Heiligenhaus. Im Heiligenhauser Kulturausschuss wurden Ideen und Konzepte rund um mehr künstlerische Graffitis diskutiert. Sie sollen das Stadtbild verschönern.
Bunt zu ging es am Dienstagabend im städtischen Ausschuss für Kultur und Städtepartnerschaften: Doch keineswegs eine aus dem Ruder gelaufene Diskussion war Grund dafür, vielmehr drehte sich an diesem Abend fast alles ums Thema Graffiti und mögliche Umsetzungen im Heiligenhauser Stadtgebiet.
Zum Zweck der Information und der generellen Einführung in die Thematik hatte der Ausschuss unter Leitung von Thomas Pischke (Grüne) den Essener Graffiti-Künstler Pascal Maßbaum eingeladen. Maßbaum ist seit vielen Jahren selbstständiger Graffitiprofi und hat in Essen zahlreiche große und kleine Projekte umgesetzt. Zu den großen Projekten zählt unter anderem die Gestaltung der Wand eines Unterführungs-Tunnels. „Auf 800 Quadratmetern habe ich eine Unterwasserwelt zum Leben erweckt, es sieht etwas wie Sealife aus“, berichtet Maßbaum.
Heiligenhauser Kommunalpolitiker befragen Graffiti-Experten
Doch auch kleinere Projekte zählen zu seinem Portfolio: So habe er zahlreiche Telefonkästen der Stadt Essen mit kulturellen Motiven verschönert. Eine Maßnahme, die bei der Bevölkerung sehr gut angekommen ist – und die an diesem Abend nicht zum letzten Mal Thema sein sollte. Maßbaum erklärt, dass ihm neben der künstlerischen Komponente der soziale Aspekt an Graffitis so gut gefalle. Zahlreiche seiner Projekte würden in Zusammenarbeit mit Schülern und Jugendlichen stattfinden, Maßbaum gestaltet Workshops und lässt die Nachwuchs-Künstler an die Sprühdose.
Auf die Frage aus dem Rat, ab welchem Alter solche Projekte sinnvoll seien, antwortet er lachend: „Ich mache diese Projekte ab der weiterführenden Schule. Im jüngeren Alter werden häufig lieber die Mitschüler als die Wände vollgesprüht.“ Auch die Nachfrage des Rates nach dem Risiko der ständigen Verschandelung kann Maßbaum beruhigend beantworten: „In der Szene gibt es einen Ehrenkodex, dass toll gestaltete Flächen in Ruhe gelassen werden. Natürlich gibt es auch da schwarze Schafe, aber kleine Störungen des Kunstwerks sind meist schnell und günstig zu reparieren“, so der Künstler.
Stadt will Denkanstöße geben für mögliche Graffitiprojekte
Die Verwaltung bringt zwei positive Beispiele für offizielle Graffiti-Projekte in Heiligenhaus an: So seien sowohl das Workshop-Projekt an der Wand der Waschstraße sowie die professionelle Gestaltung der Stirnseite der Gesamtschule als Erfolg zu werten. Die Verwaltung präsentiert eine provisorische Liste der städtischen Liegenschaften, die grundlegend geeignet für solche Projekte wären. Katrin Neuhaus, Leiterin des Kulturbüros, erklärt: „Wir wollen mal einen Denkanstoß geben, ohne da jetzt in konkrete Planungen gehen zu wollen. Wenn wir weitere Projekte dieser Art umsetzen wollen, sollte man sich bei einer gemeinsamen Begehung von Verwaltung und Künstlern ein Bild von wirklich geeigneten Orten machen.“
Etwas konkreter ist die Planung in einem anderen Projekt: Die Telekom will in Zusammenarbeit mit der Stadt das Projekt „Aus Grau wird Bunt“ anschieben und ihre Stromkästen farbenfroh und künstlerisch ansprechend gestalten lassen. Hierzu stellte die Verwaltung am gestrigen Abend elf Motive vor, die eine ungefähre künstlerische Richtung vorgeben wollen. Es fielen zahlreiche naturnahe und farbenfrohe Motive auf.
Gestaltung von Lärmschutzwand an der A 44 könnte schwierig werden
Ein weiteres Projekt werde durch erhebliche bürokratische Hürden erschwert: Eine künstlerische Graffiti-Gestaltung der Lärmschutzwand an der A 44 war seitens der Stadt angedacht. Ein detaillierter Blick in den Vertrag mit Straßen NRW zeige: Die Umsetzbarkeit liegt irgendwo zwischen höchst kompliziert und unmöglich. Der Vertrag setze eine schnelle Entfernbarkeit des Kunstwerks voraus, was bei Graffiti nicht gerade gegeben ist. Darüber hinaus müssten aus Wartungsgründen auch minimalste Risse sichtbar bleiben – das könnte schwer werden, wenn man eine ganze Wand mit einem Kunstwerk füllen möchte. Diese Hürden lassen das Projekt unrealistisch erscheinen – doch Heiligenhaus könnte bald an anderer Stelle bunter werden.