Hattingen. Hattingens Gesamtschul-Chefin erlebte turbulentes Jahr 2023: Elke Neumann spricht über Baum-Fällungen, nachhaltiges Naturerleben – und über KI.

Es sind die letzten Schulferien, in denen sich Elke Neumann zurzeit befindet, Ende Januar geht Hattingens langjährige Gesamtschulleiterin in den Ruhestand. Ihr letztes volles Berufsjahr in 2023 hat die 66-Jährige dabei als eines erlebt, das ihr unter anderem den Höhepunkt ihrer Schullaufbahn beschert hat - den von Naturschützern stark kritisierten Erweiterungsbau.

Hattingens Gesamtschul-Chefin: „Letztendlich bin ich im Management gelandet“

Sie nennt es „die richtige Entscheidung“ - allerdings spricht Elke Neumann nun gerade nicht über den Oberstufen-Erweiterungsbau, sondern über ihre berufliche Vita; insbesondere ihre erfolgreiche Bewerbung um die Leitung an Hattingens Gesamtschule. „Letztendlich bin ich damit im Management gelandet“, sagt sie. Und dass es genau das sei, was ihr am meisten Freude bereite. „Das und die Arbeit mit den Kindern ist das, was mir in all‘ den Jahren am meisten gegeben hat“.

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Das letzte komplette, das nun hinter ihrer Zeit als Schulleiterin liegt, hat dabei die Vollendung des Erweiterungsbaus am Standort Lange Horst maßgeblich mitgeprägt. „Dieser Neubau war der Höhepunkt während meiner 16 Jahre an dieser Schule - für uns alle“, sagt Elke Neumann. Und meint damit nicht etwa die massiven Proteste von Naturschützern infolge der Fällung von sieben 100-jährigen Platanen. Sondern den hinzugewonnenen Raum für ihre Schule. Es sei „schön zu sehen, wie dieser Bau für die Schülerinnen und Schüler zur Entlastung beigetragen wird, wie sehr die schöne Atmosphäre sie auch beim Lernen beflügelt.“

Sie hat Verständnis auch für die Belange des Naturschutzes

Natürlich habe sie Verständnis für die Belange des Naturschutzes, blickt sie noch einmal zurück. Aber für sie als Schulleiterin sei es bei diesem Projekt, auf das sie im Übrigen ja keinen Einfluss gehabt habe, das Wichtigste gewesen, „dass für die Schülerinnen und Schüler mehr Platz geschaffen wird“. Und wenn sie nun das Ergebnis sehe, sehe sie auch in Bezug auf das Thema Naturschutz „auch viel Positives“. Denn dadurch, dass die Mädchen und Jungen aus dem Gebäude heraus in die Wipfel der übrigen nicht gefällten Bäume gucken, erlebten diese tagtäglich die Ästhetik der Natur - dadurch lernten sie auf ganz besonders prägende Weise, wie schützenswert diese ist.

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Eine Herausforderung sei das Projekt Erweiterungsbau aber für die Schule bis weit ins Jahr 2023 hinein allemal gewesen; eine andere war und ist bis heute die Aufarbeitung der Folgen von Corona. Die Lösung von Konflikten, auch die soziale Integration in den Klassenverbund, das falle vielen der Neuankömmlinge an der Schule heutzutage viel schwerer als noch in der Vor-Corona-Zeit. „Dadurch brauchen wir mehr Zeit für besondere Unterrichtseinheiten, die das soziale Miteinander fördern.“

Von Künstlicher Intelligenz probehalber die Abirede schreiben lassen

Und auch die Künstliche Intelligenz (KI) lässt Elke Neumann nicht unerwähnt, wenn sie zurückblickt auf ihr Jahr 2023. „Wir alle arbeiten ja daran, wie wir umgehen mit KI.“ Auch die Gesamtschule habe sich dabei „auf den Weg gemacht“, es sei eine Arbeitsgruppe gebildet worden, die überlege, wie erlerntes Wissen der Schülerschaft künftig überprüft werden kann. „KI wird für uns alle in vielen Bereichen eine Erleichterung sein“, glaubt Neumann. Lehrende etwa könnten sie für Powerpoint-Präsentationen nutzen, Schülerinnen und Schüler zum Vokabeln-Lernen, nennt sie nur zwei Beispiele. Spannend findet die 66-Jährige es dabei mitzuverfolgen, wie die KI selbst sich bislang entwickelt hat - und was sie in den nächsten Jahren noch alles hinzulernen wird. „Ich habe im Vorjahr probeweise schon mal versucht, mir von KI die Abiturrede schreiben zu lassen.“ Am Ende aber hat sie sich doch lieber auf ihren eigenen Kopf verlassen.

Werdegang und Zukunftspläne

16 Jahre lang - seit 2007 - hat die Wittenerin Elke Neumann die Gesamtschule in Welper geleitet.

Zuvor unterrichtete sie zwölf Jahre lang an der Anne-Frank-Gesamtschule in der Dortmunder Nordstadt, danach war sie fünf Jahre lang in Dortmund-Dorstfeld an der Martin-Luther-King-Gesamtschule als Oberstufenkoordinatorin tätig.
Elke Neumann, deren Fächer Sport und Englisch sind, hat vor ihrer schulischen Laufbahn in Sportmedizin promoviert, sie strebte ursprünglich eine wissenschaftliche Laufbahn an der Uni an.

Ihre baldige neue Freizeit im (Un)Ruhestand will Elke Neumann unter anderen nutzen für Kultur- und Bildungsreisen nach Afrika, Asien, für Besuche von Kunstschauen, Oper, Ballett. Und fürs Malen - „eben alles, was das Leben so hergibt“.

Und sonst? Sagt die 66-Jährige, dass das vergangene Jahr für sie unter anderen auch durch zahlreiche Gespräche und die Pflege von Kontakten mit Projektpartnern geprägt gewesen ist. Insbesondere an der Ruhr-Universität Bochum, mit der die Gesamtschule im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) seit Jahren zusammenarbeitet. Gepflegt werden müssten solche Partnerschaften, betont Elke Neumann - und dass sie ihrem Nachfolger, ihrer Nachfolgerin ein gut bestelltes Feld hinterlassen wolle.

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Dass sie in Kürze nun geht, ihren Platz an der Spitze der Gesamtschule räumt, sei aber „gut so“, sagt Elke Neumann. Zudem müsse alles ja „immer weiter gehen“, eine andere Person an der Spitze der Gesamtschule brächten zudem auch neue Impulse. Aber so ganz ohne einen Wunsch für das neue Jahr für „ihre“ Schule geht die scheidende Schulleiterin dann doch nicht. „Dass die Atmosphäre und das Miteinander von Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft weiterhin gut bleibt“, hoffe sie sehr, sagt Elke Neumann. „Und dass sich alle an dieser Schule wohlfühlen.“

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