Hattingen. Der Ambulante Hospizdienst unterstützt bei Betreuung Sterbender. Im neuen Zuhause in Hattingens Altstadt empfängt eine 92-Jährige die Besucher.
Elisabeth Uphues hat einen wachen, festen Blick. Fast scheint es, als lächele die Hattingerin sogar - trotz ihres Sauerstoffschlauches in der Nase, trotz der Ahnung, dass ihr Leben dem Ende entgegengeht. Es ist ein bemerkenswertes Foto, das nun in den neuen Räumlichkeiten des Ambulanten Hospizdienstes Witten-Hattingen e.V. von jedem Besuchenden sogleich zu sehen ist. Als Aufsteller, mit dem der Hospizdienst für ein würdevolles Sterben wirbt.
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92 Jahre alt ist Elisabeth Uphues, als der Herner Fotograf Günter Mottyll sie im Sommer 2022 porträtiert. Die schwerkranke Frau, die eine weit fortgeschrittene COPD hat, eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung, ist gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden. Dort kann ihr niemand mehr helfen.
Den Kontakt zwischen Porträtierter und Fotograf hat Heidi Uphues geknüpft, die Schwiegertochter der alten Dame. Sie hat Günter Mottyll zuvor bei einer Ausstellung zum Thema Würde im Forstmanns kennengelernt, wo der Bonner Holzbildhauer und Diakon Ralf Knoblauch seine aus Holz gefertigten Königsfiguren vorgestellt hat. Auf besondere Weise berühren diese den Betrachter und erinnern an die eigene (Königs)-Würde.
Als Elisabeth Uphues fotografiert wird, ist eine Königsskulptur an ihrer Seite
Auch Elisabeth Uphues hat eine solche Königsfigur. Die Schwiegertochter, ehrenamtlich beim Ambulanten Hospizdienst tätig, hat sie ihr mitgebracht Und als Günter Mottyll Elisabeth Uphues fotografiert, ist die Königsskulptur an ihrer Seite.
Silvia Kaniut (63) und Andreas Fleer (43) vom Ambulanten Hospizdienst sagen, stets gern nähmen auch die Hospizdienstler zu ihren Besuchen schwerstkranker und sterbender Menschen eine solche Königsfigur, wie sie Elisabeth Uphues besessen hat, mit. So werde diesen ihre eigene Würde (be)-greifbarer.
Umgezogen zum Krämersdorf 3 - mitten in Hattingens Altstadt
Schwerstkranke und sterbende Menschen bis zuletzt mit Würde zu begleiten, das sei dabei seit jeher das Ziel des Ambulanten Hospizdienstes, der seit inzwischen 32 Jahren in Hattingen existiert. Die letzten acht Jahre hatte der Verein eine feste Anlaufstelle im Holschentor. Nun ist er umgezogen, in Räumlichkeiten im Krämersdorf 3 - mitten in der Altstadt.
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Mehr Platz habe man hier, betonen die beiden Koordinatoren des Ambulanten Hospizdienstes. Mit einem eigenen Besprechungsraum für die aktuell gut 30 ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und -helfer. Für Schulungen, Fortbildungen und anderes mehr. Vor allem aber habe man nun endlich „ein eigenes Zuhause“, das zudem von viel mehr Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen wird.
„Der ambulante Hospizdienst ist eine Anlaufstelle bei allen Fragen zu Leben, Sterben und dem Tod“, betonen Kaniut und Fleer unisono. Zwar täten sich immer noch viele Menschen schwer, sich mit diesen Themen zu beschäftigen. „Unsere jetzigen Räume betreten die Menschen aber deutlich häufiger auch mal ganz spontan als dies in den Räumen unterm Dach des Holschentores der Fall war.“
Tag der offenen Tür
Der Ambulante Hospizdienst Witten-Hattingen e.V. hat ein neues Zuhause am Krämersdorf 3 gefunden. Seine Begleitung ist ehrenamtlich, unentgeltlich - und unabhängig von Religion, Herkunft oder sozialer Situation.
Feste Öffnungszeiten gibt es nicht, Interessierte können einfach vorbeischauen - oder aber vorab mit Silvia Kaniut (0174-97 97 029) oder Andreas Fleer (0151-57 99 28 81) einen Termin für ein Treffen vor Ort vereinbaren.
Am Freitag, 23. August, findet in den neuen Räumen des Ambulanten Hospizdienstes von 13 bis 17 Uhr zudem ein Tag der offenen Tür statt, bei dem auch Ehrenamtliche anwesend sein werden.
Weitere Informationen zum Verein: www.ahd-wh.de
Der Eingangsbereich versprüht eine Art Wohnzimmer-Flair
Bewusst in einer Atmosphäre, die eine Art Wohnzimmer-Flair versprüht, ist dabei der Eingangsbereich gestaltet. „Über schwierige Themen spricht es sich so oft einfach leichter“, sagt Andreas Fleer. Doch auch abseits des Eingangsbereiches reden können Besuchende mit ihm oder Silvia Kaniut - in einem hinteren Raum. Über die Pflege ihres schwer kranken Angehörigen und zum Beispiel eine zeitweise Entlastung durch ehrenamtliche Hospizler. Über Fragen zu Ärzten, Medikamenten - oder auch die Verwirklichung besonderer Lebenswünsche. So etwa hat erst kürzlich ein Mitarbeiter des Hospizdienstes einen unheilbar an Krebs erkrankten begeisterten Radfahrer zusammen mit dessen Frau in einer Rikscha durch die Region gefahren.
„Hospizarbeit“, sagt Silvia Kaniut, „ist einfach enorm vielfältig. Aber stets geht es um eine würdevolle Lebensbegleitung bis zuletzt.“
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Eine solche ist auch Elisabeth Uphues zuteilgeworden, die wenige Monate nach ihrer Porträtierung für den Aufsteller des Ambulanten Hospizdienstes stirbt. Am 1. November 2022 - jenem Tag, an dem die katholische Kirche aller Heiligen und ihrer Leistungen gedenkt.
„Ihre Königin hat sie sehr getröstet - bis zuletzt“, sagt Heike Uphues. Und sie betont, wie wichtig und hilfreich es für die alte Frau war, dass sie sich bis in den Tod hinein liebevoll begleitet gefühlt hat. Von ihrer Familie. Und von ehrenamtlichen Helfern des Ambulanten Hospizdienstes: „Meine Schwiegermutter hat das sehr zu schätzen gewusst. Und ich auch.“
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