Heiligenhaus. Schülerlotsen regeln morgens den Verkehr und werden dabei beschimpft. Bezirkspolizist Andreas Piorek missfällt dies ebenso wie Elterntaxis.
Die Schüler starten nach den Herbstferien frisch erholt wieder in die Klassenzimmer, die Erwachsenen machen sich auf den Weg zur Arbeit. Damit sich dabei niemand wortwörtlich in die Quere kommt, darauf achtet Bezirkspolizist Andreas Piorek. Und er hofft auf verständige Autofahrer, die ohne Meckerei auskommen.
Nähert sich ein Autofahrer dem Kreisverkehr am Kirchplatz wochentags vor acht Uhr, dann fallen ihm direkt die Schülerlotsen ins Auge, die dort den Grundschülern und anderen Passanten helfen, die Straße zu überqueren. Sie stehen jeweils zu zweit an den Zebrastreifen an der Mittelstraße und an der Kettwiger Straße, um die Sicherheit der Fußgänger zu gewährleisten.
„Das ist eine Kooperation zwischen dem Immanuel-Kant-Gymnasium und der Grundschule Schulstraße, die seit Schuljahresbeginn besteht“, erläutert Andreas Piorek. „Die Kreisverkehrswacht stellt die Ausrüstung der Schülerlotsen und instruiert sie zu ihren Aufgaben.“ Das Arrangement laufe gut, die Schülerlotsen seien motiviert und bei Wind und Wetter zur Stelle, um den Jüngeren zu helfen. „Bedauerlich ist aber, dass uns von Seiten der Lotsen Beschwerden über – überwiegend männliche – Autofahrer erreicht haben. Es gibt welche, die meckern aus dem heruntergekurbelten Fenster die Jugendlichen an, dass die Straße von ihnen nicht schnell genug wieder freigegeben wird.“
Autofahrer müssen auf die Lotsen warten
Die Lotsen regeln den Verkehr nämlich einheitlich, betreten und verlassen die Fahrbahn in beide Fahrtrichtungen jeweils gleichzeitig. „Das heißt, der Autofahrer muss auch dann noch warten, wenn der Fußgänger ,seine’ Hälfte der Fahrbahn bereits überquert hat. Das entspricht aber den Regeln der Straßenverkehrsordnung und wäre ja auch der Fall, wenn an dieser Stelle eine Ampel stünde“, sagt Piorek und ergänzt: „Die Verkehrsinsel ist nicht maßgeblich für die Trennung der Fahrbahn.“
Der komplette Kreisverkehr gehöre übrigens zur Zone 20, und nicht nur der: Autofahrer, die ihn der Hauptstraße folgend verließen, hätten ebenfalls keinen Grund zu beschleunigen, spricht der Bezirkspolizist ein weiteres Ärgernis an. „Denn diese Zone endet erst hinter der Einmündung Schulstraße.“ Deutlich gemäßigter und regelkonform verhalten sich die Autofahrer dagegen, wenn sie Andreas Piorek nur am Kreisverkehr stehen sehen – und das freut den Polizisten. „Denn es beweist ja, dass im Grunde alle wissen, wie sie fahren müssen. Auch wenn die Straßenverkehrsordnung keinem geläufig ist.“
Elterntaxis an der Grundschule St. Suitbertus fallen negativ auf
Dass auch die Eltern der Kinder, die die St.-Suitbertus-Schule besuchen, wissen, was den Grundschülern auf dem morgendlichen Schulweg guttut, darauf hofft Andreas Piorek ebenfalls. „Wie Kraut und Rüben“ sehe es beim Absetzen der Kinder an der Ludgerusstraße oder der Straße „Am Sportfeld“ aus; die Autofahrer parken im Kreisel und fahren bis auf den letzten Meter an die Schule heran. „Ich bin zu knapp dran“, bekomme der Polizist dann oft als Entschuldigung zu hören. Selbstverursachter Zeitdruck sei der Grund für solch ein Verhalten, weiß Piorek, nicht die Sorge um das Kind. „Es ist ganz wichtig, dass Kinder lernen, sich verkehrssicher zu verhalten und zu bewegen. Das müssen ihnen die Eltern beibringen“, plädiert Piorek dafür, die Kinder zumindest ein Stück von der Schule entfernt abzusetzen.
Positiv merkt er jedoch an, dass die Anzahl der Schüler, die morgens mit dem Rad zur Schule kommen, deutlich gestiegen sei, seit die Schule an den neuen Standort umgezogen ist.