Hattingen. Eine weitere Ausdünnung des S3-Takts sehen Bahnfahrende kritisch. Befürchtung: Dann wird es noch mehr Vandalismus am S-Bahnhof Hattingen geben.
Noch weniger Service im eh schon teuren Nahverkehr? Die Pläne, den Fahrplan der S3 in Hattingen, vielleicht so auszudünnen, dass die Linie nach Essen, Mülheim, Oberhausen nur noch einmal in der Stunde verkehrt, stoßen auf Protest. „Eine Fahrt pro Stunde ist für diese Linie zu wenig“, sagt Dirk Grenz, Sprecher der Fahrgastvereinigung „Pro Bahn“, „das ist kein Angebot für unsere Metropole“.
Aktuell gilt der reduzierte Stundentakt erst mal nur am Wochenende bis zum 5. Januar 2025 andauern. Überlegt wird aber, den ausgedünnten Takt auch an den anderen Tagen zu fahren.
Beschlossen ist noch nichts, aber die S3-Idee ist Teil eines Austauschs zwischen dem NRW-Verkehrsministerium, dem Verkehrsverbund VRR und der Deutschen Bahn. Grund sei der Lokführermangel - der Grund, warum in Krankheitsfällen die S3 von und nach Hattingen in den letzten Monaten immer wieder ausgefallen ist. „Es gibt Überlegungen, die Mängel dauerhaft zu stabilisieren und dafür punktuell zu reduzieren“, so der VRR. Kurzum: Es würden weniger Fahrten angeboten, die dafür aber mit mehr Verlässlichkeit.
„In letzter Zeit war das wie Lottospielen. Mal fährt der Zug, mal nicht“
Diese Taktik findet Pro-Bahn-Sprecher Dirk Grenz nachvollziehbar und gut. „Ich komme persönlich besser damit klar, wenn ich weiß: Die Bahn kommt verlässlich. In letzter Zeit war das ja wie Lottospielen. Mal fährt der Zug, mal nicht.“ Wichtig sei ihm, dass das eingesparte Geld beim Betreiber DB Regio in die Nachwuchsgewinnung investiert werde - und bald mehr Personal zur Verfügung stehe. „Und dann wird dieser Mangel hoffentlich nur übergangsweise sein und wir finden in einen verlässlichen 30-Minuten-Takt zurück.“
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Die Unzufriedenheit mit Hattingens einziger S-Bahn-Anbindung ins Ruhrgebiet gibt es, seit 2020 Abellio die Strecke von der Deutschen Bahn übernommen hat. Jahrzehntelang wurde die Strecke im 20-Minuten-Takt bedient. Nun wurde ein Halbstundentakt draus. Doch häufig fuhren viele Züge überhaupt nicht, Pendler fühlten sich abgehängt. Im Februar 2022 übernahm die Deutsche Bahn die Strecke erneut. Ausfälle sind dennoch keine Seltenheit geblieben.
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Hattinger Bahnhof sieht zum Fürchten aus
„Die vielen unangekündigten Ausfälle nerven seit Jahren“, sei hier stellvertretend für viele Bahnfahrer Didi van Frits zitiert. Eine weitere Kürzung des Takts findet er „bei einer solch starken Nutzung durch die Fahrgäste eigentlich unverständlich“. Tatsächlich sind die Züge aktuell - auch wegen der vielen Weihnachtsmarkt-Besucher - gut frequentiert.
Neben dem großen Imageschaden, den Nahverkehrsexperte Dirk Grenz für die Hattinger Anbindung sieht, hat er aber noch eine weitere Befürchtung - und die betrifft den S-Bahnhof Hattingen (Ruhr) Mitte. Denn schon jetzt sieht die Station zum Fürchten aus. Das Eingangstor zum beliebten Touristenziel Hattinger Altstadt ist dunkel, mit Graffiti beschmiert, die Rolltreppen und der Aufzug funktionieren häufig nicht. Erst kürzlich habe Grenz dort nur mit einem weiteren Fahrgast gestanden, um auf die letzte S-Bahn in Richtung Essen zu warten. Wohl habe er sich nicht gefühlt.
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„Wenn die S-Bahn wirklich nur noch stündlich fährt, ist der Bahnhof noch weniger belebt und dann fehlt die soziale Kontrolle durch ein- und aussteigende Fahrgäste“, sagt er. „Über einen zunehmenden Vandalismus muss man sich dann nicht wundern.“