Hattingen/ Bochum. Die IHK Mittleres Ruhrgebiet muss sich einen neuen Präsidenten suchen. Unternehmer Wilfried Neuhaus-Galladé tritt 2021 nicht erneut an.
Sie eine große, vielleicht die größte Veränderung ihrer Geschichte hinter sich: Aus der einst beschaulichen, von Kritikern auch als „träge“ titulierten Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet ist ein innovativer Dienstleister geworden. Und der muss sich auf die Suche nach einem neuen Aushängeschild machen.
Der aktuelle IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé wird bei den Wahlen zur IHK-Vollversammlung Ende 2021 nicht mehr antreten und strebt damit keine zweite Amtszeit als IHK-Präsident an. Er habe dann „die Altersgrenze erreicht“ und wolle „Platzmachen für Jüngere“, sagte der Wittener Unternehmer bei der jüngsten Vollversammlung bei G-Data an der Königsallee in Bochum.
Staub aus verkrusteten Strukturen geklopft
Der 63-Jährige hatte 2017 die Nachfolge von Brauerei-Chef Jürgen Fiege angetreten. Bemüht hat er sich seit dem u. a. darum, die Ausbildungsbereitschaft von Unternehmen zu steigern sowie den Auszubildenden und den Ausbildern mehr Anerkennung zu zollen. Und in seiner Amtszeit ist der von IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik organisierte Umbau der Kammer gelungen. Diese hat 2017 damit begonnen, sich den Staub von zum Teil verkrusteten Strukturen zu klopfen. „Das ist das, was Unternehmen von einer Kammer erwarten: die bis zur Vollendung betriebene Kundenorientierung“, so Wilfried Galladé-Neuhaus damals.
Namhafte Vizepräsidenten auf der Longlist
Nächstes Jahr will er den Staffelstab weitergeben. Gute Tradition hat es in der Kammer, eine bewährte Kraft „aus der zweiten Reihe“ in die erste zu bitten. Und da bieten sich einige respektable Kandidaten an, die momentan als Vize-Präsidenten der IHK fungieren; so wie der aktuelle Präsident vor 2017 auch. Vizepräsidenten und damit unweigerlich auf der Longlist für die Nachfolge von Wilfried Neuhaus-Galladé sind Modehändler Andor Baltz (Bochum), Unternehmer Philipp Böhme (Creditreform Bochum), Unternehmer Henrich Kleyboldt (Herne), Lebensmittel-Einzelhändler Stefan Lenk (Bochum), Möbelhaus-Inhaber Rolf Ostermann (Witten), Maschinenfabrik-Inhaber Christopher Schäfer (Witten) und Transport-Unternehmer Jörn-Heinrich Stratmann (Witten).
Digitalisierung hat Firmen vorangebracht
Neben der zentralen Personalie wird die Kammer in nächster Zeit auch eine Satzungsänderung beschäftigen. So sollen die Vollversammlung – das regionale Parlament der Wirtschaft in Bochum, Herne, Hattingen und Witten – ebenso verkleinert werden wie das Präsidium. Unmittelbar nach den Sommerferien sollen die Änderungen im Rahmen einer außerordentlichen Vollversammlung verabschiedet werden.
Beschäftigt hat sich die IHK-Gremium auch mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf die unterschiedlichen Branchen in der Region. „Industrieunternehmen berichteten von starken Umsatzeinbrüchen und einem dramatischen Rückgang der Auftragseingänge. Der Handel hat – nach sieben Wochen geschlossener Läden – die Lager mit nichtverkaufter Ware voll, verzeichnet starke Umsatzverluste und lebt in der Sorge, dass Zulieferer die Krise nicht überstehen könnten. Unterschiedlichste Dienstleister sehen sich mit Auftragsstornierungen konfrontiert“, fasst IHK-Sprecher Jörg A. Linden zusammen. Dennoch habe in der Diskussion auch immer Hoffnung mitgeschwungen: So habe die Pandemie die Digitalisierung in den Unternehmen deutlich vorangetrieben – ein sinnvoller Trend, der nichtzurückgedreht werden sollte, wie es heißt.