Witten. Das Horror-Tierheim in Almeria ist geschlossen worden. Für die Wittener Tierschützer, die dafür gesorgt hatten, ist das aber kein Happy End.
Das Elend der Tiere im Tierheim im spanischen Almeria hat ein Ende. Nach dem WAZ-Bericht über die katastrophalen Zustände dort sind die Behörden tätig geworden: Die Anlage wurde geschlossen. Ein Happy End? Nicht wirklich. Renate von Heyden-Klaaßen, die Vorsitzende des Wittener Vereins „Notfelle im Revier“, erklärt wieso.
Die 61-Jährige hatte den Stein ins Rollen gebracht. Nachdem mehrfach halbverhungerte Tiere mit einem Transport aus Spanien beim Verein angekommen waren, wollte die Grundschullehrerin der Sache auf den Grund gehen und machte sich in den Sommerferien zusammen mit ihrer Stellvertreterin Karin Bürger auf den Weg nach Andalusien.
Wittenerinnen waren völlig entsetzt
Was sie in dem Tierheim zu sehen bekamen, hat die beiden Frauen zutiefst entsetzt. „Wir fanden sterbende Hunde. Sie lagen fast verhungert und völlig verwahrlost in den Gehegen, voller Ungeziefer und Dreck“, schilderte die Wittenerin nach ihrer Rückkehr die Situation. Solche Mengen an Flöhen und Zecken habe sie noch nie gesehen. Die Tiere seien zum Teil zu schwach gewesen, um aufzustehen – und es war überhaupt kein Futter mehr da.
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Die beiden Tierschützerinnen starteten eine Soforthilfe-Aktion, um die Tiere mit dem Nötigsten zu versorgen, und erzählten ihre Erlebnisse dann der Wittener WAZ-Redaktion. Aus diesem Stein des Anstoßes wurde eine riesige Lawine. Der Artikel wurde im Netz zig Mal geteilt. „Und es gab einen großen Aufschrei, die Tierschutzvereine von hier bis Spanien sind schließlich alle miteinander vernetzt“, erklärt Renate von Heyden-Klaaßen. Die Behörden schritten schließlich ein, die Anlage wurde in der letzten Woche endgültig geschlossen. „Ohne den Bericht wäre das nicht passiert“, sagt sie dankbar.
Tote Hunde lagen in einer Kühltruhe
Insgesamt 111 Hunde, dazu Katzen, Kaninchen, Hühner und ein Hängebauchschwein konnten aus der Anlage gerettet werden. Allerdings sind alle in sehr schlechtem Zustand. „Es war nicht ein gesunder Hund darunter.“ Und schlimmer noch: Eine riesige Kühltruhe war bis zum Rand mit etwa 50 toten Hunden gefüllt, die offenbar irgendwann vom Abdecker abgeholt werden sollten. „Grauenhaft – eine der freiwilligen Helferinnen ist bei dem Anblick kollabiert“, so die Wittenerin.
Die Frauen, die die Auflösung des Heims koordiniert haben, kommen jedoch nicht vom Verein „Notfelle im Revier“, sondern vom Verein „Refugio Patan“ aus Netphen bei Siegen, der das spanische Tierheim über Jahre unterstützt hatte. Er steht nun in der Kritik, nicht eher eingeschritten zu sein. „Doch wir sind ein Verein in Deutschland, der nicht wusste, was in Spanien passiert. Wir konnten gar nicht handeln“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Homepage.
So kann man helfen
Wer helfen will: Der Wittener Tierschutzverein „Notfelle im Revier e.V.“ muss nach der Rettung der Hunde hohe Tierarzt-Rechnungen stemmen und nimmt daher gerne Geldspenden entgegen. IBAN: DE20 3602 0030 0009 3733 73. Kontakt per Mail: Renate@Notfelle-im-Revier.org, mehr Infos auf der Homepage notfelle-im-revier.org.
Kontakt zur Arche Noah in Witten: 0 23 02 28 40 996. Alle Tiere, die dort in der Vermittlung sind, finden sich auf arche-noah-witten.de
Renate von Heyden-Klaaßen will das so nicht stehenlassen. Die Wittenerin, die die Mitstreiter vom „Refugio“ nach ihrem Besuch in Almeria auf die schlimmen Zustände aufmerksam gemacht hatte, sieht die Tierschützer in der Pflicht: „Wer über Jahre Tausende von Euros sammelt, hat auch die Schuldigkeit, sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen“, sagt sie.
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Wittener Verein hat Anzeige erstattet
Sie selbst will daher dranbleiben. „Denn wir haben Sorge, dass der Betreiber sonst wieder Tiere sammelt, schließlich hat er Geld damit verdient“, sagt die 61-Jährige. Zusammen mit Tierschützern aus Madrid hat sie Anzeige gegen den Mann erstattet. „Wir werden kontrollieren, wie es dort unten weitergeht – und wenn ich selbst noch mal hinfliegen muss.“
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Nun geht es aber erst einmal darum, Familien für die zehn Hunde zu finden, die aus Almeria zu den „Notfellen“ gekommen sind. Galgo Leika, die derzeit bei der Arche Noah aufgepäppelt wird, hat schon ihren Menschen gefunden und ist wieder so fit, dass sie bald dorthin umziehen kann. Auch bei den anderen neun Tieren – drei Galgos und sechs Mischlinge – steht nun fest, dass sie überleben werden. „Unser Dank dafür geht an den wunderbaren Tierarzt Dr. Muschyinski.“ Bald werden sie vermittelbar sein – und hoffentlich Familien finden, bei denen sie den Schrecken der letzten Jahre vergessen können.