Hattingen. Er ist eine der bekanntesten Radiostimmen des Westens: Jürgen Mayer ist eng mit Hattingen verwurzelt - und hat noch heute eine Hattinger Nummer.
Er ist Frühaufsteher - von Berufs wegen. Und alle können ihm dabei zuhören, wie er in den Morgen startet. Live. Im Radio. Jürgen Mayer ist eine der bekanntesten Radio-Stimmen des Westens. Im Gespräch erzählt er, warum wir ihn unter einer Hattinger Nummer auf Mallorca erreichen, warum es bei ihm Weihnachten seit Jahren ganz unbesinnlich sein darf und wie das alles in einer Hattinger Kneipe seinen Anfang nahm.
Herr Mayer, Sie gehören zu den Gründungsmoderatoren von 1Live, dann WDR2, jetzt moderieren Sie „Mein Morgen“ auf WDR 4. Werden Sie denn in der Stadt erkannt? Oder erst, wenn Sie etwas sagen?
Es gibt wenige, die mich vom Gesicht her erkennen. Wenn, dann passiert es mit der Stimme. Das ist mir auch schon ein paar Mal passiert. Ich stand mal auf der Post und hab ein Päckchen abgegeben. Der Postmann hat wohl den Namen gesehen und hat die Stimme gehört und hat dann gesagt: ‚Na, da sind Sie aber auch schon früh aufgestanden heute‘.
Wann startet denn Ihr Tag?
Die Sendung fängt um 6 an und ich bin um Viertel vor 5 immer da. Ich mache ja seit 30 Jahren Frühsendungen.
Freiwillig?
Ja, eigentlich schon. Das ist ja die Königszeit im Radio. Da hören die Meisten.
Wie macht man das, dass man so früh gut drauf ist?
Da hilft nur diszipliniert abends ins Bett gehen und vielleicht auch tagsüber noch mal ein Stündchen schlafen. Sonst ist man nach dem dritten Tag durch. Und dann ordentlich Kaffee und gute Stimmung im Studio. Wenn man da Muffelköppe hocken hat, fällt es einem auch schwer.
Ausverkaufte Weihnachtslesungen
Die Besinnlichkeit macht zwei Stunden Pause, wenn WDR-Moderator Jürgen Mayer Geschichten liest, die zwar alle irgendwie mit Weihnachten zu tun haben, die aber alle respektlos und unbesinnlich sind. Motto in diesem Jahr: „Heiligabend allerseits!“
Gleich zwei Lesungen gibt er im Café „Immerschön“ (Kleine Weilstraße 16): Am Mittwoch (18.12.) und am Donnerstag (19.12.). Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Weil im Café Immerschön aber nur wenig Platz ist, sind die Lesungen bereits ausverkauft.
Sie leben seit vielen Jahren auf Mallorca. Wie funktioniert das mit der Arbeit in Deutschland?
In der Woche, in der ich Sendung habe, komme ich. Sobald ich meinen Dienstplan habe, buche ich die Flüge. Die Sendung wird ja in Dortmund aufgenommen.
Dann ginge Hattingen als Zweitwohnsitz ja wieder...
Stimmt, wir sind auch oft in Hattingen. Bevor wir nach Spanien gegangen sind, habe ich zehn Jahre in Hattingen gewohnt. Und wir haben dort viele Freunde und Teile der Familie. Wir haben in Holthausen direkt an der Klinik gewohnt, da hat meine Frau gearbeitet.
Und Sie sind damals immer nach Köln gependelt?
Da hatte ich eine kleine WG-Bude in Köln - mit Jörg Thadeusz. Das war ganz witzig.
Und dann ging es nach Mallorca.
Ja, das war eine Spontanverliebtheit in der ersten Woche. Jetzt sind es 23 Jahre.
Hätten Sie je gedacht, dass Sie mal auswandern?
Ne, eigentlich nicht. Das war nicht geplant. Wir hatten vereinbart, dass wir nach einem Jahr darüber sprechen, ob wir bleiben. Aber wir haben dann vergessen, darüber zu sprechen. (lacht)
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Aber Sie haben noch immer eine Hattinger Telefonnummer. Haben Sie hier noch einen Wohnsitz?
