Heiligenhaus.. Am Freitag, 13. April, wird die A 44 feierlich eröffnet. Heinz Schemken und Jan Heinisch blicken auf die politischen Entscheidungen zurück.

Lang ist sie, die Schaufel, die Staatssekretär Dr. Jan Heinisch am Freitagmorgen mit zur Ratinger Straße bringt. „Mit der haben wir 2010 den Spatenstich vorgenommen“, erinnert sich der damalige Heiligenhauser Bürgermeister. Lang, viel länger als geplant, haben sich die Arbeiten seitdem hingezogen, doch noch länger hat es gedauert, bis die A 44 überhaupt realisiert wurde. Das weiß der ehemalige Velberter Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete Heinz Schemken. Dass in einer Woche hier Autos fahren werden, können beide noch nicht richtig glauben.

Verfahren zog sich über Jahrzehnte

Die Stadt Heiligenhaus heißt Autofahrer auch optisch willkommen an der Abfahrt.
Die Stadt Heiligenhaus heißt Autofahrer auch optisch willkommen an der Abfahrt. © Unbekannt | Funke Foto Services

Politik, das ist ein langwieriges und zähes Geschäft. Viele Politiker aus Heiligenhaus, Velbert und Umgebung haben sich seit weit über 40 Jahren für den Anschluss der Stadt an die Autobahn eingesetzt, „da sind aber auch einige Freundschaften bei drauf gegangen“, berichtet Heinisch. Denn der Neubau einer Autobahn hat immer auch Feinde, weiß Udo Schmidt von Straßen NRW: „Das geht nie ohne Konflikte, keine Straße baut man mal so eben.“

Heinz Schemken erinnert sich an solche Konflikte, „ich hab viel Prügel gekriegt, die fahren dann alle mit den Autos vor, aber keiner wollte eine Straße bauen. Aber die A 44 ist wichtig als Anschluss an die Rheinschiene.“ Heute müsse man in Europa in Regionen und nicht mehr in Ländern denken und die Metropolregionen Rhein und Ruhr vor der Tür als Chance für die Städte sehen. „Außerdem bedeutet die A 44 eine Entlastung für den Innenstadtverkehr.“

Viele Klagen gab es über die Jahre

Acht Jahre später stehen Jan Heinisch und Heinz Schemken mit der Schaufel vom Spatenstich aus dem April 2010 wieder an der gleichen Stelle an der Ratinger Straße.
Acht Jahre später stehen Jan Heinisch und Heinz Schemken mit der Schaufel vom Spatenstich aus dem April 2010 wieder an der gleichen Stelle an der Ratinger Straße. © Unbekannt | Funke Foto Services

Doch so wurde zunächst geklagt. Projekte, wie das „Dü, Bo, Do“-Vorhaben, begraben und neue Planfeststellungsverfahren durchgeführt. „2004 hat das Land NRW einen neuen Anlauf genommen“, erinnert sich Jan Heinisch. Das alte Verfahren war da zuvor gescheitert, da es zu „Salamischeibenartig“ gedacht worden gewesen sei. „Es war eine spannende Zeit. Wir als Stadt haben nie geklagt und versucht, alles irgendwie möglich zu machen und auch immer die Bevölkerung mit einbezogen.“

Geklagt haben aber viele andere gegen die A 44. Anwohner, Naturschützer und viele mehr, „es gab eine LKW-Ladung voll Klagen“, erinnert sich Heinisch. „Ich bin selber in Leipzig beim Bundesverwaltungsgericht gewesen, da war eine ganze Wand voller Akten aufgebaut.“ Am Ende seien die Pläne beinahe an einer Bruthöhle für Steinkauze gescheitert.

Fünf Jahre Bauzeit angepeilt

Dann kam er, der große Spatenstich, vor rund acht Jahren, am 26. April 2010. Mit dabei Bundes- und Landesverkehrsminister Peter Ramsauer und Lutz Lienenkämper sowie viele weitere Funktionäre, die sich für den Abschnitt stark gemacht hatten. Fünf Jahre und 222 Millionen Euro Bundesmittel kalkulierte man damals für den gesamten Bauabschnitt – also bis zum Kreuz Ratingen-Ost. Doch bis es soweit ist, werden noch einige Jahre vergehen und wohl weitere Millionen mehr fließen müssen.

Druck gemacht hatten diverse Akteure dann in den letzten Jahren durch Aktionen, auch die Schlüsselregion und Betriebsräte setzten sich für den schnellen Lückenschluss ein. Heinisch: „Seit einem Jahr bin ich hochaktiv in der Landespolitik, als Bürgermeister auch schon gemeinsam mit Dr. Wilhelm Droste.“ Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese habe sich damals in Berlin eingesetzt, davor war es viele Jahre Heinz Schemken im dortigen Verkehrsausschuss. Und viele weitere, die sicher in der nächsten Woche beim Festakt dabei sein werden.

Eröffnung am Freitag

Denn nun ist es soweit, ab Freitag, 13. April, kann der Abschnitt zwischen Hetterscheidt und Heiligenhaus und umgekehrt befahren werden. Doch wie ist es denn nun, an der fertigen und bald freien Autobahn zu stehen? „Es ist ein erhabenes Gefühl“, ist Heinz Schemken sichtlich bewegt.

Das Wetter ist gut, die Markierungsarbeiten laufen auf Hochtouren. Der ein oder andere Autofahrer hat sich bereits auf die Trasse verirrt und fährt unberührt weiter – dass hier bald Normalität herrsche, das erschreckt Heinisch ein wenig. „Ich bin fast noch ein wenig ungläubig, dass es nun soweit ist, aber das Schockierende ist: In zwei Monaten nehmen wir das alle so wahr, als wäre es nie anders gewesen.“

>>> ÖFFENTLICHER FESTAKT

  • Die „feierliche Verkehrsfreigabe“ findet Freitag, 13. April, um 11.30 Uhr statt. Eingeladen sind auch Anwohner und interessierte Bürger. Die Anfahrt erfolgt über die Ratinger Straße, dann geht es auf die Autobahn in Richtung Essen/Velbert. Anweisungen erteilt die Autobahnmeisterei vor Ort.
  • Mit dabei sind unter anderem Enak Ferlemann (Parlamentarischer Staatssekretär Bundesverkehrsministerium), NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst und Elfriede Sauerwein-Braksiek (Direktorin von Straßen NRW).
  • 4,6 von 9,8 Kilometern sind dann fertig – nun folgt der Ausbau in Richtung Kreuz Ratingen-Ost. Das Deckblattverfahren will Deges im April einreichen, geplant war dies bereits im März. An dem Zeitplan soll sich, so die Deges, jedoch nichts ändern.