Hattingen. Das neue Konzept zur Unterbringung Obdachloser in Hattingen lässt sich vorerst nicht in allen Punkten umsetzen. Das ist der Stand der Dinge.
Die Stadt Hattingen legt Teile des Ende 2018 beschlossenen Konzeptes zur Unterbringung Obdachloser fürs Erste auf Eis. Konkret: Weil sich für die Einrichtung eines Tagesaufenthalts für Obdachlose bis heute kein Träger gefunden hat, dürfen alle Bewohner der Werksstraße 40 die Obdachlosenunterkunft weiterhin rund um die Uhr nutzen. Ursprünglich geplant war, die Räumlichkeiten dort seit diesem Frühjahr nur noch als Nachtschlafstätte für so genannte nicht resozialisierbare Fälle vorzuhalten.
Tagsüber sollten die Obdachlosen sich in der Einrichtung nicht aufhalten dürfen, so sah es das im November 2018 der Sozial- und Gesundheitsausschuss beschlossene Konzept vor. Eine alternative Anlaufstelle allerdings sollte ein Träger anbieten – in der sich die Obdachlosen tagsüber aufhalten können, es Waschmöglichkeiten, Getränke, eine warme Mahlzeit gibt. Doch bis heute, so erklärte Marcel Rudka vom Fachbereich Soziales und Wohnen, gebe es dafür keinen einzigen Interessenten. Womöglich, weil es keine geeigneten Räume gebe und ein solches Angebot (zu) teuer sein könne.
„Interesse daran, dass die untergebrachten Wohnungslosen vernünftig betreut sind“
Zwar habe die Stadt grundsätzlich „nur die Aufgabe, Obdachlosen einen Nachtaufenthalt zu gewährleisten“, so Rudka. Aber: „Wir haben durchaus ein Interesse daran, dass die untergebrachten Wohnungslosen vernünftig betreut sind.“
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Die Folge: Die Obdachlosenunterkunft an der Werksstraße 40 bleibt fürs Erste rund um die Uhr offen. Derzeit 20 Plätze für wohnungslose Männer sind dort vorhanden, aktuell untergebracht, so Rudka, seien dort 15, „überwiegend einzeln in fest zugeteilten Zimmern“. Diese Art der Unterbringung sowie die Tatsache, dass in der Gemeinschaftsunterkunft an der Werksstraße inzwischen eine zusätzliche Sicherheitskraft in den Abend- und Nachtstunden vor Ort ist, habe die Situation dort „erheblich entspannt“ und für mehr Sicherheit der Bewohner gesorgt, so Rudka. Eine geplante Verlegung des Eingangsbereiches hin in Richtung des Eingangs Flüchtlingsunterkunft soll bei gleichen Personal künftig zudem Zugangskontrollen ermöglichen.
Hochwasser hat auch Schäden in der Gemeinschaftsunterkunft verursacht
Diese Umbauarbeiten indes hat das Hochwasser vom Juli fürs Erste „weggespült“. Denn Elektrik und Heizungsanlage in der Gemeinschaftsunterkunft wurden durch die Flut derart stark beschädigt, dass erst diese Arbeiten abgeschlossen werden müssten, bevor eine Verlegung des Eingangsbereichs erfolgen könne, so Rudka.
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>>> Zahl der Obdachlosen hat in Hattingen deutlich zugenommen
Die Obdachlosigkeit habe auch in Hattingen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, sagt Marcel Rudka vom Fachbereich Soziales und Wohnen. Habe es vor einigen Jahren erst eine Handvoll Obdachlose in dieser Stadt gegeben, „so hat sich die Zahl bis heute vervielfacht“. Aufgrund steigender Fallzahlen, begrenzter Unterbringungsmöglichkeiten und einem auch dadurch bedingten steigenden Aggressionspotenzial einiger Bewohner erfolgte denn auch 2018 ein Beschluss zur Neukonzeption – und unter anderem der räumlich getrennten Unterbringung von so genannten resozialisierbaren und nicht resozialisierbaren Obdachlosen.
Aktuell bekannt sind Rudka dabei 20 Obdachlose, neben den 15 Männern in der Werkstraße 40 sind drei Personen - zwei Männer, eine Frau – in angemieteten Wohnungen auf der Bochumer Straße 121 untergebracht, zwei Frauen zudem in städtischen Wohnungen. Entsprechend der Neukonzeption des Obdachlosen-Konzeptes sind im städtischen Gebäude an der Bochumer Straße 123 zudem fünf Trainingswohnungen für je eine obdachlose Person entstanden. Hier soll so genannten „resozialisierbaren“ Wohnungslosen der Weg aus der Obdachlosigkeit zurück in eine eigene Wohnung und ein selbstbestimmtes Leben geebnet werden – auch mit Hilfe von Sozialarbeitern. Entsprechende Antragsverfahren zur Kostenübernahme durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe werden derzeit vorbereitet.