Nein, das ist so eine Voice-Over-IP-Nummer. Rein virtuell. Da konnte man sich die Vorwahl aussuchen. Und so ist es für Freunde und Familie immer ein Ortsgespräch nach Mallorca.
Wo feiern Sie denn Weihnachten? Auf der Insel oder in Deutschland?
Ganz woanders. Wir besuchen drei Wochen lang Freunde in Thailand.
Sind Sie etwa gar nicht so ein Weihnachtstyp?
Also meine Frau ist ein Wahnsinns-Weihnachtstyp und freut sich, dass sie nichts vorbereiten muss. Denn unser Freund, den wir dort besuchen, ist auch ein Wahnsinns-Weihnachtstyp, der die Wohnung runterkühlt, damit der Glühwein schmeckt.
Aber Weihnachten sind Sie ja durchaus verbunden. Seit vielen Jahren veranstalten Sie Weihnachtslesungen auf Mallorca, jetzt zum zweiten Mal in Deutschland - in Hattingen. Besinnlichkeit gibt es da aber nicht.
Der Kern der Geschichte ist, dass ich nichts Besinnliches mache, sondern freche Weihnachtsgeschichten oder gruselige. Ich möchte, dass die Leute lachen.
Was ist denn Ihre verrückte Lieblings-Weihnachtsgeschichte?
Ja, also meine allerliebste Weihnachtsgeschichte heißt „Der Weihnachtsdackel“ und ist von Herbert Rosendorfer. Es geht darum, dass der Protagonist in der Geschichte für Frau und Kinder einen Dackel zu Heiligabend mitbringt. Dieser Dackel hat auf einmal Schaum vor dem Maul und die Familie schließt sich im Wohnzimmer ein, aus Angst vor dem Dackel, und muss dort die Weihnachtstage bis Silvester überleben. Die lese ich in Hattingen aber dieses Mal nicht.
Wie finden Sie solche Sachen?
Da ist meine Frau mir die größte Hilfe, die ganz viele dieser Hefte mit gesammelten Kurzgeschichten durchschaut. Wir haben hier vier Meter dieser Weihnachtsbücher im Regal stehen.
Aber es muss schon kurios sein.
Es muss immer kurzweilig sein und was mit Weihnachten zu tun haben. Die ersten Weihnachtsgeschichten gelesen hab ich übrigens vor langer Zeit im Kleinen Café. Da haben immer am 4. Adventssonntag Gäste Weihnachtsgeschichten gelesen. Ende der 90er hat das angefangen.
Und heute kann man Sie dort antreffen?
Ja, da bin ich auch noch ab und zu. Nicht mehr so oft wie zu Fietes Zeiten, aber schon noch. Fiete fehlt zwar, aber es ist ja immer noch ein schönes Café.
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Haben Sie noch andere Lieblingsorte in Hattingen?
Einer meiner Lieblingsplätze ist wirklich der Platz in Blankenstein vor dem Stadtmuseum. Den finde ich echt sehr, sehr schön. Und weil da natürlich das beste Eis herkommt.
Was sind Ihre ersten Erinnerungen an die Stadt?
Als ich dort ankam, bin ich in so ein Journalistenbüro rein - mit Dirk Glaser, als der noch lange kein Bürgermeister war und auch noch nicht im Traum dran gedacht hätte, jemals einer zu werden. Das war einer der ersten Hattinger, die ich neben meiner Frau kennengelernt hab. Vor langer, langer Zeit.
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Über Mallorca haben Sie ein Buch geschrieben „Wahre Geschichten, die die Insel nie verlassen sollten“. Haben Sie solche Geschichten auch aus Hattingen?
Da wüsste ich tatsächlich gerade kein Hattinger Geheimnis.
Stehen denn bei Ihnen neue Buchprojekte an?
Nein, erstmal nicht. Ich bin jetzt 60 geworden im Sommer. Jetzt muss ich langsam vom Gas runter. Meine größten Projekte sind hier Holz sägen und Wiese mähen, hier in Spanien.
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