Hattingen. Heimatfreund Gerhard Wojahn befasst sich mit der Stadtmauer Hattingens, dem Teil an der Grabenstraße zwischen Bruchtor und Holschentor.

Als Ersatz für die hölzerne Stadtbefestigung von 1396 wurde in den Jahren 1586 bis 1590 eine Mauer aus Bruchsteinen auf einer Länge von fast eintausend Metern errichtet. So entstand eine burgähnliche Befestigung und aus den Hattinger Bewohnern wurden „Bürger“. Vor der Mauer lag der Stadtgraben. Die Fachwerkhäuser dahinter bildeten u.a. die Grabenstraße.

Die Postkarte von 1970 zeigt ganz in der Nähe des früheren Bruchtores die Unterführung am Hause Bruchstraße 19 als Durchgang zur Grabenstraße. Am rechten Bildrand das Haus Graben 1 und 3, es ist über 400 Jahre alt, mit Blech verkleidet, davor eine Steintreppe und das alte Kopfsteinpflaster.

In den 1980er Jahren ist mit der Stadtsanierung auch ein längerer Abschnitt der alten Stadtmauer mit Wehrturm zwischen Bruch- und Steinhagentor restauriert worden und als Kulturerbe der Nachwelt erhalten geblieben. Die historische Stelle des ursprünglichen Steinhagentores wurde durch moderne Kunst neu definiert. Seit 2003 symbolisiert eine Stahlkonstruktion den mittelalterlichen Zugang. Das Kunstwerk lagert beiderseits auf breiten Elementen der Stadtmauer.

Farbenprächtiges Straßenstück

Dem Steinhagentor folgen bis hin zum Holschentor die Wehrhäuser. Mal ein schmales, dann ein breites – ein farbenprächtiges Straßenstück. In der ersten Etage, gleich oberhalb der Mauerkrone, standen einst die Verteidiger. Der in schwedischen Diensten stehende Oberst Wilhelm Wendt zum Krassenstein belagerte im Jahr 1635 mit 3000 Söldnern die Stadt. Nach zehntägiger verlustreicher Belagerung musste sich Hattingen ergeben und 3000 Goldgulden Strafe zahlen.

Gebäude 25-27 mit Schlagseite

Ältere Bewohner suchen Kühlung im Schatten der Mauer vor den Häusern 21-23, ebenso die Kinder nebenan vorm Nachbarhaus. Zwischen den beiden Häusern zweigt der Verbindungsweg „Brunnenhof“ ab zur Emsche. Das nächste Gebäude 25-27 ist ein oft fotografierter Doppelblock. Der 400 Jahre alte Bau wurde saniert und renoviert, ein sinnvoller Schritt zur Erhaltung des Erbes. Allerdings ein Haus mit Schlagseite – kein Wunder nach mehr als 400 Jahren –, aber stabil.

Beim Blick vom an der Talstraße gelegenen Pastoratsgarten auf die Grabenstraße fällt in der hintersten Ecke ein Mauerdurchbruch auf. Er wurde im Zweiten Weltkrieg angelegt und war als Fluchtweg für den Fall eines Bombenangriffs gedacht. Bald nach dem Krieg hat man die Mauer wieder zugemauert und das alte Bild wieder hergestellt.

Eine von den Hattinger Verteidigern benutzte Schießscharte ist noch im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Nahe des Hauses Graben 29 kann man sie sowohl von der Innen- als auch von der Außenseite der Mauer betrachten.

Das aktuelle Foto mit den bunten Farben ist ein Beweis für die malerische Stadt Hattingen. Man schaut heute von der Schulstraße aus auf Hattingens Skyline.