Hattingen. Eine Rast in der Mittagspause mit Froschgequake und Vogelgezwitscher: Ja, dieses Plätzchen in Hattingen lädt zum Verweilen ein. Die Geschichte.

Wo Frösche quaken, Wasserlilien blühen und Schilf in der Nähe einer blühenden Wildwiese steht und Geschichte erlebbar wird: Da liegt ein kleiner Platz mit zwei Bänken mitten im Grünen und doch mittendrin in der City. Ein idealer Ort für eine kurze Erholungspause von Arbeit oder Einkauf. Der Platz im Feuchtbiotop am Stadtgraben.

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Und so ist die Adresse denn auch Grabenstraße. Zu erreichen ist dieser idyllische Ort über einen grob gepflasterten Weg entweder von der Augustastraße her oder eben von der Talstraße/Grabenstraße aus. Historisch anmutende Laternen säumen den Weg.

Das Feuchtbiotop in der Altstadt Hattingen ist ein Platz mit Geschichte, Ruhe, Natur

Dagmar Kiesche und Kerstin Thiele ruhen auf einer der sich gegenüberstehenden Bänke mit Hund Lotta aus, unterhalten sich, blicken auf dicht bewachsenes Gelände, auf Efeu, Disteln, Wicken. „Wir kommen öfter hierher“, sagt Dagmar Kiesche. Meistens gehen sie hier einfach nur vorbei, doch manchmal, da halten sie einen Plausch. „In diesem Jahr quaken die Frösche gar nicht so viel“, bemerkt Kerstin Thiele.

Am Feuchtbiotop an der Grabenstraße in Hattingen gibt es auf der Höhe der Tafel einen kleinen Platz. Viele gehen nur vorbei.
Am Feuchtbiotop an der Grabenstraße in Hattingen gibt es auf der Höhe der Tafel einen kleinen Platz. Viele gehen nur vorbei. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

In der Tat ist das Feuchtbiotop derzeit gerade wasserarm. Kein Wasser fließt unter der nahen hölzernen Brücke mit der modernden Brüstung her. Die Frösche melden sich von einem Gewässer im Garten eines Hauses an der Schulstraße her, der an das Biotop angrenzt.

Sammelbecken für Regenwasser

Doch das mag auch schon in der Vergangenheit so gewesen sein. Das ist auf der „Hattingen historisch“-Tafel zum Stadtgraben zu lesen: „Er war nicht, wie viele andere Wehrgräben, vollständig mit Wasser gefüllt, sondern Sammelbecken für Regenwasser. Die heutige Teichanlage gibt einen realistischen Eindruck der früheren Situation.“ Kein Regen, kein Wasser.

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An einem Stein in der Nähe der Augustastraße, einer rosafarben blühenden Rose und dem Mohn auf der Blumenwiese hängt eine Tafel zum Biotop: „Kinderstube der Natur. Bitte Hunde anleinen und die Wege nicht verlassen. Für ihr Verständnis danken Pflanzen und Tiere.“ Gezeichnet: „Die Natur“.

Am Feuchtbiotop an der Grabenstraße in Hattingen gibt es einen schönen Platz.
Am Feuchtbiotop an der Grabenstraße in Hattingen gibt es einen schönen Platz. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Herrliche Ruhe

Laut erklingt das eindringliche Tschaktschaktschak einer Elster. Auf der Bank gegenüber der beiden Damen hat eine jüngere Frau Platz genommen. Sie stellt ihren Rucksack neben sich auf die Bank, packt eine Bäckerei-Tüte aus, beißt herzhaft in ihren Snack. „Wenn Sie das öffentlich machen, dass das hier so herrlich ruhig ist, dann lässt sich hier vielleicht bald nicht mehr so schön Pause machen“, warnt sie.

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Am Feuchtbiotop an der Grabenstraße in Hattingen blühen viele Pflanzen. Es gibt auch Schilf.
Am Feuchtbiotop an der Grabenstraße in Hattingen blühen viele Pflanzen. Es gibt auch Schilf. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Ein Mann geht vorbei, das Handy am Ohr, eine Tüte mit einem Apfel in der Hand. Ein anderer sitzt mit einem Buch auf einer der vier Bänke, die oberhalb des Platzes liegen, an dem Weg, der weiter oben am Biotop vorbeiführt.

Kalanchoe ausgesetzt

Neben einer Bank dort hat jemand eine rote Kalanchoe eingepflanzt, zwischen zwei anderen trägt ein Himbeerstrauch reife Früchte, Brombeeren gibt’s reichlich, Sauerampfer: ein kleiner, gesunder Snack ganz umsonst. Eine Kirchturmuhr schlägt.

Über den Stadtgraben

Die „Hattingen historisch“-Tafel informiert über den Stadtgraben. Er ist mit einer durchschnittlichen Breite von 25 Metern Teil der Stadtbefestigung.Vor der Erneuerung des hölzernen Palisadenzaunes der Stadtmauer in Bruchstein 1586 bis 1590 – Bruchstein ist im Feuchtbiotop immer noch als Mäuerchen zu finden – erhob sich jenseits der Grabenmauer der Stadtwall. Dann wurde der Wall beseitigt. Die Fläche jenseits des Walls wurde eingeebnet, als Gartenland auf die Bürger verteilt.Die vorhandenen Wasserflächen wurden als Tränk- und Waschteich, aber auch von Handwerkern, etwa Gerbern und Abdeckern, genutzt.

Von hier oben blicken Rastende auf das Haus der Diakonie, Bewohnende haben Blumen in die Kästen gepflanzt, Sonnenschirme aufgespannt, vor der Tür unten stehen Mitarbeitende, rauchen, schwatzen. Ein gestutzter Nadelbaum sieht aus wie ein Mensch, der die Arme hochreißt. Ein freudiger Anblick.

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Luftholen, entspannen

Im Rücken spenden die Wohnhäuser an der Schulstraße, die den Verkehrslärm dämpfen, Schatten. Einzelne Gesprächsfetzen dringen aus den Fenstern. Knapp an der Nase flattert ein Schmetterling vorbei. Kann natürlich auch schon mal eine lästige Fliege sein. Natur eben. Der Wind rauscht durch die Blätter. Denn auch hohe Bäume wachsen hier. Und Sommerflieder. Tief Luft holen, einatmen, riechen, entspannen, Kraft tanken: Jetzt kann der Tag weitergehen.

+++ Dieser Text wurde zuerst am 10. Juli 2023 publiziert +++