Hattingen. Das Stadtmuseum in Hattingen widmet der Ruhr seine neue Ausstellung. In der spielt auch Deutschlands größter Maler Gerhard Richter eine Rolle.

Alte Schriften und Aufzeichnungen von 1890 sind in der Ausstellung „Flussgeschichten - Das Ruhrtal im Wandel der Zeit“ zu sehen.
Alte Schriften und Aufzeichnungen von 1890 sind in der Ausstellung „Flussgeschichten - Das Ruhrtal im Wandel der Zeit“ zu sehen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Im Erdgeschoss des Stadtmuseums in Blankenstein befindet sich in diesen Tagen vieles im Fluss. Denn die nächste Wechselausstellung naht. Am Sonntag, 16. Mai, dem Internationalen Museumstag, soll sie eröffnet werden. Erkunden können Bürger und Bürgerinnen von da an bis hinein in den August „Flussgeschichte(n)“ von der und über die Ruhr. Und sich auseinandersetzen mit dem Ruhrtal im Wandel der Zeit.

Eröffnet wird die Ausstellung rein digital

Zwar betont Museumsleiterin Gudrun Schwarzer-Jourgens, dass die Eröffnung der Schau rein digital stattfindet. In Form eines vorab gedrehten Videos, das am 16. Mai auf der Internetseite des Museums abrufbar ist (www.hattingen.de/stadt_hattingen/Bildung%20und%20Kultur/Stadtmuseum/). Ansonsten hofft Schwarzer-Jourgens indes, dass die Corona-Inzidenz es baldmöglich möglich macht, Bürgern die Ausstellung „Flussgeschichte(n)“ nicht nur in Form von Videos zeigen zu können. Um diesen die Ruhr bei einem Vor-Ort-Besuch (noch) erlebbarer machen zu können.

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Modell einer Ruhraak (um 1840).  Es erinnert in der Ausstellung „Flussgeschichten“ an die Zeit, als diese Schiffe im 19. Jahrhundert zu Beginn der Industrialisierung in Massen Kohle, Holz und Stein über die Ruhr transportierten.
Modell einer Ruhraak (um 1840). Es erinnert in der Ausstellung „Flussgeschichten“ an die Zeit, als diese Schiffe im 19. Jahrhundert zu Beginn der Industrialisierung in Massen Kohle, Holz und Stein über die Ruhr transportierten. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das Team des Stadtmuseums bietet dabei viel auf für diese Schau, zu der der Essener Peter Bankmann den Anstoß gab. Hatte dieser doch nach seinem Buch über „Das Ruhrtal im Wandel der Zeit“ Kontakt zu Schwarzer-Jourgens aufgenommen, weil er „ihr“ Stadtmuseum für einen guten Schauplatz hielt, um eben dieses Thema auch visuell zu bespielen.

Entwicklung des Ruhrtals erlebbar machen

Und so wird nun ebendort die Entwicklung des Ruhrtals erlebbar gemacht. Von der Agrarlandschaft über die Veränderungen im Zuge der Industrialisierung und schließlich der Renaturierung, die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts begann, als die Ruhr immer weniger für Kohlentransporte gebraucht wurde, weil der Bergbau in den Norden des Reviers wanderte. Bis hin zum heutigen Ruhrtal als Freizeitlandschaft. „Unsere Ausstellung soll ein Brückenschlag sein, Geschichte(n) von der Ruhr veranschaulichen von der Quelle bis zur Mündung einerseits, andererseits ein Gang sein durch die Geschichte“, sagt Gudrun Schwarzer-Jourgens.

Online-Workshop zur Ausstellung

Das Stadtmuseum in Blankenstein organisiert einen Online-Workshop zur Ausstellung „Flussgeschichten“ für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene. Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Experimentierfreude sollten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen jedoch mitbringen, denn es werden verschiedene Techniken erprobt.Der Workshop findet an drei aufeinanderfolgenden Dienstagen statt: am 11., 18. und 25. Mai von jeweils 18 bis 19.30 Uhr. Anmeldung: 02324/204-3522, -3521, Mail: stadtmuseum@hattingen.de. Weitere Informationen erhalten die Teilnehmer bei der Anmeldung. Eine Kreativtasche to go kann nach erfolgter Anmeldung im Stadtmuseum, Marktplatz 1-3, abgeholt werden.Teilnahmekosten inklusive Material: zwölf Euro. Einen Malkittel oder alte Kleidung, Wasserfarben, Filz-, Bunt- und Klebestifte, Schere, Föhn und alte Handtücher sollten Teilnehmer für den Kurs zu Hause parat haben.

Altes Gemälde mit Blick ins Ruhrtal. Bilder wie dieses können sich Besucher der Ausstellung „Flussgeschichten“ in einer Art Gastwirtschaft ansehen, die im Ausstellungsraum des Stadtmuseums entsteht.
Altes Gemälde mit Blick ins Ruhrtal. Bilder wie dieses können sich Besucher der Ausstellung „Flussgeschichten“ in einer Art Gastwirtschaft ansehen, die im Ausstellungsraum des Stadtmuseums entsteht. © FUNKE Foto Services | alter Fischer

Visualisiert wird das in der – unter anderem von der NRW-Stiftung, dem NRW-Heimatministerium und der Sparkassen-Stiftung Hattingen geförderten – Schau anhand von Fotocollagen und Bildtexten. Aber auch eine Nachbildung der 219 km langen, ursprünglich sehr wilden und windungsreichen Ruhr von der Quelle nahe Winterberg bis zur Mündung bei Duisburg-Ruhrort auf dem Boden des Ausstellungsraums gibt es zu sehen. Und auch sonst enthält die mit einer Gestalterin konzipierte Schau viele schöne Details. So etwa wird eine Ruhraak im Miniformat zu sehen sein – in Erinnerung an die Zeit, als diese Schiffe im 19. Jahrhundert zu Beginn der Industrialisierung in Massen Kohle, Holz und Stein über die Ruhr transportierten.

Gerhard Richter verewigte 1969 die Ruhrtalbrücke in Öl

In einer Art Gastwirtschaft können Besucher in Literatur rund um Ruhr und Ruhrtal stöbern. Und sich Gemälde von diesen ansehen – darunter auch ein Repro von Deutschlands größtem Maler Gerhard Richter, der 1969 die Ruhrtalbrücke in Öl verewigt hat. Wie? Nun, auch das ist im Stadtmuseum in einem Film zu sehen. Und schließlich wird sogar eine Holzbrücke mitten im Ausstellungsraum erbaut – mit einer großformatigen Abbildung darunter. Diese zeigt eine private eiserne Fußgänger-Hängebrücke, die der Unternehmer Bernhard Wilhelm Funcke einst von seiner Herdecker Villa über die Ruhr erbaute, um seine Fabrik in Hagen jederzeit ohne große Umwege erreichen zu können. Der Mäuseturm im 1929 fertiggestellten Hengsteysee ist bis heute erhalten.

Viele solch’ spannender Flussgeschichte(n) gebe es erzählen, betont Bankmann. „Wir können hier aber nur anreißen.“ Um zumindest anzudeuten, was die Ruhr alles ist. Ein Fluss, wie der inzwischen verstorbene Journalist Jörg Bartel einmal geschrieben hat, der heiße „wie eine unappetitliche Krankheit“. Bei dem man also an alles denke, „nur nicht an einen fischreichen, sauberen, geschichtssatten, sagenhaft schönen Fluss“.

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