Hattingen. Das Dinner auf Rädern verdankt seinen Siegeszug der Corona-Pandemie. Drei Gastronomen bieten es in Hattingen an und erklären die Spielregeln.
Wohnmobil-Dinner, der aktuelle Shootingstar der Gastronomie, hat Hattingen erreicht. Der Siegeszug hat im vergangenen Jahr in den Sozialen Netzwerken begonnen und sich schnell verselbstständigt: Nur drei Monate nach Gründung der Facebookgruppe zählt sie bereits mehr als 34.000 Mitglieder und mehr als 900 Restaurants machen mittlerweile deutschlandweit mit. Seit kurzem sind auch drei Hattinger Gastronomen dabei: „Zum Hackstück“-Chef Harald Hugenbruch, Michael Schläfke, Inhaber des „Krans im Katzenstein“ und „Da Mario“-Mitarbeiter Sebastian Rottschy erklären, was es mit dem „WoMo-Dinner“ auf sich hat.
Was genau ist ein Wohnmobil-Dinner und was müssen Interessierte mitbringen?
Harald Hugenbruch: „Mitbringen muss man gute Laune und natürlich ein Wohnmobil – der eigene Pkw gilt nicht. Das Wohnmobil parkt man nach Anmeldung auf dem Restaurant-Parkplatz, das Essen liefern wir an die Wohnmobiltür – und zwar wie im Restaurant: Tischdecke, Porzellan, Stoffserviette und Gläser sind ein Muss! Personen, die ein Wohnmobil besitzen, sind nun privilegiert, sie können nämlich im Gegensatz zu allen anderen auch während des Lockdowns quasi auswärts essen.“
Wie läuft so ein Wohnmobil-Dinner im Detail ab?
Harald Hugenbruch: „Erst das Organisatorische: Bei der Anmeldung möchten wir die Mobilgröße erfahren, unsere Gäste erhalten nach Ankunft ein Infoblatt mit Verhaltensregeln. Unser Service stellt dann einen Tisch neben das Wohnmobil und auf diesem wird alles wie im Restaurant angerichtet. Die Gäste holen sich dann alles ins Wohnmobil, wir betreten es nicht. Zwischendurch klopft der Service an der Tür um zu fragen, ob es noch Wünsche gibt, die Rechnung kommt später im Körbchen.“
Sebastian Rottschy: „Bei uns kann man die gesamte Anmeldung auch online erledigen – inklusive Essensauswahl und Bezahlung – gerade optimieren wir den Buchungsvorgang. Wir bringen eine Kiste mit allem Nötigen wie Tischdecke, Besteck, und auch einer Kerze für die gemütliche Atmosphäre zum Wohnmobil.“
Was bekommen die „Camper“ zu essen?
Michael Schläfke: „Bei uns kann man ein Zwei-Gang-Menü wählen und auch Gerichte aus unserer kleineren Lockdown-Speisekarte.“
Harald Hugenbruch: „Wir bieten als WoMo-Dinner ausschließlich Drei-und Vier-Gang-Menüs an.“
Sebastian Rottschy: „Wir haben abgesehen von unserer Lockdown-Karte auch mehrgängige Menüs zusammengestellt.“
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Werden Sie Interessierten ohne Wohnmobil ein Gefährt auf ihrem Parkplatz zur Verfügung zu stellen?
Michael Schläfke: „Nein, denn das wäre praktisch dasselbe, als wenn Gäste in unserem Restaurant essen, das ist aktuell nicht erlaubt. Man muss hier wirklich ganz klar die Regeln einhalten. Nicht erlaubt ist es den Gästen aus Coronaschutzgründen übrigens außerdem, auf dem Gelände herumzulaufen oder auch im Wohnmobil auf dem Restaurant-Parkplatz die Nacht zu verbringen.“
Wohnmobil-Dinner deutschlandweit und in Hattingen
Der Siegeszug der WoMo-Dinner-Idee begann 2020 auf Facebook, Dinner-Fans und Gastronomen tauschen sich über die Facebook-Gruppe aus: www.facebook.com/groups/wohnmobildinner.Laut der Karte auf www.womo-explorer.de/entdecken/ gibt es aktuell in Deutschland 933 teilnehmende Restaurants, 70 in NRW, drei in Hattingen – 160.000 Zugriffe auf die Karte seien im Januar 2021 gezählt worden.Zum Hackstück, WoMo-Dinner-Tage: Freitags und Samstags. Anmeldung unter: 02324-9066-0 Infos auf: www.hackstueck-hattingen.deKrans im Katzenstein, WoMo-Dinner-Tage: Täglich Donnerstags bis Sonntags.Anmeldung unter: 02324-31209 Infos auf: www.krans-im-katzenstein.deDa Mario, WoMo-Dinner-Tage: Freitags, Samstags und Sonntags. Infos und Anmeldung auf www.birschel-muehle.de/restaurant oder via Telefon: 02324-3447760.
Halten sich denn die Gäste an die Regeln?
Harald Hugenbruch: „Ja, sie haben dafür definitiv Verständnis und halten sich auch zu 100 Prozent an die Regeln – sie sind ja auch froh, dass es diese Möglichkeit gibt und so soll es auch bleiben!“
Haben Sie bisher auch negative Erfahrungen mit dem Konzept gemacht?
Sebastian Rottschy: „Nein, man merkt den Gästen auch deutlich an, wie glücklich sie sind, mal wieder auswärts zu essen.“
Harald Hugenbruch: „Es ist für beide Seiten ein klares Win-Win.“
Läuft das Konzept bei ihnen unter „Werbemaßnahme“ oder ist es ein Zusatzgeschäft?
Harald Hugenbruch: „Die bisherigen Einnahmen sind gering, wir sehen es eher als Werbemaßnahme, um im Gespräch zu bleiben. Zum WoMo-Dinner waren bei uns auch bisher nur Gäste von auswärts, die uns noch nicht kannten.“
Sebastian Rottschy: „Wir hatten bisher erst vier Wohnmobile da, die Einnahmen sind also bisher nicht der Rede wert, aber wer weiß, was sich daraus entwickelt. Im Moment sind wir einfach froh, dass wir wieder Gerichte auf Tellern anbieten können und uns fühlen, als hätten wir ein Restaurant und keinen Lieferservice! Wenn es gut angenommen wird, können wir uns auch vorstellen, es später auf dem Platz gegenüber, dem Campingplatz Ruhrbrücke, weiterzuführen – darüber haben wir sogar schon mit der Besitzerin gesprochen.“
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