Hattingen. Karin Bürger vom Verein Notfelle im Revier hilft Tieren aus Europa, hofft auf mehr Tierschützer-Zusammenhalt. Diese Katzen suchen ein Zuhause.

„Es gibt eine Katzenschwemme - und wir haben noch nicht die Spitze des Eisbergs erklommen“, sagt Karin Bürger von Tierfelle in Not e.V. Darum ruft sie die Tierschutzvereine und -organisationen zur Zusammenarbeit auf. Und: Es kämen immer mehr verhaltensauffällige Katzen. Auch darum holt der Verein die aus der TV-Doku „Die Tier-Docs“ bekannte Tierärztin Patrizia Marcol nach Hattingen.

Täglich erhält Karin Bürger aus Hattingen Notrufe. Wenn möglich, hilft sie. Denn sie weiß: Manche Tierheime nehmen Aufnahmegebühren, andere sind voll und können nicht aufnehmen. „Das kann ich auch verstehen.“ Aber dann sei das Risiko, dass Tiere ausgesetzt würden, groß. Als Beispiel nennt Karin Bürger Lilly, die mit ihren vier Kitten gerade zu Gast ist. „Wäre sie ausgesetzt worden, hätte sie zwei bis drei Würfe pro Jahr mit 4 bis 6 Kitten gehabt. Die sind wiederum auch mit fünf Monaten geschlechtsreif.“ Angesichts der Katzenschwemme müssten die Tierschutzorganisationen zusammenhalten, sich gegenseitig helfen. „Alle machen Tierschutz, das Klein-Klein-Denken bringt nichts.“

Viele Katzenbabys trotz Kastrationspflicht: Tierschützerin begründet das

Wie der Katzenschutz Hattingen bemerkt sie viele Kitten. Zwar gebe es die Kastrationspflicht, aber nicht jeder Tierbesitzende halte sich daran - auch, weil die Preise für Kastrationen „aus nachvollziehbaren Gründen immens gestiegen sind“.

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Ein weiterer Grund für die Katzenschwemme: Viele Menschen hätten sich in der Corona-Zeit Katzen angeschafft. Jetzt fahren die Menschen wieder in Urlaub, arbeiten nicht mehr daheim - da gibt mancher ein Tier wieder ab. „Über die Tieranschaffung will gut nachgedacht sein.“ Darum hält sie nichts von unreflektierten Vermittlungen und Vermittlungen aus dem Auto heraus. „Bei mir kommen die Tiere erst mal an, ich sehe sie mir an, sie werden behandelt, ich kann dann auch schon den Charakter beschreiben.“ Sie berät Interessierte eingehend, zeigt Tierarztkosten auf, schaut sich das neue Zuhause an, spricht über die Zukunft mit Tier.

Volle Katzenräume bei Karin Bürger aus Hattingen von Notfelle im Revier

Die Katzenräume von Notfelle im Revier in Hattingen bei Karin Bürger sind voll. Einen Raum belegt Lilly, die ihren Nachwuchs vor drei Wochen mit Karin Bürger als Hebamme geboren hat. Das schwarz-weiße Weibchen heißt Liliane - die drei Jungs, einer ist breit getigert wie seine Mutter, die anderen beiden sind normal getigert, haben noch keine Namen. „Da möchte ich bei unserem Sommerfest für Förderer, Mitglieder und Tierpaten Namen finden lassen. Sie sollen mit L beginnen“, sagt Karin Bürger.

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Lilly war über ein Internet-Anzeigen-Portal zu seinem Frauchen gekommen. Die musste wegen einer Lungenkrankheit die Katze abgeben. „Sie rief weinend bei mir an. Im Tierheim war Aufnahmestopp, die ehemaligen Besitzer nahmen Lilly nicht zurück.“ Karin Bürger erbarmte und wunderte sich über den Umfang der Katze. „Ich hatte schon einen Kastrationstermin ausgemacht, aber habe gebeten, vorher ein Ultraschall zu machen.“ Ihr Verdacht bestätigte sich: Lilly war tragend. In etwa drei Monaten können die Kitten vermittelt werden - und auch ihre Mama.

