Essen-Frohnhausen. Im Essener Westen wird es bunt: Graffiti-Künstler des Werkstrands gestalten eine Hausfassade. Dadurch kommt noch mehr ins Rollen im Stadtteil.

In einer kleinen Wohnstraße in Frohnhausen gibt es einen neuen Blickfang: Das Haus mit der Nummer 5 an der Jacob-Grimm-Straße eröffnet den Blick in den Wald. Graffiti-Künstler haben die Fassade neue gestaltet, Bäume, Eichhörnchen, Eule und ein Buntspecht zieren sie jetzt. Dabei geht es sowohl den Künstlern als auch den Bewohnern um mehr als ein einzelnes Kunstprojekt. Sie wollen sich ins Stadtteilleben einbringen und Zeichen setzen.

„Dass man sich so großflächig auslassen darf mit einem erfahrenen Künstler an der Seite, das war schon eine besondere Möglichkeit“, sagt Manuel Waschhöfer. Er und Kai Mox vom Verein Werkstrand haben die Fassade gemeinsam mit Pascal Maßbaum gestaltet.

Auf Unterwasserwelt folgt ein Wald

Maßbaum arbeitet seit vielen Jahren als freiberuflicher Künstler und hat unter anderem auch den „Aqualand“-Tunnel an der Grunerstraße besprüht. Der Fußgängertunnel führt nahe des S-Bahnhofs in Frohnhausen unter den Gleisen nach Altendorf. Wer hindurchgeht, kann seit 2016 kurz in eine Unterwasserwelt abtauchen, begleitet von Fischen, Delfinen, Walen, Krake und Hai. Auch ein versunkenes Schiff und viele kleine Details sind zu sehen. Jetzt hat er das neue Projekt im Trio mitten im Herzen von Frohnhausen umgesetzt.

Das Logo des Vereins Werkstrand gehört zum neuen Graffiti in Essen-Frohnhausen dazu. Anderthalb Tage haben die Künstler daran gearbeitet.
Das Logo des Vereins Werkstrand gehört zum neuen Graffiti in Essen-Frohnhausen dazu. Anderthalb Tage haben die Künstler daran gearbeitet. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

An der Jacob-Grimm-Straße geht es passend zum nahe gelegenen Gervinuspark und den Grimmschen Märchen nun in den Wald. Das neue Kunstwerk wirkt, als könne man durch die Mauer hindurchgehen und hätte dann Waldboden unter den Füßen. Die Idee dazu stammt von Susanne Urlichs und Andreas Prinz. Die beiden sind Weltenbummler und versuchen auch zuhause in Frohnhausen möglichst viel Weltoffenheit auszustrahlen. So haben sie in ihrer Hausgemeinschaft vor einigen Jahren eine geflüchtete Syrerin aufgenommen, sie vernetzen sich gerne und fördern Initiativen im Stadtteil.

Neue Kontakte in der Nachbarschaft entstehen

„Wir wollen Frohnhausen etwas bunter und schöner machen“, sagt Urlichs. „Und vielleicht gibt es auch noch Nachahmer.“ Eine Hausverwaltung habe tatsächlich bereits Interesse bekundet und wolle Kontakt zum Werkstrand aufnehmen. Sie selbst war mit ihrem Mann auf der Suche nach Künstlern – inspiriert vom Aqualand-Tunnel – und informierte sich beim Stadtteilprojekt. Es entstand die Kooperation mit dem Werkstrand, die die Hausbewohner noch keine Minute bereut haben. „Wir haben den Künstlern freien Lauf gelassen, die Entwürfe wurden immer schöner und schöner“, sagt Urlichs. „Wir haben uns darauf eingelassen und sind nicht enttäuscht worden.“

Die Miteigentümer des Hauses hätten sofort zugestimmt und auch aus der Stadtverwaltung und der übrigen Nachbarschaft habe es kein Veto gegeben. Im Gegenteil – an den Tagen, an denen die Künstler vor Ort gearbeitet haben, kamen alle zusammen. „Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen und Nachbarn aus der Straße kennengelernt, denen wir vorher noch nie begegnet waren“, sagt Urlichs. Genau diese Effekte hatte sie sich von der Aktion erhofft.

Die Mitglieder des Werkstrands hoffen ebenfalls, noch mehr in Frohnhausen bewegen zu können. Sie sind in Kontakt mit der Stadtteilmoderatorin, haben schon Graffiti- und Fahrrad-Workshops angeboten, laden in ihre Räume ein. „Wir sind alle berufstätig, deshalb halten wir die Stadtteilarbeit bisher noch in kleinerem Rahmen“, sagt der Vorsitzende Dima Schmik. „Aber wir würden uns freuen, das nächste Stadtteilfest mitzugestalten.“