Das Bistum Essen hat Benedikt Poetsch der Pfarrei St. Peter und Paul in Hattingen zugeteilt. Der 31-Jährige hat sich dort viel vorgenommen.

Wissenschaft oder Praxis? Diese Frage stellte sich Benedikt Poetsch (31), als er kurz vor Abgabe seiner Doktorarbeit stand. Er hatte Katholische Theologie in Bochum studiert und konnte 2013 eine Promotion zum Thema „Berufung“ anschließen.

„Es war ein langer Entscheidungsprozess“, erinnert sich Poetsch. Mit Blick auf seine bisherige Biografie stand für ihn fest: „Ich wollte es praktisch werden lassen.“ Deshalb hat er im August seine dreijährige Assistenzzeit zum Pastoralreferenten angetreten. Zugeteilt wurde ihm vom Bistum Essen die Pfarrei St. Peter und Paul.

Hattingen kannte der gebürtige Gelsenkirchener vorher nicht, und er ist positiv überrascht, von der Altstadt und der hügeligen, grünen Landschaft. „Ich habe mir vorgenommen, viel mit dem Rad zu fahren. Mal sehen, wie ich das hinbekomme.“

Poetsch wird ohne Weihe „Laie“ bleiben

Einen Überblick über die verschiedenen Pfarreistandorte bot ihm Pfarrer Andreas Lamm, der während der drei Jahre auch sein Mentor sein wird, gleich zu Beginn. „Bei der kleinen Pfarreitour habe ich etwas über die unterschiedlichen geschichtlichen Hintergründe der einzelnen Orte erfahren und bemerkt, welch eine große Vielfalt in der Pfarreistruktur herrscht.“

Erst wenige Tage war der 31-Jährige bisher in Hattingen, da er immer wieder nach Münster muss, um dort den theoretischen Teil der Assistenzzeit vermittelt zu bekommen. Vor allem in pastoraltheologischer und -psychologischer Hinsicht werden die Assistenten dort ausgebildet, weiß Ingelore Engbrocks, Ausbildungsleiterin des Bistums Essen. Sie ist Expertin für die vier prägenden Berufsgruppen des Bistums Essen: Diakone, Priester, Gemeinde- und Pastoralreferent.

Benedikt Poetsch hätte mit seinem Studienabschluss auch den Weg des Priesters einschlagen können. Sein künftiger Berufsalltag wäre dann aber ein anderer. „Im Gegensatz zum Priester erhält der Pastoralreferent nicht die Weihe. Stattdessen werden die Assistenten nach drei Jahren vom Bischof beauftragt“, erklärt Engbrocks. Poetsch wird ohne Weihe „Laie“ bleiben, darf etwa keine Heilige Messe halten oder die Beichte abnehmen.

„Jeder Mensch hat eine spirituelle Ader“

Udo Kriwett war von 1996 bis 1999 Pastoralassistent in Essen. Heute ist er 60 Jahre alt und immer noch begeistert von seiner „Berufung“. „Ich kenne wirkliche niemanden, der so frei arbeiten kann.“ Als „Laie“ sei er ein Mann aus dem Volke; der Begriff stamme nämlich von dem griechischen Wort Laos ab, was das Volk bedeutet.


„Als normaler Gläubiger habe ich als Pastoralreferent die Chance, die Verbindung zwischen Leben und Glauben herzustellen. Das Leben verdient Erhöhung und Vertiefung und das passiert am besten im Glauben“, findet Kriwett. Sein Wunsch ist es, Menschen in Kontakt mit Gott zu bringen.

Viele empfänden die alten Rituale der Kirche nicht mehr zeitgemäß, deshalb geht er moderne Wege. So werden Gottesdienste auch mal im Wald oder der Kneipe abgehalten und Kriwett lädt Menschen zum Grillen in den Pfarrgarten von St. Peter und Paul ein. „Wir wollen das Leben teilen. In der Atmosphäre finden dann auch Gespräche statt, die über Schalke hinausgehen.“ Denn der 60-Jährige ist überzeugt: „Jeder Mensch hat eine spirituelle Ader.“