Heiligenhaus. . Wer Bademeister sein möchte, der braucht die Rettungsschwimmabzeichen der DLRG. Wie anspruchsvoll die sind, testete unser Reporter einmal selber
- Das Schwimmer-Bronze und das Rettungsschwimmer-Bronze sind zwei völlig verschiedene Schwimmabzeichen
- WAZ-Reporter Simon Klaus testete einmal selber, wie hoch die Anforderungen an das Bronzeabzeichen sind
- Wer als Bademeister arbeiten will, der benötigt das DLRG-Silber – und somit jede Menge Kondition
Sicherheit im Wasser ist ein großes Thema. Es beginnt schon im Kindesalter, wo man von den Eltern die Schwimmflügel angezogen bekommt. Eine weitere Stufe ist das Seepferdchen, das die generelle Schwimmfähigkeit bestätigt, sowie weitere Schwimmabzeichen. Ein anderer Aspekt der Sicherheit im Wasser ist das Retten von anderen Schwimmern, was eine schwierige, aber sehr nützliche Fähigkeit ist.
Diese Fähigkeit kann man bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, kurz DLRG, erlernen. Bei der Ortsgruppe Heiligenhaus ist Michael Prisille als Leiter der Ausbildung und Beauftragter der Rettungsfähigkeit dafür verantwortlich, den Mitgliedern das Retten in allen Lagen beizubringen. Jeder hat es schon mal in einem Filmoder in einem Video gesehen, wie eine Person gerettet wird. Doch wie genau funktioniert das eigentlich? Wo darf man anfassen, wo muss man vorsichtig sein?
Um diese Fragen zu klären, steige ich mit Michael Prisille ins Becken. Hier erklärt er mir, dass in verschiedenen Situationen verschiedene Techniken angewandt werden müssen. Bei der Auswahl des optimalen Griffes muss man viele Kriterien beachten: Ist die Person bei Bewusstsein? Ist die Person in Panik oder aggressiv, oder hat sie gar eine Verletzung erlitten?
Eigene Sicherheit steht im Vordergrund
Generell gibt es einige essentielle Dinge, die man bei jeder Lebensrettung beachten sollte. Bei allen Rettungsversuchen sollte immer die eigene Sicherheit im Vordergrund stehen, da niemand etwas davon hat, wenn zwei Personen ertrinken. Wenn man allerdings schon in der Rettungsaktion ist, ist es am wichtigsten, die Atemversorgung der zu rettenden Person sicherzustellen.
Selber retten lernen
Wer Lust hat, kann jederzeit zum DLRG-Training vorbeikommen und mal reinschnuppern: Ab nächster Woche findet das Training wieder wie gewohnt im Heljensbad (Selbecker Str. 12) immer dienstags ab 18 Uhr.
Auch starten wieder neue Kurse zur Vorbereitung auf das Rettungsschwimmerabzeichen. Mehr Infos gibt’s dazu auf www.dlrg-heiligenhaus.de
Wieder zurück ins Becken. Hier hat sich Prisille nun nach einer kurzen Erklärung flach ins Wasser gelegt. Ob meiner nicht gerade massigen Statur frage ich: „Und jetzt? Soll ich Sie einfach ziehen?“ „Ja, genau das. Das geht schon“, kommt als Antwort. Also versuche ich mein Glück, und siehe da, wenn man einmal in Bewegung ist, kommt man auch zu zweit ordentlich voran.
Am Ende der fünfzig-Meter-Bahn werden mir weitere Techniken erklärt, die ich dann auf dem Rückweg ausprobiere. Weitere Dinge, die mir von Prisille und einem weiteren Kollegen der DLRG gezeigt werden, sind einzelne Spezialfälle. So kann man beispielsweise mit nur zwei Männern eine Rutsche bauen, um eine ohnmächtige Person an einem steilen, harten Ufer ans Land zu bekommen. Außerdem wird mir gezeigt, wie man das Opfer direkt im ersten Kontakt unter Kontrolle kriegt, ohne aggressive und panische Reaktionen zuzulassen.
Kondition ist das A und O
Nach den 100 Metern mit Prisille im Schlepptau, die normalerweise keine lange Strecke sind, wird mir klar, warum Fitness bei der DLRG eine große Rolle spielt. Es ist gar nicht so unanstrengend, eine Person zu ziehen, und dabei noch darauf zu achten, dass man selber nicht ertrinkt. Und wenn sich der Notfall dann mitten in einem großen See ereignet und man mehrere hundert Meter vor sich hat, kann Leben retten schon ganz schön auf die Kondition gehen.
Damit diese gut trainiert ist und man viele der unzähligen Rettungstechniken lernt, ist es sinnvoll, sich bei der DLRG anzumelden. Hier kann man seine Fähigkeiten im Bereich der Lebensrettung im Wasser entwickeln, die auch Erste Hilfe beinhaltet. Hinter der Lebens-Rettungs-Gesellschaft steckt auf ehrenamtlicher Basis sehr viel Training, um die Sicherheit von Badegästen in Heiligenhaus sowie ganz Deutschland zu gewährleisten.
Bronze ist eben nicht gleich Bronze
Freischwimmer oder Seepferd: Wer hat das Emblem nicht mit voller Stolz auf seinen Badesachen getragen? Es gibt viele verschiedene Schwimmabzeichen. Während das Seepferdchen so gut wie alle Kinder in der Grundschule absolvieren, folgen weitere drei verschiedene Schwimmabzeichen, die in die Kategorien Bronze, Silber und Gold unterteilt sind. Und dann gibt es noch die Rettungsschwimmerabzeichen, die ebenfalls in drei Kategorien unterteilt sind.
Doch wo liegen die Unterschiede? Nimmt man nun mal das Schwimmabzeichen Bronze, sind die Anforderungen moderat und für Hobbyschwimmer absolvierbar: So gilt es, nach einem Sprung ins Becken 200 Meter in unter 15 Minuten zurückzulegen. Außerdem ist das Herausholen eines Ringes aus zwei Metern Tiefe, ein Sprung vom Ein-Meter-Brett sowie die Kenntnis der allgemeinen Baderegeln gefordert.
Bei dem Abzeichen Rettungsschwimmer-Bronze hingegen sind die Anforderungen viel anspruchsvoller. Einige der zahlreichen Aufgaben sind Schwimmen in Kleidung in einem relativ eng gesteckten zeitlichem Rahmen. Desweiteren müssen verschiedene Techniken zum Retten anderer Badegäste gezeigt werden. Ein weiterer Punkt ist eine theoretische Prüfung, die Kenntnisse über Wiederbelebung, erste Hilfe und generelle Rettungsmöglichkeiten in verschiedenen Situationen voraussetzt. Hier ist klar, dass diese Prüfung nicht von Laien, sondern nu von aktiven Schwimmern nach gezielter Vorbereitung durchgeführt werden kann.