Hattingen. Mehr Verlässlichkeit bringt ein ausgedünnter Takt der S-Bahn zwischen Hattingen und Essen nicht, fürchten Kunden. Am Bahnhof gibt es Probleme.
Die S3 nur noch im Stundentakt? Dieser Vorschlag trifft auf Empörung - nicht nur bei Bürgermeister und Landrat, sondern vor allem bei Pendlern. Noch ist nichts entschieden. Bisher ist die Bahn die schnellste Verbindung von Hattingens Innenstadt zum Essener Hauptbahnhof. Über die Verlässlichkeit und den Zustand des Bahnhofs gibt es aber viel Unmut.
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“Es gibt kaum Tage, an denen ich ohne Probleme durchkomme“, sagt Hannah Kopal (28). Zum Stunden-Takt-Vorschlag sagt sie, “für mich wäre es schrecklich, weil ich damit jeden Tag zur Arbeit fahre”. Sie ist Logopädin in Hattingen, wohnt in Essen und nutzt die Bahn aus ökologischen Gründen. „Die fährt ja eigentlich so fast schon nur im Stundentakt, wenn die dann wirklich stündlich fährt, fährt sie bestimmt nur alle zwei Stunden oder so”, meint sie.
„Ich würde mir Barrierefreiheit, Sitzmöglichkeiten und mehr Sauberkeit wünschen.““
Um die Verbindung zwischen Hattingen, Essen und Oberhausen verlässlicher zu machen, wird diskutiert, den Takt grundsätzlich auszudünnen. Dagegen hatten Hattingens Bürgermeister und der Landrat des Kreises jetzt protestiert. Zumindest mündlich erhielten sie die Zusage des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), es solle beim Halbstundentakt bleiben. Entschieden ist über die neue Nahverkehrsstrategie des Landes, der Verkehrsverbünde und der Anbieter noch nicht.
Die Kritik der Bahnkunden ist aber deutlich. Patrick Stabicke betont bezogen auf eine Taktänderung: „Ich bin dagegen. Ich finde es auch total sinnlos, weil ja viele Besucher nach Hattingen kommen“, meint der 35-Jährige. Wie beispielsweise Fabian Kuhlmann (20). Er wird gerade von Anna Roth (19), einer Freundin, abgeholt, um sich unter anderem die Stadt anzuschauen. „Die halbstündigen Fahrten sind viel entspannter, die fällt ja auch total oft aus. An Karneval zum Beispiel, da bin ich das letzte Mal mit der gefahren und da ist die auch ausgefallen“, erzählt Anna.
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„Das geht natürlich gar nicht”, sagt Betty Pabst (48). „Das würde selbst uns betreffen“. Sie und ihr Kollege Horst Raupp (59) kommen eigentlich aus Leipzig und sind für eine Fortbildung des BGB-Bildungszentrums in Hattingen. Mit der S3 fahren sie regelmäßig nach Essen und von dort weiter Richtung Leipzig. Ihre Fahrzeit würde sich deutlich verlängern, wenn die Bahn nur im Stundentakt fahren würde - vor allem, wenn diese dann auch noch ausfallen sollte.
Der Fahrgastverband Pro Bahn fürchtet, mit weniger Frequenz am Bahnhof auch zunehmenden Vandalismus. Schon jetzt ist der Bahnhof in keinem guten zustand.
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Betty Pabst wartet sogar meistens draußen, „der Bahnhof ist halt nicht so schön - unten ist es dreckig und stinkt“, meint sie. „Auch für darauf angewiesene Menschen ist es oft schwierig, wenn die Rolltreppe nicht funktioniert“, sagt Pabst. Auch Anna fragt sich, „funktioniert der Fahrstuhl überhaupt?“ „Ich würde mir Barrierefreiheit, Sitzmöglichkeiten und mehr Sauberkeit wünschen”, stellt Betty Pabst klar.
Anna und Fabian studieren Raumplanung und hätten, was die Gestaltung des Bahnhofs angeht, auch schon einen Vorschlag. „Ein bisschen grüner wäre ja eigentlich was, zum Beispiel eine Dachbegrünung. Das würde hier super funktionieren und sieht dann auch noch cooler aus“, meint Fabian. Anna vermisst zudem die Sitzmöglichkeiten am Bahnsteig, die vor einiger Zeit entfernt wurden.
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Tülay (21) stellt jedoch etwas Positives fest: „Zumindest wurden letztens neue Mülleimer angebracht“. Sie macht eine Ausbildung zur Erzieherin und geht in Hattingen auf das Berufskolleg – die Fahrt mit der Bahn nimmt sie für eine bessere Ausbildung in Kauf, sie ist der Meinung, „die Zukunft der Kinder liegt schließlich in unseren Händen“.
Im Winter kommt sie auch so schon häufig im Dunkeln am Bahnhof an. Als Frau fühlt sie sich dabei oft nicht wohl. Wenn die Bahn nur noch stündlich käme, dann wäre sie noch später zu Hause oder müsste teilweise noch länger in der Kälte warten. Deshalb möchte sie, wie die meisten, „dass es mindestens bei dem halbstündigen Takt bleibt“.