Heiligenhaus. . Rettungsschwimmer Michael Rückels bildet bei der DLRG die Jugendlichen aus. Er absolviert seinen Wachdienst im Freibad und im Sommer an der Ostsee.
Eine verführerische Badenixe habe er aus den Ostseefluten noch nicht entsteigen sehen, sagt Michael Rückels. „Baywatch, wenn diese Fernsehserie überhaupt noch jemand kennt, ist mit den schönen Models reine Fiktion“, findet er kopfschüttelnd und ergänzt: „Mal eben reanimieren und der Patient hüpft wieder rum – so ist das nicht.“
Der Job als Wachgänger am Strand von Kühlungsborn, der erfordere vor allem ein wachsames Auge, „denn der Strandabschnitt ist groß und es tummeln sich dort bei schönem Wetter wirklich Menschenmassen.“ Einmal im Jahr ist Rettungsschwimmer Michael Rückels mit den Kollegen von der DLRG Heiligenhaus in Mecklenburg-Vorpommern. Nicht um Urlaub zu machen, sondern um seine Kenntnisse immer wieder auch an der Praxis zu messen. „Man kann die Herzdruckmassage an einer Puppe üben so viel man will, wenn ein Badegast unterkühlt ist und einen rutschigen Körper hat, muss man sich darauf erst mal einstellen.“
Dramatische Rettungsaktionen, möglichst noch per Bootseinsatz, seien glücklicherweise selten. Doch für den Fall der Fälle muss auch die Zusammenarbeit mit den anderen DLRG-Teams am Strand (sie kommen aus mehreren Bundesländern) klappen. Einsatzpläne helfen, „aber auch der persönliche Kontakt ist wichtig. Und den pflegen wir natürlich nach Feierabend“.
Soweit es sein Beruf zulässt – der 41-Jährige ist bei einem Mobilfunkanbieter tätig – verstärkt er im Sommer in Kühlungsborn die DLRG-Gruppe. Aber auch sonst ist Rückels nicht nur Vereinsmitglied.
Theorie und Praxis
Zielgerichtet hat er seit 1984 die verschiedenen Ausbildungsstufen bei den Rettungsschwimmern durchlaufen – und wechselte relativ schnell an den Beckenrand, um Kinder und Jugendliche selbst anzuleiten.
1988 fing er mit dem Wachdienst im Heljenser Freibad an. „Wenn richtig was los ist, sind mehrere hundert Leute im Wasser“, weiß Rückels. Neben den Schwimmmeistern haben auch die DLRGler die Aufgabe, regulierend einzugreifen, wenn die Sonne die Badegäste leichtsinnig werden lässt. „Da gibt es alkoholisierte Erwachsene, übermütig tobende Kinder, Eltern, die aufgeregt ihre schon von Sonnenbrand geröteten Sprösslinge suchen. . .“ Da das Freibadgelände nicht gerade klein ist, habe ein erfahrener Wachgänger auch immer mehrere Wachhelfer zur Unterstützung dabei, erläutert Rückels.
Dass da mal ein Kind unglücklich vom Treppenaufgang zur Rutsche purzele, komme vor. „Meist läuft so etwas glimpflich ab“, sagt der 41-Jährige. „Oft ist der Schrecken größer als die Verletzung.“ Tröstende Worte, ein Pflaster – meist genüge das schon.
Zusätzliche Sanitätsausbildung
Aber: „Jeder Retter weiß, dass er jederzeit gefordert sein kann!“ Den Ernstfall hat er schon einmal erlebt. „Das ist länger her. Für den Badegast habe ich als Ersthelfer leider nicht mehr viel tun können. Da frage ich mich natürlich auch heute noch: Hätte es anders laufen können?“ Gerade deshalb sei es ihm als Ausbilder und stellvertretender Leiter Einsatz so wichtig, Jugendlichen immer wieder auch den Unterschied zwischen Theorie und Praxis zu erklären.
Michael Rückels hat außerdem eine Sanitätsausbildung absolviert. Seit diesem Jahr gibt es nämlich so genannte San-Wachen bei Aktionen außerhalb von Schwimmbecken und Meer. „Wir waren beim Karnevalszug in Erkrath, im März haben wir dann dort auch den Marathonlauf begleitet.“ Pfingsten sei man am Grünen See in Ratingen mit von der Partie gewesen, erzählt Rückels: „Ein Drachenbootrennen wurde gesichert.“
Als „Engel im Einsatz“ hat Rückels auch stets die Ausrüstung der Lebensretter im Auge. Hat man den Rettungsrucksack dabei? Ist noch alles funktionstüchtig? „Denn manchmal muss es verflucht schnell gehen.“