Heiligenhaus. Michael Rückels ist Rettungsschwimmer bei der DLRG Heiligenhaus. Trotz vieler Fehlalarme: Er springt lieber zu viel ins Wassers als zu wenig.
Respektlosigkeit, wie man es oft aus anderen Bädern hört, hat Michael Rückels im Heljensbad noch nie erfahren. Seit über 30 Jahren unterstützt der Rettungsschwimmer an heißen Sommerwochenenden die Badeaufsicht im Heiligenhauser Freibad. „Im Gegenteil, viele Badegäste kommen mit uns ins Gespräch und zollen Respekt gegenüber dem Ehrenamt. Das Heljensbad zieht viele Familien an. Immer wieder höre ich, dass man extra von hier und dort zu uns kommt, weil es ruhig und sauber ist“, plaudert der 49-Jährige über seine langjährige Erfahrung. „In diesem Jahr sind wir noch nicht zum Einsatz gekommen, ausgerechnet an den Wochenenden war das Wetter seit der Öffnung nicht so toll. Aber das soll ja an diesem Wochenende anders werden.“
Wöchentliches Wassertraining
Bereits 1988 hat der IT-Fachinformatiker die Ausbildung zum Rettungsschwimmer absolviert, inzwischen ist er der Einsatzleiter der DLRG-Ortsgruppe Heiligenhaus. Gemeinsam besuchen sie regelmäßig Schulungen und halten sich beim wöchentlichen Wassertraining fit, um im Ernstfall schnell eingreifen zu können. Dann springt Michael Rückels mit Kleidung und Schuhen ins Wasser, nur die Brille legt er vorher ab. Nicht immer befindet sich ein Mensch in Lebensgefahr. „Wir sind oft umsonst ins Wasser gesprungen. Man kann nicht jedes Mal sofort einschätzen, ob ein Kind taucht oder wirklich in Gefahr ist. Man springt lieber einmal zu viel rein als zu wenig. Kinder schreien nicht, wenn sie zu Ertrinken drohen. In mancher Schicht kann das zwei- bis dreimal passieren, gerade am Anfang der Saison, wenn die Badegäste noch nicht so sicher sind.“
Wachdienst an der Ostsee
Rückels und seine Vereinskameraden wachen aber nicht nur über die Sicherheit der Heiligenhauser Wasserratten, sondern auch an der Ostsee. Seit 1991 versehen Mitglieder der DLRG Heiligenhaus Wachdienst am Strand von Bad Kühlungsborn. „Unsere ehemaliger Vorsitzender Karl Schulten hatte in Mecklenbug Verwandtschaft, die ihn nach der Wende bat, beim Aufbau der DLRG dort zu helfen“, erinnert der Heiligenhauser DLRG-Vorsitzende Hans-Peter Endl an die mittlerweile traditionsreiche Verbindung.
Viele Erste Hilfe-Einsätze
An der See sind die Wasserretter, die alle als Sanitäter ausgebildet sind, manchmal sehr gefordert. Sie haben nicht nur den einen oder anderen Schwimmer, der die Strömung unterschätzte, aus den Fluten ziehen müssen, sondern sie leisteten Erste Hilfe bei Herzinfarkten, unternahmen erfolgreich Wiederbelebungsversuche. Und immer wieder erreichen die Helfer Kindersuchmeldungen. In den meisten Fällen stellte sich allerdings heraus, dass der Nachwuchs nicht im Wasser war oder sich verlaufen hatte, sondern vor dem Fernseher saß. „Wenn Mutter und Vater zu uns kommen, schicken wir ein Elternteil deshalb ins Hotel oder die Ferienwohnung – oft sind die Kleinen dorthin gegangen.“