Hattingen. In einem offenen Brief fordert die Initiative „Rettet die Bäume“ in Hattingen die Ratsmitglieder zu mehr Umweltschutz auf. Das sagen Politiker.
Kommunale Initiativen zur Förderung der Biodiversität und eine außerordentliche Ratssitzung zu eben diesem Thema fordert die Initiative „Rettet die Bäume“ in einem offenen Brief an die Politiker in Hattingen. Die beziehen dazu Stellung.
Die Baumschützer bemängeln, dass „Rat und Stadtverwaltung in der Mehrheit keine Verantwortung übernehmen, um die Auswirkungen der Klimakatastrophe zu mildern“. Die Flächenversiegelung gehe weiter. Die Stadtentwicklung in Hattingen dürfe nicht mehr mit der „Betonmentalität des vorigen Jahrhunderts“ betrieben werden. Die Stadt müsse grüner werden. Es dürfe kein Quadratmeter Boden in Hattingen mehr versiegelt werden, ohne dass zwei Quadratmeter entsiegelt würden.
Initiative „Rettet die Bäume“ Hattingen fordert Rat zu mehr Klimaschutz auf
Als „hanebüchen und ideologisch vollkommen eingefärbt“ bezeichnet FDP-Fraktionsvorsitzender Gilbert Gratzel den Vorwurf an Politik und Verwaltung, sie kümmere sich nicht um ökologische Herausforderungen. „Die Bürgerinitiative spielt wichtige kommunale Politikbereiche wie den Erhalt und die Weiterentwicklung von öffentlicher Infrastruktur und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen gegeneinander aus. Das ist falsch. Beides ist wichtig. Ich möchte in keiner Stadt leben, in der es zwar viele bunte Bäume gibt, aber keine Bildungschancen, keine Arbeit, keine Infrastruktur.“
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Oliver Degner, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, teilt die Ansicht der Initiative: „Ohne Verzicht wird es nicht gehen, aber dieser Verzicht ist andererseits ein Gewinn an Zuversicht und das Wissen etwas richtig zu machen“. Seine Fraktion sei für den Erhalt des Silberahorns in Welper, gegen den Bau des Rewe-Marktes in Winz-Baak, für den Erhalt der Platanen in Welper gewesen. „Jegliche Flächenversiegelung ist ein schwerer Eingriff in die Natur und muss sorgfältig abgewogen werden, so auch bei der Feuerwache Nord. Hier sehen wir den Bedarf und Nutzen, um die Bevölkerung vor Gefahren zu schützen. Bei den zuvor genannten Punkten sahen wir diesen Nutzen nicht.“
Das sagen die Politiker zu den Forderungen der Baumschützer
Als positiv hebt er hervor: den geplanten Beitritt der Stadt zum Bündnis Städte gegen Werbeflut, Grünzug E, Maßnahmen zur klimaneutralen Verwaltung bis 2030, Ausbau von Fahrradstraßen, Verbesserung der Nahmobilität, Gründachförderung.
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Martin Wagner, Fraktionsvorsitzender der Partei „Die Partei“, gibt der Initiative recht: „Die Mehrheit im Rat und in der Stadtverwaltung übernimmt in dieser Hinsicht keine Verantwortung, obwohl gerade aktuell alle Zeichen günstig stehen. Gerade jetzt wären viele Schritte, gerade wegen der Energiekrise, viel leichter umzusetzen.“ Er regt Expertenrunden mit interessierten Ratsmitgliedern, Verwaltungsmitarbeitern und Bürgern an.
Bürgermeister sieht keinen Bedarf für zusätzlichen „Alarmtermin“
Bürgermeister Dirk Glaser, der Gesprächsbereitschaft signalisiert und sich als Klimaschützer versteht, hält eine außerordentliche Ratssitzung nicht für nötig, „denn das Thema ist in sämtlichen Sitzungen präsent, wenn es um das Thema Bauen geht. Wir brauchen keinen zusätzlichen Alarmtermin.“ Hinsichtlich des Naturschutzes würde die Stadt viel tun. „Dazu gehört die Stadtentwicklung von innen nach außen. Wir möchten auch die Klimaschutzbeauftragte dauerhaft bei uns haben, wenn das Förderprojekt ausgelaufen ist.“
Es würden auch durchaus Flächen entsiegelt. „Am Marktplatz an der Roonstraße haben wir Klimabäume gepflanzt. Es ist eben ein ständiges Abwägen. Es gibt eben auch andere Notwendigkeiten.“ Wichtig sei es, das Bewusstsein der Menschen zu verändern. Ein wichtiges Projekt sei auch die neue Feuerwache. Für den Klimaschutz engagiere sich die gesamte Stadtverwaltung.
CDU und SPD wollen erst in der Fraktionssitzung beraten
SPD-Fraktionsvorsitzende Melanie Witte-Lonsing (SPD) und CDU-Fraktionschef Gerhard Nörenberg wollen über den offenen Brief am kommenden Montag in ihren Fraktionssitzungen sprechen.