Heiligenhaus. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) fordert auch für Heiligenhaus „die weltbeste Bildung“. Diskussion im Club zeigt, wie schwer der Weg ist.

Das Interesse am Thema war groß: Rund 70 Interessierte kamen am Montagabend in den Club, um mit der NRW-Ministerin für Schule und Bildung, Yvonne Gebauer (FDP), über aktuelle schul- und bildungspolitische Fragen zu diskutieren. Sie war jetzt Referentin der FDP-Veranstaltungsreihe „Ich stelle mich“. Der Vorsitzende der FDP Heiligenhaus, Volker Ebel, freute sich dann auch besonders, gleich alle Schulleiterinnen der weiterführenden Schulen, etliche Lehrerinnen hiesiger Grundschulen sowie Schuldezernent Björn Kerkmann und Vertreter des Jugendrats zu begrüßen. Ministerin Gebauer forderte auch für Heiligenhaus die „weltbeste Bildung“ – doch die Diskussion zeigte, dass es dorthin ein schwerer Weg ist.

Rund 70 Heiligenhauser kamen zu dem Diskussionsabend mit Schulministerin Yvonne Gebauer in den Club – darunter viele Schulleiterinnen und Lehrerinnen.
Rund 70 Heiligenhauser kamen zu dem Diskussionsabend mit Schulministerin Yvonne Gebauer in den Club – darunter viele Schulleiterinnen und Lehrerinnen. © Unbekannt | Ulrich Bangert


Zunächst begann Yvonne Gebauer jedoch mit einer kurzen Vorstellung: Seit zweieinhalb Jahren ist die Kölnerin Schul- und Bildungsministerin und folgt, indem sie für sich die Schulpolitik wählte, thematisch ihrem Vater Wolfgang Leirich, der zwölf Jahre lang Schuldezernent der Stadt Köln war. „Vorgefunden habe ich einen eklatanten Lehrermangel, mit dem ich in dieser Höhe nicht gerechnet hatte. Die Zahlen und die Lehrerbedarfsprognose waren veraltet“, so Gebauer über ihren Amtsantritt. „Wir in der FDP haben immer für die weltbeste Bildung gekämpft und tun das auch weiterhin“, ergänzte die Ministerin und räumte ein: „In den kommenden acht Jahren werden aber in NRW bis zu 10.000 Lehrer fehlen.“

Berufliche Bildung mit akademischer Bildung gleichsetzen

Am stärksten betroffen seien davon die Grundschulen, aber auch Förderschulen und MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) in den weiterführenden Schulen. „Der Lehrerberuf ist mit der Wichtigste, den wir haben“, machte Yvonne Gebauer klar, die sich über die Rückkehr zu G9 freue und auch darüber, dass ab sofort gut eine Milliarde Euro aus dem Digitalpakt für die Schulen abrufbar seien. Deutlich machte die Ministerin zudem, dass „die berufliche Bildung der akademischen gleichgesetzt wird“, es müsse mehr Aufklärung bei den Eltern geben, was möglich sei im Schulsystem außer dem geraden Weg zum Abitur.

Den Einstieg in eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum, die der frühere Bundestagsabgeordnete Detlef Parr moderierte, machte Carmen Tiemann, Schulleiterin der Gesamtschule. Die Pädagogin regte an, alle Lehrer einheitlich zu bezahlen und die Gehälter über die Grenzen der Bundesländer hinweg anzupassen – in der momentanen Situation bestehe für Referendare oft wenig Anreiz, in NRW zu bleiben, wenn sie anderswo besser bezahlt würden. Auch sei eine bessere digitale Ausstattung der Lehrerarbeitsplätze jenseits der Gelder aus dem Digitalpakt erstrebenswert. „Lieber morgen als übermorgen“ hätte auch Yvonne Gebauer eine gleiche Bezahlung der Lehrkräfte. Sie sprach sich jedoch dafür aus, ohne Termine dafür nennen zu können. Dass 20 Prozent des gesamten Investitionsvolumens des Paktes in Laptops, Tablets oder andere mobile Endgeräte fließen könnten, sei jedoch nicht selbstverständlich gewesen und ein guter Schritt.

Zu große Klassen an Heiligenhauser Grundschulen

Das Problem der großen Klassen machte Kathrin Schuster, Grundschullehrerin in Isenbügel, noch einmal deutlich: „Heruntergerechnet bleiben dem Lehrer pro Unterrichtsstunde anderthalb Minuten pro Schüler“, setzte sie sich noch einmal nachdrücklich für Investitionen in die Lehrerausbildung ein.

Es gab noch mehr Fragen: Ein Vater, der „noch immer auf der Suche nach der weltbesten Bildung ist“, hoffte auf mehr Fachkräfte in der OGS-Betreuung – auch hier fehlen laut Gebauer sozialpädagogische Fachkräfte. Die Kernlehrpläne der Grundschulen würden aber überarbeitet.

80-prozentige Versorgungsquote bei der Offenen Ganztagsschule geplant

Auch das Thema OGS kam zur Sprache: „Ziel ist es, zunächst eine Versorgungsquote von 80 Prozent zu erreichen“, so Yvonne Gebauer, die aber auch verdeutlichte, dass viele Kommunen mit Platzmangel für die Einrichtung neuer Gruppen zu kämpfen hätten.

Letztlich zeigte der Diskussionsabend mit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, dass in der Bildungspolitik – auch in Heiligenhaus – noch einige Missstände zu beheben sind. Doch die Landesregierung will die Situation verbessern.