Heiligenhaus. Ein Heiligenhauser berichtet von seinen Erfahrungen, einen Impftermin für seine schwerst kranke Ehefrau zu erhalten. Und will anderen Mut machen.
Das Thema Impfen bewegt weiter die Heiligenhauser: Während die Ü-80-jährigen von guten Erlebnissen im Erkrather Impfzentrum sprechen, berichten viele WAZ-Leser von ihren Erlebnissen, überhaupt an einen Termin zu gelangen – oder darüber, aufgrund von Erkrankungen die Befürchtung zu haben, durchs Raster zu fallen.
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Was Klaus G. im Rahmen des Antrags auf eine Einzelfallentscheidung erlebt hat, berichtet er ausführlich: Seine Frau ist 74 Jahre alt, multimorbide Hochrisikopatientin, Pflegegrad 3. G., diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, ist als pflegender Angehöriger für seine Frau tätig. „Mit Bekanntwerden der Möglichkeit einer Impfung gegen Covid-19 im Rahmen einer Einzelfallentscheidung am 25. Februar habe ich sofort am darauffolgenden Freitag das notwendige Attest bei unserer Hausärztin eingeholt und dieses mit entsprechendem Antrag noch am selben Nachmittag an den dafür zuständigen Kreis Mettmann versandt.
Viel zu viel Bürokratie
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„Am Samstag, 13. März, erhielten wir dann ein Schreiben vom Kreisgesundheitsamt Mettmann“, so G. Weitere Unterlagen seien erforderlich. „Ein nicht nachvollziehbares, zusätzlich hoch aufwendiges administratives Verfahren für unsere Hausärztin sowie einen unverhältnismäßig hohen Aufwand für alle“ stelle dies für G. dar. Obendrauf käme, dass die Hausärztin im Urlaub sei und erst nach Ostern wiederkäme. „Da keiner der meine Frau behandelnden Fachärzte über die allumfassenden Kenntnisse zum Krankheits- und Pflegebedürfigkeitszustand meiner Frau verfügen kann, um die gewünschten Formalitäten zu erledigen, bleibt uns ohnehin nur die Möglichkeit, zu warten, bis unsere Hausärztin nach Ihrem Osterurlaub ihren Praxisbetrieb wieder aufnimmt.“
Was ihn wütend macht? „Politiker und Gesundheitsexperten propagieren doch die schnelle Impfung, insbesondere für besonders gefährdete Menschen mit einem extrem hohen Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken oder gar daran zu sterben. Gleichzeitig werden impfwilligen Menschen mit einem derart hohen Risiko aber mit einer überfrachteten Administration und überzogenen bürokratischem Sicherheitsdenken Wege unverhältnismäßig erschwert und an vielen Stellen fast unbegehbar gemacht.“ Das einzig Wichtige sei doch, „dass meine Frau möglichst zeitnah diese für sie so notwendige und womöglich lebensrettende Impfung erhält.“
Plötzlich Terminangebot erhalten
Die überraschende Wende dann für das Ehepaar: Am Freitag erhielten die beiden einen Anruf, ein Termin sei für Samstag frei geworden, nachdem G. erneut den Kreis Mettmann angeschrieben hatte. „Nach am Ende zwei ablehnenden Schreiben war ich total perplex, ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet“, so G. Die Impfung lief reibungslos, seine Frau zeige keinerlei Nebenwirkungen bislang. Mitgeimpft werden konnte er als einzig pflegender Angehöriger auf mehrfache Nachfrage nicht – dies hätte im Vorfeld geklärt werden müssen, berichteten Mitarbeiter in Erkrath.
Dass in Essen Begleitpersonen unkompliziert mitgeimpft werden, hinterlässt bei G. nur noch Fragezeichen. „Man weiß doch gar nicht mehr, was man machen soll, schwerst kranke Menschen warten weiterhin auf ihren Termin, ohne Chance“, frustriert ihn die ganze Situation. Er selber hofft nun, dass die Hausärztin aus dem Urlaub zurückkommt: denn sie habe schon signalisiert, dass er Priorität eins habe und sobald sie impfen könne, ihn impfen werde. G. will andere Menschen Mut zusprechen, die derzeit ähnliches erleben: „Wir sind nicht alleine.“