Politik

Zur Politik kam Heinz-Peter Schreven 1999 über seine Tochter Susanne, die schon in der Jungen Union aktiv und bis vor kurzem selber Ratsfrau für die CDU war. „Ich hatte immer gesagt, mach mal, dann hat sie gesagt, mach doch selber“, blickt er lachend zurück. Das tat er dann auch und wurde 1999 zum ersten Mal stellvertretender Bürgermeister. Die Aufgabe eines solchen ist die Vertretung des hauptamtlichen Bürgermeisters bei Präsenzterminen wie Jubilaren oder bei Vereinen.