Hattingen. Als eine der ersten Schulen in Deutschland lässt das Berufskolleg Hattingen Kfz-Mechatroniker an echtem Wasserstoff-Auto ausbilden. Die Vorteile.
Das Berufskolleg Hattingen hat jetzt ein ganz besonderes Geschenk erhalten: ein Auto mit Brennstoffzellen-Technologie. Dieses solle künftig für die Ausbildung angehender Kfz-Mechatroniker genutzt werden, sagt Schulleiter Holger Hoffmann. Seine Einrichtung sei damit deutschlandweit eins der ersten Berufskollegs, dem für den Unterricht ein mit Wasserstoff betriebenes Auto zur Verfügung stehe.
Für angehende Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt „System- und Hochvolttechnik“
Mit dem Modell „ix35 Fuel Cell“ des südkoreanischen Herstellers Hyundai arbeiten sollen an der Raabestraße insbesondere die angehenden Kfz-Mechatroniker mit dem Vertiefungsschwerpunkt „System- und Hochvolttechnik“. In diesem lernen Auszubildende dabei insbesondere Kraftfahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb zu warten, die fahrzeugtechnischen Systeme zu prüfen und gegebenenfalls Reparaturen an diesen durchzuführen.
So funktioniert ein Wasserstoff-Auto
Wasserstoffautos sind im Grunde Elektrofahrzeuge. Den Unterschied zum „normalen“ E-Auto erklärt der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) auf seiner Internetseite so: „Im Fahrzeug ist eine Brennstoffzelle samt Wasserstofftank verbaut, die den Strom für den Antrieb während der Fahrt erzeugt. Eine kleine Batterie fungiert dabei als Puffer bzw. Zwischenspeicher und deckt Lastspitzen etwa beim Beschleunigen ab. Zudem nimmt sie Bewegungsenergie beim Bremsen auf und speichert sie. In der Brennstoffzelle wird elektrischer Strom aus Wasserstoff gewonnen: Wasserstoff und Luftsauerstoff reagieren zu Wasser, dabei entstehen Wärme und elektrische Energie. Letztere treibt den Elektromotor an.“Vor dem Gesetz, so der ADAC, gelten Wasserstoffautos als emissionsfrei, Berücksichtigt werden müssten laut Automobilclub aber auch die Emissionen, die bei der Erzeugung des Wasserstoffs (ein Gas, das in der Natur nur in gebundener Form, etwa als Bestandteil von Wasser, vorkomme) anfallen. Werde Wasserstoff aber aus erneuerbaren Energien wie Photovoltaik oder Windkraft gewonnen, böten Wasserstoffautos auf der Suche nach alternativen Antrieben und umweltfreundlicheren Kraftstoffen „sicherlich Chancen“.
Seit inzwischen acht Jahren gibt es diesen Ausbildungsschwerpunkt schon am Berufskolleg, bislang allerdings hätten die Auszubildenden nur an einem Modell, dem so genannten Hochvolt-Trainer, üben können, sagt Sebastian Baer, Leiter des Bildungsgangs Kfz-Mechatroniker. „Wir sind von daher sehr stolz, unseren Schülern ab jetzt die Möglichkeit bieten zu können, am realen Objekt zu arbeiten.“ Und Olaf Schade, der Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises, in dessen Trägerschaft sich das Berufskolleg befindet, sagt: „Wir müssen mit dem Berufskolleg auf der Höhe der Zeit sein. Und die Wasserstoff-Technologie ist die Höhe der Zeit.“
Durch den praktischen Unterricht am und mit dem „ix35 Fuel Cell“ – einer 70.000 Euro teuren Spende des Hattinger Autohauses Smolzcyk – lernen die angehenden Kfz-Mechatroniker nicht nur dessen Energieversorgungssystem genauestens kennen. Sie sehen auch, wo genau im Wagen sich welcher Technikteil befindet. Und was die Fehlerdiagnose bei einem technischen Defekt alles erschweren kann. „Die Transferleistung, die die Schüler bislang aufbringen mussten, um das im Unterricht Eingeübte im Alltag anzuwenden“, so Baer, „entfällt so künftig.“
Direkt am Auto lässt es sich besser lernen
„Noch besser lernen“ lasse sich direkt am Auto“, davon ist auch Nico Kogelheide (22) überzeugt. Für den Vertiefungsschwerpunkt „System- und Hochvolttechnik“ hat sich der angehende Kfz-Mechatroniker ganz bewusst entschieden, „ich will für die Zukunft gewappnet sein – und Autos wie dieses sind die Zukunft“. So ähnlich formulieren dies auch Noah Birkenfeld (19) und Deniz Koch (16), wie Kogelheide am Ende ihres ersten Ausbildungsjahres.
Untergebracht werde das Wasserstoff-Auto in der Kfz-Werkstatt im A-Trakt des Berufskollegs, sagt Schulleiter Holger Hoffmann. Diese werde im Zuge der Schulsanierung dabei vergrößert und zusätzlich um ein Kfz-Labor mit 30 Messarbeitplätzen erweitert. Mit den Messarbeitsplätzen soll das Brennstoffzellenauto dann vernetzt werden, die Schüler von diesen aus von den Fachlehrern erstellte Defekte im Fahrzeugsystem diagnostizieren lernen. Dies, aber auch einmal richtig ran an den Hyundai „ix35 Fuel Cell“ dürfen Noah, Deniz, Nico und Co. indes erst im dritten Lehrjahr. „Ich hab’“, verrät Noah, „aber schon einmal unter die Motorhaube geguckt.“