Katzenschützerin Karin Bürger: „Baghira ist mein Herzensfall aus Hattingen“

Schon lange auf ein neues Daheim wartet der schwarze Baghira (7). „Er ist mein Herzensfall aus Hattingen. Ich kann mit ihm schmusen, aber er ist schwierig, nicht sozialisierbar und sollte alleine und nur von Menschen mit Erfahrung gehalten werden, die sich ihm gegenüber nicht unsicher zeigen“, sagt Karin Bürger. Seine Energie baut Baghira derzeit im Laufrad ab.

Kater Baghira wartet bei Karin Bürger von Notfelle im Revier e.V. in Hattingen au ein neues Zuhause. Energie baut er im Laufrad ab.
Kater Baghira wartet bei Karin Bürger von Notfelle im Revier e.V. in Hattingen au ein neues Zuhause. Energie baut er im Laufrad ab. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Der weiß-rote, lebhafte Benny (1) stammt aus Griechenland. Er hat sich gut mit der schwarzen, zurückhaltenden Mia (1) aus einem Tiermessie-Haushalt angefreundet. Nach zehn Jahren wegen eines Umzugs zurück bei Karin Bürger ist Dexter (12), der gerade ein gutes Team bildet mit Phibi, einem komplizierten Maine-Coon-Mix.

Hospizgruppe für Katzen in Hattingen

Rosie und Alina sind frisch aus Rumänien gekommen. Die ein Jahr alten Schwestern sind als Kitten auf der Straße gefunden und vor Ort aufgepäppelt worden. Sie suchen ab Mitte August gemeinsam ein Zuhause. So wie nebenan Vera (4), die aus dem gleichen Ort in Rumänien stammt - und wie die Schwestern schwarz-weißes Fell hat. Die Tiere sind lieb und verschmust, an Menschen gewöhnt.

Katze Uschi ist 17 Jahre alt und lebt in Hattingen in der Hospizgruppe für Katzen von Notfelle im Revier e.V.
Katze Uschi ist 17 Jahre alt und lebt in Hattingen in der Hospizgruppe für Katzen von Notfelle im Revier e.V. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Karin Bürger ist es wichtig, nicht nur den jungen, gut vermittelbaren Katzen zu helfen, sondern auch alten und kranken. Sechs Tiere zählen derzeit zu ihrer Hospizgruppe, so wie Uschi (17), die ein Nieren- und Schilddrüsenleiden sowie Arthrose hat und deren Schwanz amputiert werden musste.

Notfelle im Revier e.V.

Karin und Ralf Bürger aus Hattingen sowie Renate von Heyden-Klaaßen aus Witten bilden den Vorstand des Vereins, den es seit zwölf Jahren gibt. Karin Bürger kümmert sich um Katzen, Renate von Heyden-Klaaßen um Hunde. Der Verein arbeitet mit privaten Pflegestellen zusammen. Auch Patenschaften für Tiere sind möglich.

Karin Bürger stemmt die Versorgung der Katzen derzeit allein. Natürlich hätte sie gerne verlässliche Helfende. Warum sie Tiere aus dem Ausland vermittelt, wird Karin Bürger oft gefragt. Ihr Verein helfe Tieren aus der EU, zu der Deutschland auch gehöre. Tieren in Deutschland ginge es in Heimen verhältnismäßig gut. „Das ist bei Tieren aus Bulgarien und Rumänien beispielsweise anders. Ein Notfall ist für mich, wo ein Notfall gegeben ist.“

Karin Bürger stellt oft Vorurteile fest: „Katzen seine beispielsweise keine Einzelgänger, aber auch keine Rudeltiere wie Hunde. Darum ist es immer gut, zwei Katzen zu halten. Katzen wirken cool, sind aber ausgesprochen sensibel.“

Notfelle im Revier e.V. sammelt Spenden, auch Sachspenden, und hilft außerdem Tieren vor Ort in der Ukraine. Kontakt: über die Internetseite www.notfelle-im-revier.com oder telefonisch unter 0172 58 60 823. Spenden: Bankverbindung / Spendenkonto: Notfelle im Revier e.V., IBAN: DE20 3602 0030 0009 3733 73.

Sommerfest des Vereins Notfelle im Revier für noch mehr Hilfe

Zum Sommerfest für Mitglieder, Förderer und Paten von Notfelle im Revier kommt zum Vortrag „Panik, Markieren, Beißen, Lecken - Einsatz von Psychopharmaka u.a.“ die aus der TV-Doku „Die Tier-Docs“ bekannte Tierärztin Patrizia Marcol als eine Vortragende.

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