Hattingen. 3500 Autos stehen auf dem alten O&K-Gelände in Reih‘ und Glied. Was sind das für Marken, wo werden sie weiterverkauft und warum parken sie dort?

Was sich auf dem alten O&K-Gelände in Hattingen gerade tut, lässt sich nur aus der Vogelperspektive erahnen: Etwa 3500 Autos, so unsere Schätzung anhand der Luftbildaufnahmen, sind zurzeit auf der Industriebrache an der Nierenhofer Straße geparkt. Wer mit den Füßen auf dem Boden bleibt, dem versperren Sichtschutzzäune einen Blick auf diesen gigantischen Fahrzeugpark. Also, was passiert dort?

+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Der Gelände-Eigentümer Immowerk hat das Areal an die Autokontor Bayern GmbH vermietet. Immer wieder betont Immowerk: Das sei eine Zwischennutzung, bis die eigentliche Bebauung starten kann. Das wird noch Jahre dauern, denn noch befindet sich Immowerk in der Projektentwicklung, braucht auch eine zeitlich aufwendige Flächennutzungsänderung. Neben den Mieteinnahmen profitiert Immowerk aber auch von der Infrastruktur, die das Autokontor schafft - etwa E-Ladesäulen.

Mitarbeiter bewegen Fahrzeuge hin und her

Die Autokontor Bayern GmbH gehört seit 2018 zur Mosolf-Gruppe, einem der führenden Systemdienstleister der Automobilindustrie in Europa. „Wir begleiten die Automobilbranche vom Band bis zur Auslieferung. So dienen unsere Standorte als Puffer zwischen unterschiedlichen Nutzungsphasen wie dem Leasing- oder Mietende und der Zwischenlagerung von Fahrzeugen bis zur weiteren Nutzung“, erklärt Geschäftsführer Thomas Zimmermann. Das Familienunternehmen hat seinen Hauptsitz in Kirchheim und betreibt über 35 Standorte in Europa, in NRW etwa in Dortmund, Düsseldorf oder Wesel.

Auch interessant

Der Standort Hattingen taucht auf der Firmen-Homepage nicht auf. Dabei beschäftigt das Autokontor an der Nierenhofer Straße etwa 25 Mitarbeiter. Was machen diese? Man glaubt es kaum: Vor allem bewegen sie die geparkten Fahrzeuge hin und her.

Aktuell Großparkplatz mit Tausenden von Pkw: Das einstige O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße in Hattingen.
Aktuell Großparkplatz mit Tausenden von Pkw: Das einstige O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße in Hattingen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Diese Pflegemaßnahmen sind zum Werterhalt der Fahrzeuge während der Standzeiten erforderlich. So sollen sich die Reifen nicht „plattstehen“. Auch das Sichern der Batteriespannung oder das „Flashen“ der Fahrzeuge durch Software-Updates auf die neueste Generation gehört zu den Aufgaben. Insbesondere Elektrofahrzeuge müssen wegen der leistungsstarken hochwertigen Batterien durch kontrolliertes Laden besonders gepflegt werden. „Hier geht es sozusagen um lebenserhaltende Maßnahmen für E-Autos“, erklärt Thomas Zimmermann.

Die meisten Autos sind etwa drei Jahre alte Leasingrückläufer

Wer durch den Zaun lugt, sieht vor allem die typischen Dienstwagen. Kombis von BMW, Skoda oder VW in schwarz oder silber sind ordentlich im Schatten der Videoüberwachungsanlagen aufgereiht. Man sieht auch viele Transporter, zum Beispiel Sprinter aus Autovermietungen, oder bunte Kleinwagen. „Zu unseren Kunden gehören grundsätzlich alle Hersteller, alle Flottenbetreiber, alle Autohausgruppen. Einzugsgebiet für den Standort Hattingen ist vor allem das Rhein-Ruhr-Gebiet“, so Thomas Zimmermann. „Bei den Fahrzeugen, die uns anvertraut werden, handelt es sich größtenteils um ca. drei Jahre alte Leasingrückläufer von unterschiedlichen Herstellern, die bei uns zwischengelagert werden.“ Anders gesagt: Diese vielen hundert Autos stehen in Hattingen, weils sie andernorts keinen Platz haben. Ein Beispiel: Wenn für den Dienstwagen noch ein Leasingvertrag läuft, steht er bis zum Vertragsende in Hattingen, bis der Pkw in einem Autohaus im Ruhrgebiet zum Weiterverkauf angeboten werden kann.

Mehr zum Thema:

>>> Hier gibt es noch mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel

Da drängt sich die Frage auf, warum ausgerechnet das Areal in Hattingen auserkoren wurde, eine Stadt ohne gute Autobahnanbindung? „Die Fläche von Immowerk war kurzfristig verfügbar“, erklärt Geschäftsführer Zimmermann. Das Angebot kam wohl zum richtigen Zeitpunkt: „Seit Corona ist der Automobilmarkt sehr schwankend und davon gekennzeichnet, dass es immer wieder, teils auch kurzfristige, Auf- und Abschwünge im Markt gibt. Autokontor Bayern federt als Dienstleister solche Schwankungen ab. Dazu benötigt man Lagerflächen.“

>>> Folgen Sie unserer Redaktion hier auf Instagram unter auf Facebook – hier finden Sie uns!