Hattingen. Der Verein Rollkultur ist ein Exot in der Sportlandschaft. Er hat in Hattingen eine Skater-Halle gebaut - und veranstaltet dort Meisterschaften.
Wenn Sascha Preker auf dem Skateboard steht, wirkt das ein wenig ungewöhnlich. Vor allem für die, die bei Skatern nur das Klischee von Jugendlichen vor Augen haben, die den ganzen Tag im Park abhängen. Preker zählt 49 Jahre und skatet seit 1988. Mit dem Verein Rollkultur Hattingen ist er seit Jahren Teil eines ganz besonderen Projekts: Der ohnehin exotische Verein hat sich in kompletter Handarbeit vor einigen Jahren eine eigene Skate-Halle gebaut und die Sportart hier etabliert. Aktuell ist besonders bei den Jugendlichen und Kindern der Zulauf groß – was sich wieder mal am Wochenende bei den Stadtmeisterschaften gezeigt hat.
Knapp 80 Menschen haben sich in der alten Industriehalle in Bredenscheid versammelt, die durch den Umbau zu einem Skateparadies mit dem Namen „Sk8house“ geworden ist. Neben dem Gebäude an der Bredenscheider Straße 181 gibt es die Boulderhalle.
Ganz vorne am Eingang hat sich Rollkultur eine Bar gebaut, mit einem Tresen aus einer Betonplatte und mehreren Barhockern. Dahinter fängt der Skatepark an, mit allem, was dazu gehört. „Eine Rampe hat jeder von uns schonmal gebaut. Wir haben die für uns besten Elemente herausgesucht und aus Holz nachgebaut“, sagt Philipp Tappe aus dem Verein. Eine Heizung oder komfortable Ausstattung gibt es dort nicht, aber das brauchen die Jungs von Rollkultur auch nicht.
Kein stinknormaler Sportverein
Einige Einrichtungselemente haben sie sich auf Kleinanzeigen gekauft, es ist alles herzlich und mit Liebe zusammengewürfelt – ob es Matten aus dem Schulsport sind, eine Sitzbank aus dem Kino oder eine aus Beton gegossene Skate-Bowl in Miniatur als Deko.
Dass Rollkultur kein stinknormaler Sportverein ist, sondern ein Exot mitten in Hattingen, ist den Mitgliedern selber gut bewusst. „Skateboarder sind ohnehin schon eine Randgruppe. Sich dann noch etwas selber aufzubauen, ist noch seltener. In diesem Maßstab sind wir sehr stolz darauf”, sagt Sascha Preker. „Im Winter und Herbst ist es immer schwierig gewesen, etwas zum Skaten zu finden. Für mich ist das eine Erfüllung eines Traums, mit meinen Jungs eine eigene Halle gebaut zu haben”, schwärmt er.
Kinderkurse gibt es seit Jahren
Die Stadtmeisterschaft ist für ihn und seine Freunde eine Herzensangelegenheit. „Der Tag war extrem gut”, ist Andreas Wolf stolz. Der Tag fing mit einem Skate-Kurs für Kinder an. Dort haben die Neulinge, die teilweise noch nie auf dem Board standen, Grundlagen gelernt. Wie hole ich Schwung? Wie stehe ich auf dem Board? Wie bremse ich? In der Anleitung haben sie im Verein viel Erfahrung. Seit Jahren wird Kindern immer sonntags sicher das Skaten beigebracht. Aktuell ist die Nachfrage so hoch, dass sie überlegen, einen zweiten Kurs anzubieten.
Nach dem Anfängerkurs ging es auf die vier Wettkämpfe zu, einen Jugend-, einen Ü18-, einen Ü30- sowie einen Mädchen-Contest. Richtig, es gibt nicht nur Jungs bei Rollkultur, sondern auch Frauen und Mädchen. Die separate Trainingsgruppe wäre eigentlich gar nicht notwendig, sagt der Verein. Denn wenn etwas schiefgeht, gucke einen ohnehin keiner dumm an.
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Der Kreativität sind bei den Tricks keine Grenzen gesetzt
Die Stadtmeisterschaften waren für den gesamten Verein ein Highlight. Jeder Teilnehmer hatte eine Minute Zeit, um sein Können auf dem Brett zu beweisen. Der Kreativität sind bei den Tricks und Fahrmanövern keine Grenzen gesetzt. Eine Jury bewertet den „Run“ dann. Besonders beeindruckt hat dabei Colin Kiel. „Er ist im Jugendbereich sehr hervorgestochen und hat großes Talent”, lobt ihn Andreas Wolf.
Durch die Arbeit des Vereins hat Skatebording in Hattingen eine solide Grundlage gefunden. So engagiert sich der Verein in Hattingen und Umgebung auch, wenn etwas wie ein Skatepark gebaut werden soll. Dann sei Rollkultur ein Vermittler zwischen der Szene und der Politik, so Sascha Preker. Der 49-Jährige könnte sich sogar vorstellen, als Rentner noch mit seinem Skatebord durch die Gegend zu fahren. Er möchte das so lange machen, wie sein Körper es zulässt.
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