Hattingen. Mit Drogengeschäften für die Mafia-Organisation ‘Ndrangheta soll ein 63-Jähriger aus Hattingen Millionen verdient haben. Jetzt ist Prozessbeginn.

Prozess gegen acht vermeintliche Mitglieder der Mafia-Organisation ‘Ndrangheta: Der Hauptbeschuldigte kommt aus Hattingen, ist ein 63 Jahre alter Mann, der jahrelang offenbar ein Doppelleben führte. Im Zuge der Razzia im Mai 2023 wurde er festgenommen, jetzt startet der Prozess.

Drei Jahre lang wurden Beweise gegen die italienische Mafia-Organisation ‘Ndrangheta gesammelt. Ermittler der „EK Eureka“ deckten ein Netzwerk von Kokain-Kurieren auf. Gegen fünf Männer und drei Frauen wurde inzwischen Anklage erhoben. Hauptbeschuldigter ist Karl-Heinz E. aus Hattingen. In seinem Haus in der Südstadt war E. vor mehr als anderthalb Jahren ohne Gegenwehr verhaftet worden. Auch die anderen Angeklagten sind deutsche Staatsangehörige. Nun soll am Montag, 3. Februar, der erste von bisher 23 Prozesstagen beginnen.

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Obwohl das Landgericht Wuppertal zuständig ist, wird aus Sicherheitsgründen in Düsseldorf verhandelt - am Oberlandesgericht, Kapellweg 36. Den Angeklagten wird die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und das bandenmäßige Handeltreiben mit Drogen oder Beihilfe hierzu vorgeworfen. Der Hattinger soll dabei Drahtzieher gewesen sein und das Netzwerk von Drogenkurieren betrieben haben.

„Der beschuldigte Hattinger hat keine Vorstrafen.“

Julius Sterzel
Staatsanwalt

In ihrer Anklage wirft die bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelte Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen den Angeklagten vor, „mit unterschiedlichen Aufgaben und in unterschiedlichem Umfang ein professionell agierendes internationales Betäubungsmittel-Netzwerk betrieben und Kokain für hochrangige Mitglieder der ’Ndrangheta sowie albanische Tätergruppierungen geschmuggelt zu haben“. Der direkte Kontakt zu diesen Auftraggebern: Karl-Heinz E. als Kopf der Gruppierung.

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Es geht um Transporte von Kokain im zweistelligen Kilogrammbereich. Der Hattinger soll Fahrten geplant und Kuriere eingesetzt haben. Transportiert hätten die das Kokain mit präparierten Fahrzeugen aus den Niederlanden oder Belgien bis an verschiedene Zielorte in Italien. Insgesamt geht es um etwa 880 Kilogramm Kokain, die zwischen Februar 2018 und November 2022 nach Italien geschmuggelt wurden.

Das Angelparadies Steinbachtal in Breckerfeld diente wohl der Geldwäsche.
Das Angelparadies Steinbachtal in Breckerfeld diente wohl der Geldwäsche. © WP | Michael Kleinrensing

Mafia-Prozess: Uhrzeit und Ort

Der Prozess beginnt am 3. Februar um 9.30 Uhr im Saal 1 des Prozessgebäudes des Oberlandesgerichts Düsseldorf, Kapellweg 36 in Düsseldorf. Die Verhandlung ist öffentlich. Jeder sie also besuchen.

Im Prozess soll geklärt werden, ob die erhobenen Vorwürfe zutreffen oder nicht. 23 Verhandlungstage sind bis Ende August bisher angesetzt. Eine kurzfristige Terminverschiebung oder -aufhebung ist möglich. Bis es ein Urteil gibt, gilt für die Angeklagten die Unschuldsvermutung, betont das Gericht. Dennoch sitzen sie bereits länger als bei anderen Fällen üblich in Untersuchungshaft.

Laut Anklageschrift bezahlte der Hauptangeklagte seine Kuriere pro Kilogramm geschmuggelten Kokains. 150 Euro pro Kilo habe jeweils der hauptverantwortliche Kurier bekommen, 500 Euro pro Fahrt gingen an den Beifahrer. Deutlich mehr Geld machte der Hattinger: Die Staatsanwaltschaft geht von Einnahmen in Höhe von etwa 2,2 Millionen Euro aus. Die sollen auch aus dem Handel mit Amphetaminen stammen und dem Betrieb einer illegalen Cannabis-Plantage gemeinsam mit zwei anderen Angeklagten.

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In der beschaulichen Hattinger Nachbarschaft am Rand der Südstadt ließ nichts darauf schließen, was der Hattinger dort trieb, bis er im Zuge eines europaweiten Schlages gegen die `Ndrangheta festgenommen wurde. Vorstrafen hatte der 63-Jährige bis dahin nicht, erklärte Staatsanwalt Julius Sterzel.

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Der 63-Jährige führte jahrelang ein Doppelleben, war Inhaber des Angelparadieses in Breckerfeld - Geldwäsche mit dem Forellenteich. Dem wurden nach Daten des Recherche-Portals Northdata Umsatzerlöse in zweistelliger Millionenhöhe zugewiesen. Auch in weiteren Firmen taucht der Name des Hattingers auf – einem Betrieb mit italienischen Lebensmitteln und einer Baufirma. Außerdem wurden die Ermittler auf ein Inkassounternehmen im Raum Hattingen aufmerksam, das als Schlägertruppe Mafia-Gelder eintreiben und Mitwisser zum Schweigen bringen sollte.