Hattingen. Vor der Landtagswahl sagen Vertreter aus der Wirtschaft und von Vereinen in Hattingen, was sie sich von der neuen Landesregierung wünschen.
Entbürokratisierung: Das ist ein Riesenwunsch an die neue Landesregierung seitens der Wirtschaft und der Vereine.
Friedrich-Wilhelm Wengeler, Wengeler & Kalthoff Hammerwerke GmbH & Co. KG, bezeichnet es als sein Lieblingsthema. „Die Verfahren dauern zu lange.
Landtagswahl: Das fordern Vereine und Wirtschaftsvertreter in Hattingen
Das kritisiert auch Michael Bergmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, der aus Hattingen kommt, und fordert: „Planungs- und Genehmigungsverfahren sind so auszurichten und zu entschlacken, dass Staat und Unternehmen bis 2030 die erforderlichen Investitionen im IHK-Bezirk tätigen können.“
Vereine unterstreichen die Vorteile eines Bürokratieabbaus: „Das würde den Ehrenamtlichen mehr Zeit für Kernaufgaben geben“, sagt Steffen Diße, DLRG-Ortsgruppe Hattingen-Blankenstein. Zu viel Bürokratie oder wie in der Pandemie unterschiedliche Vorgaben der Kommunen bei der Sportstättennutzung würden Ehrenamtliche behindern, sagt zudem Michael Heise, Vorstandsvorsitzender des Stadtsportverbandes Hattingen: „Wir alle erwarten einheitliche klare Regelungen, die von allen Kommunen dann gleich angewandt werden.“
Vereine wollen mehr Verantwortung tragen
Heise wünscht sich überregionale Konzepte, um Vereinen mehr Verantwortung bei der Sportstättennutzung zu übertragen. Bessere Rahmenbedingungen für die Kooperation von Kitas, Schulen, Sportvereinen seien wichtig. Zur Verbesserung der sportlichen Infrastruktur müssten Kommunen unterstützt werden. Stadtsportverband und Sportvereine sollten mitbestimmen können, wer wie viel Geld aus der Sportpauschale erhalten kann. Was er sich noch wünscht für Kinder- und Jugendliche? „Eine Sportstunde am Tag sollte obligatorisch sein.“
Forderungen der DLRG
Eine Anerkennung für die im Hochwassereinsatz beteiligten Helfenden, wünscht sich Steffen Diße, DLRG Ortsgruppe Hattingen-Blankenstein. Eine Ehrung sei bislang nicht erfolgt.Mehr Geld sei erforderlich. Beispiel: Für einen Bootstrupp gäbe es 1300 Euro pro Jahr – das decke die Kosten für Unterhalt, Übung, Ausbildung nicht. Katastrophenschutz-Konzepte müssten angepasst werden. Es würden mehr Strömungsretter und Hochwasserboote benötigt.Die Landesregierung sollte Wasserrettungskonzepte der Kreise und Kommunen überprüfen, Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen fördern. Eine einheitliche Ausstattung der Wasserrettungszüge sei sinnvoll.
Die Bedeutung von ausreichend Wasserzeiten für die Schwimmausbildung betont wie Heise auch Diße. Der sagt mit Verweis auf die Bädersituation in Hattingen: „Die Landesregierung sollte die Kommunen unterstützen bei dem Badbetrieb, da der Zugang zum Wasser ein Grundrecht sein sollte.“
Widerstandsfähigkeit von NRW stärken
Die Widerstandsfähigkeit von NRW und Deutschland zu stärken, das ist Wengeler wichtig. „In den vergangenen Jahren kam eine Krise nach der anderen. Es wird weitere geben, dafür muss man sich aufstellen.“ Private Initiativen und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung müssten gestärkt werden.
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Thema Energiekosten: „Steigen sie zu stark, sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig.“ Magenschmerzen bereitet dem Blankensteiner Wengeler, der Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie Ruhr/Vest ist, dass „alle Eier in einen Korb geworfen werden, nur noch auf Strom gesetzt wird“.
Realsteuerhebesätze senken
Bergmann will einen Rechts- und Wettbewerbsrahmen für den digitalen Wandel – und wie Wengeler die Innovationskraft stärken. „Wir brauchen zum Beispiel eine Chipproduktion in NRW, Biotechnologie muss angesiedelt werden. Geld muss in Kliniken, Schulen, Unis fließen, nicht in den Konsum“, so Wengeler.
Raum werde benötigt für die Industrie, Realsteuerhebesätze müssten mindestens auf bundesdeutschen Durchschnitt gesenkt werden, wünscht sich Bergmann von der neuen Landesregierung. Wengeler mahnt schon lange vor den Folgen hoher Abgaben.
Mehr Berufsorientierung für Zugewanderte
Die duale Ausbildung gehört für Bergmann gestärkt. „Den Unternehmen müssen zusätzliche Wege zur Sicherung ihres Fachkräftebedarfs eröffnet werden.“
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Mehr Fördermittel wünscht sich Alla Weber von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Ortsgruppe Hattingen mit Inter. Denn: „Unsere Basis ist das Ehrenamt. Das ist unbezahlbar, aber die Ehrenamtlichen können nicht auch noch Materialien kaufen. Wir brauchen mehr Berufsorientierung für Menschen, die zu uns kommen“, so Alla Weber.