Hattingen. Die Zahl der Katholiken sank so stark wie seit Jahren nicht. Gottesdienste besuchen immer weniger Menschen. Für Hochzeiten ist Hattingen beliebt.

Die Stadtpfarrei St. Peter und Paul hat 2018 so viele Mitglieder verloren, wie seit Jahren nicht. Nach dem massiven Einbruch bei der Zahl der Gottesdienstbesucher 2017, hat sich auch dieser Negativ-Trend laut Jahresstatistik des Ruhrbistums fortgesetzt. Aber es gibt auch positive Nachrichten. So belegen Hattinger Kirchen bei zwei Werten Spitzenplätze im gesamten Ruhrbistum.

Weniger Gottesdienste in Hattingen

260 Mitglieder mit Hauptwohnsitz in Hattingen hat die Pfarrei 2018 verloren und damit deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Die Gottesdienste vor Ort besucht ohnehin nur ein Bruchteil der Katholiken (7 Prozent). Im vergangenen Jahr wurden durchschnittlich noch einmal 100 Besucher weniger gezählt als zuvor.

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„Die Sorge, dass weniger Menschen kommen, ist eine generelle mit der Veränderung der Gottesdienstzeiten“, sagt Pfarrer Andreas Lamm. 2018 wurde ein Sonntagsgottesdienst gestrichen. Seit Beginn dieses Jahres gilt eine neue Gottesdienstordnung, die wieder für einige Gemeinden Einschnitte bedeutet.

Platz 1 bei der Erstkommunion

Entwicklung der Stadtpfarrei St. Peter und Paul
Entwicklung der Stadtpfarrei St. Peter und Paul © funkegrafik nrw | Miriam Fischer

Lamm betont, man versuche über Qualität die Gemeindemitglieder zu erreichen – über besondere Akzente in der Predigt, über die vielfältige Einbeziehung Ehrenamtlicher. Dazu kommen neue Ansätze, die weg gehen vom klassischen Gottesdienst, wie die „Anders-Gottesdienste“ und Wort-Gottes-Feiern.

Noch ist die Tradition stark in den katholischen Familien. Das zeigt sich an den konstanten Zahlen der Erstkommunionen und Taufen. „Da gibt es auch eine starke soziale Komponente. Wenn Freunde das machen, wollen andere auch“, weiß Lamm. Bei der Erstkommunion belegt die Kirche St. Peter und Paul an der Bahnhofstraße sogar Rang 1 unter allen Standorten des Ruhrbistums, für die Erstkommunionen gemeldet wurden.

Missbrauchs-Skandale wirken sich aus

Kirchen auf der Streichliste

Neben der Kirche St. Johann Baptist stehen auch die Kirchen Heilig Geist und St. Engelbert ab 2020 auf der Streichliste. Angesichts des Sparzwangs fiel das Votum der Gemeinden so aus. Eine Steuerungsgruppe soll sich nun gesondert mit der Frage beschäftigen, wie die Kirchenstandorte auch ohne Mittel aus der Kirchensteuer gehalten werden können.

Vorrangig geht es dabei um die Kirche in Winz-Baak und in Niederbonsfeld. „Dort gibt es eine größere Dringlichkeit als in St. Johannes Baptist“, erklärt Pfarrer Andreas Lamm angesichts des guten Renovierungszustands der Blankensteiner Kirche.

Dennoch kommen weniger Katholiken nach, als die Kirche verlassen. „Skandale wie Missbrauch und Finanzskandale der Kirche kommen direkt an“, erklärt der Pfarrer. Nur wenige derer, die die Kirche aus Unmut verließen, kommen wieder zurück. Gerade vier Wiederaufnahmen verzeichnete die Stadtpfarrei 2018, aber 123 aktive Austritte.

Ein anderer Grund für sinkende Mitgliederzahlen: Die Zahl der Beerdigungen (193) zuletzt deutlich angestiegen. Umso wichtiger ist es für die Pfarrei, Nachwuchs zu begeistern. Lamm: „Wir wollen bei Trauungen, Taufen, Beerdigungen gute Ansprechpartner sein und das Interesse wecken, sich darüber hinaus mit der Kirche zu befassen.“

Traukirche in Blankenstein ist beliebt

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Den zweiten Platz bei den Trauungen im Ruhrbistum belegt übrigens eine Hattinger Kirche – er geht an St. Johannes Baptist in Blankenstein. Ausgerechnet die Traukirche steht ab 2020 mit auf der Streichliste der Gebäude, die nicht mehr durch Kirchensteuermittel unterstützt werden. „Da sind wir am Anfang des Kreises: Weniger Mitglieder bedeutet weniger Kirchensteuer“, sagt Lamm mit Blick auf den Sparzwang.

Die Pfarrei möchte den Standort trotzdem erhalten und dafür ein Konzept entwickeln. „Der Vorteil ist derzeit, dass St. Johannes Baptist gut durchrenoviert ist.“