Hattingen. Weil Müllwagen nicht rückwärts fahren sollen, müssen in Hattingen viele Tonnen zu Sammelstellen geschoben werden. Dagegen wollen Bürger klagen.
Die Sammelstellen für Müllwagen sorgen in Hattingen weiter für viel Ärger. Bürgerinnen und Bürger in Niederwenigern schließen sich zusammen - und wollen klagen.
„Wir haben Rechtsanwälte eingeschaltet und wollen jetzt einen Verwaltungsjuristen bevollmächtigen, am Verwaltungsgericht in Arnsberg eine Klage gegen die Sammelstellen für die Müllabfuhr in Hattingen einzureichen“, sagt Thomas Holzapfel im Gespräch mit der WAZ. Der Verwaltungsangestellte wohnt am Heideweg in Niederwenigern, wo das neue Müllabfuhrsystem der Stadt am 3. Mai startet.
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Holzapfel hat über die Osterfeiertage in seinem Wohnviertel eine Aktion gestartet und Flugblätter in die Briefkästen gesteckt. „Es gab schon einige Reaktionen, die zu einer losen Interessengemeinschaft geführt haben“, berichtet er.
Die Stadtverwaltung hat in ihrem Anschreiben an die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner ausdrücklich auf die Klagemöglichgkeit in Arnsberg hingewiesen und dafür eine Frist bis zum 12. April gesetzt. „Das werden wir schaffen“, meint Thomas Holzapfel.
Hattingens Bürger wollen zunächst Akteneinsicht erreichen
Die Anlieger wollen zunächst Akteneinsicht erreichen, um die Maßnahme auf ihre Rechtmäßigkeit überprüfen zu können. Danach soll die Frage diskutiert werden, ob es kein milderes Mittel zur Lösung des Problems gibt. „Einer Klage können sich natürlich auch Betroffene aus anderen Stadtteilen anschließen“, erläutert Holzapfel.
Alfred Geifes ist noch nicht ganz so weit. Sein Ärger allerdings mindestens ebenso groß. Auch er wohnt in Niederwenigern, in der Straße Im Tal. „Die Maßnahme ist überhaupt nicht durchdacht“, schimpft Geifes. Eine 200-Liter-Tonne können schnell 100 Kilo wiegen. Das sei für ältere Menschen mehr als eine Zumutung.
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„Unsere Straße ist abschüssig“, so Geifes. „Da schaffen es Senioren oder Gehbehinderte einfach nicht, die schweren Mülltonnen zu den Sammelplätzen zu schieben.“ Außerdem müssten die Tonnen durchnummeriert oder sonst identifizierbar gemacht werden, damit es keine Verwechslungen gibt.
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„Wir haben den letzten Sammelplatz in einer Sackgasse, müssen die Tonnen rund 80 Meter schieben“, erklärt Alfred Geifes. Und: „Der Müllwagen muss immer noch rückwärts fahren, wenn auch weniger Strecke als zuvor.“
Eine Klage sieht der Wennische zwiespältig. „Wir werden bei der Stadt Hattingen Widerspruch einlegen“, kündigt er an. „Der Hinweis, dass dies nur beim Verwaltungsgericht möglich sei, soll doch nur abschrecken und ist nicht sehr bürgernah.“
Für die Sammelstellen ist Frank von der Dellen. „In einem eng bebauten Wohngebiet stellt jede Fahrbewegung eines Lkw schon für sich einen gefährlichen Vorgang dar“, zitiert er aus den Unfallverhütungsvorschriften des Verbandes Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung.
Abfallsammelfahrzeuge sind durch ihre Bauweise besonders unübersichtlich
Weiter heißt es dort: „Dies gilt im Besonderen für die Müllabfuhr, da Abfallsammelfahrzeuge durch ihre Bauweise besonders unübersichtlich sind und sich dennoch bei allen Licht- und Wetterbedingungen in verzweigten Wohngebieten bewegen müssen. In ihrem direkten Umfeld besteht daher eine besondere Gefährdung, die bei schwierigen Sicht- und Raumverhältnissen leicht eine unmittelbare Gefahr verursachen kann. Besonders das Rückwärtsfahren von Abfallsammelfahrzeugen auf ungeeigneten Straßen kann eine tödliche Gefahr für die Beschäftigten der Müllabfuhr sowie für Passanten und hier gerade für Kinder, Senioren und Menschen mit Behinderungen bedeuten.“
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Rund 130 Straßenabschnitte sind in Hattingen betroffen und werden künftig nicht mehr direkt angefahren. Die neue Regelung startet Im Bezirk 1 in Niederwenigern. Dort muss der Müll - grau, braun, blau, gelb - vom 3. Mai an bis morgens um 6 Uhr an der Sammelstelle bereitstehen, damit er abgeholt wird. In Niederwenigern sind 150 Haushalte an 17 Problemstellen von der Umstellung betroffen.
>>> Für diese Häuser in Niederwenigern gilt die neue Regelung:
Bergische Straße 38, 40, 42, 42a, 42b, 42c
Essener Straße 32, 34
Heideweg 8, 10, 14, 14a, 16, 16a, 18, 20, 20a, 21, 21a, 22, 22a, 24, 24a, 26, 28
Hombergsegge 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30.
Hombergsring 7, 9, 11
Im Stillen Winkel 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7
Im Tal 102, 104, 106, 108, 110, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 124, 126, 128, 130, 132, 134, 16, 138
Kerkenbusch 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 10, 11, 12, 13, 15
Nikolaus-Groß-Straße 7a, 7b, 7c, 9a, 9b, 9c, 10, 12, 14, 15, 15a, 15b, 16, 17, 17a, 18, 19, 19a, 20, 22, 24, 26, 28, 34, 36, 38
Pastoratsweg 17, 19, 21, 23.