Bochum. Viele Branchen sind Corona-bedingt im freien Fall. Die Konjunkturumfrage unter Arbeitgebern im Mittleren Ruhrgebiet verheißt nichts Gutes.
Geschlossene Schulen und Kitas, Einschränkungen des öffentlichen Lebens, Absage von Veranstaltungen – nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche sind von der Corona-Krise betroffen. Nicht zuletzt die Wirtschaft. Kurzarbeit, Lieferengpässe, Existenzängste von Firmeninhabern und Beschäftigten. „Es hat die Wirtschaft schwer getroffen“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände (AGV) Mittleres Ruhrgebiet mit Sitz in Bochum. Die Rede ist von einem „massiven Einbruch“.
Dass die Zahlen der Konjunkturumfrage für 2020 im Bereich Mittleres Ruhrgebiet keine rosigen sein würden, damit hat in der AGV-Geschäftsstelle an der Königsallee jeder gerechnet – zumal schon die Herbstumfrage 2019 ein trübes Bild gezeichnet und sich auch ohne Corona ein Abschwung angedeutet hat. Aber dass sie so „grottenschlecht" sind, so der AGV-Hauptgeschäftsführer unverblümt, damit haben wohl selbst die größten Pessimisten nicht gerechnet. Erlhöfer: „Wir haben es befürchtet. Nun haben wir es schwarz auf weiß,“ Der Anteil von Unternehmen, die die aktuelle Geschäftslage als „gut“ bezeichnen, hat sich gegenüber dem Vorjahr fast halbiert. Er ist von 88 Prozent im Frühjahr 2019 auf nunmehr 48 Prozent gesunken.
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Düstere Aussichten für die nächsten Monate
„Das ist ein Absturz“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Und derzeit sieht es so aus, als ob dieser Absturz ähnlich tief und heftig verlaufen wird wie der 2008/09 bei der Finanzkrise. Noch sind die Werte zwar nicht so tief im Keller wie damals (Grafik). Aber die Konjunkturprognosen der befragten Unternehmen deuten auf einen anhaltenden Sinkflug. Nur 30 Prozent haben positive Geschäftserwartungen – vor zwölf Monaten waren es immerhin noch 63 Prozent. Es gibt Ausnahmen, etwa in der Chemiebranche in Teilen der Verpackungswirtschaft. Aber in vielen Branchen, nicht zuletzt in Metall und Elektro – gerade bei den Automobilzulieferern – sieht es bitter aus.
Umsatzeinbrüche könnten zu Entlassungen führen
Die Corona-Pandemie führte auch im mittleren Ruhrgebiet zu einem starken Wirtschafts-Einbruch. Massive Auftragseinbrüche im In- und Ausland führten zu einem deutlichen Umsatzrückgang. Nur 31 Prozent der befragten Unternehmen meldeten gleichbleibend gute oder bessere Umsätze. 58 Prozent meldeten schlechtere Umsätze.
Knapp 37 Prozent der Unternehmen planen Stellenabbau, nur knapp drei Prozent gehen von mehr Beschäftigung aus. Dazu passen die Zahlen zur Kurzarbeit. Aktuell fahren rund 39 Prozent der Betriebe Kurzarbeit, etwa 25 Prozent planen dies in näherer Zukunft.
Geschäftserwartungen (minus 52 Prozent), Umsatzerwartungen (minus 41 Prozent), Auftragserwartungen aus dem Inland (minus 54 Prozent). Viele Firmen haben düstere Aussichten, nachdem es schon in den vergangenen Monaten starke Einbrüche in diesen und anderen Bereichen gegeben hat. Immerhin gibt es kleine Lichtblicke. In Sachen Ausbildungsplanung (plus drei Prozent) gibt es für 2021 einen positiven Wert; wohl deshalb, weil sich die Unternehmen auch und gerade nach dem Krise weiter dem Thema Fachkräftemangel widmen müssen.
Mehr Investitionen nur im Ausland
Und die Investitionen sollen wieder hochgefahren werden. Während sie momentan im Keller sind (minus 55 Prozent bei Auslandsinvestitionen und minus 51 Prozent bei Investitionen im Inland) soll im zweiten Halbjahr wieder mehr investiert werden. Der Haken dabei: Der Inlands-Wert bleibt negativ (minus 33 Prozent), nur im Ausland (plus 17 Prozent) die Betriebe mehr tun. „Das kann ich im Moment nicht erklären“, gesteht Dirk W. Erlhöfer.
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Viele Unternehmen sind verunsichert
Zu befürchten sei auf jeden Fall ein Einbruch auf dem Arbeitsmarkt. Während es momentan nur wenige betriebsbedingten Kündigungen gebe, könnten zahlreiche Kurzarbeitermaßnahmen mittelfristig doch zu Entlassungen führen. Der ermittelte Wert für Personalplanungen (minus 34 Prozent) lässt kaum eine andere Prognose zu.
Dementsprechend bitter lautet das Fazit der AGV: „Die Krise wird noch länger anhalten“, so der Hauptgeschäftsführer. .„In vielen Gesprächen mit Unternehmern spüren wir Verunsicherung. Keiner weiß, wann die Wirtschaft – auch international – wieder richtig anspringt. Das macht vor allem Personal- und Investitions-Planungen schwierig.“